Wie Japan aus der Krise kommen könnte? Ex-Kanzler Helmut Schmidt in der ZEIT: Nur umfassende Deregulierung kann helfen
Hamburg (ots)
Die nun schon zehn Jahre dauernde Krise der japanischen Wirtschaft wird so schnell nicht zu beenden sein. Zu dieser Einschätzung kommt Altbundeskanzler Helmut Schmidt in der jüngsten Ausgabe der Wochenzeitung DIE ZEIT. Für die von einer Rezession bedrohte Weltwirtschaft sei diese Aussicht "nicht sonderlich erfreulich", so Schmidt. Helfen könnte der japanischen Wirtschaft nur ein "durchgreifendes Deregulierungsprogramm", "mehr Transparenz in den großen Verbundkonzernen" sowie eine "effiziente Bankaufsicht". Unter den gegenwärtigen politischen Verhältnissen sei es allerdings unwahrscheinlich, dass derartige Reformen demnächst in Angriff genommen werden.
Ursache der Krise ist nach Ansicht des Altkanzlers letztlich eine unfähige Politikerkaste. Keine der im Schnitt anderthalbjährlich wechselnden Regierungen habe realisiert, dass die Anfang der neunziger Jahre zusammenbrechenden Aktien- und Grundstücksmärkte zu einer Vertrauenskrise der ganzen Nation führten. Deshalb würden heute selbst Senkungen der Leitzinsen bis auf den Nullpunkt wirkungslos verpuffen. Da es die Machtstrukturen innerhalb der ewigen Regierungspartei LDP reformerisch gesonnenen Jungpolitikern nahezu unmöglich machen sich durchzusetzen, bestehe auch in Hinblick auf die Wahlen im Sommer kaum Hoffnung auf Besserung, zumal in Japan keine leistungsfähige Opposition vorhanden sei. "Es wird deshalb einstweilen bei der wirtschafts- und finanzpolitischen Durchwurstelei bleiben, auch unter einem neuen Ministerpräsidenten." Langfristig geht Schmidt davon aus, dass China den alten Konkurrenten Japan in der wirtschaftlichen Bedeutung überholen wird.
Diese PRESSE-Vorabmeldung aus der ZEIT Nr. 14/2001 mit Erstverkaufstag am Donnerstag, 29. März 2001, ist unter Quellen-Nennung DIE ZEIT zur Veröffentlichung frei. Der Wortlaut des ZEIT-Textes kann angefordert werden.
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