Der Film- und Fernsehregisseur Dominik Graf äussert sich im ZEIT-Gespräch kritische über den Zustand des deutschen Films
Hamburg (ots)
Der Film- und Fernsehregisseur Dominik Graf hat sich in einem Werkstattgespräch in der jüngsten Ausgabe der Wochenzeitung DIE ZEIT kritisch über den Zustand des deutschen Films geäussert. Zwar würden die Budgets seit zehn Jahren in die Höhe schießen, dem stünden aber keine adäquaten Ergebnisse gegenüber: "Wir gebärden uns als hätten wir 'ne supergut funktionierende Industrie. Das ist eine Behauptung. Diese Industrie ist größtenteils subventioniert, sie steht nicht auf eigenen Beinen. Wenn man das Verhältnis Investition / Markt-Ergebnis berücksichtigen würde, dann dürften wir alle nur zu dritt mit ein paar Schauspielschülern und der Videokamera auf der Strasse rumlaufen.
Aber jeder Fernsehfilm kommt stattdessen mit sieben Wohnmobilen und drei Riesenlastern an."
Die Lage im Fernsehen sei für Regisseure wie ihn etwas besser, da gebe es Artenschutz. Aber der Mainstream dort sei oft "ziemlich schlecht" Das gelte aber auch für manche E-Produktionen. Alf sei besser als Jahrestage: "Das klingt jetzt sehr ungerecht und anmaßend, aber Alf ist in meinen Augen besser, weil es die selbst gesteckten Ziele erreicht - Jahrestage nicht."
Im übrigen leide das deutsche Fernsehen wegen des Quotendrucks an einem fast totalitären Emotions-Terror: "Vom ersten Moment an muss im Film geklotzt und zugeseift werden. Die Schauspieler spielen so, als ob sie von Beginn an sagen: 'Hab mich lieb. Bin ich nicht toll?' und der ganze Film, die Kulissen, die Musik schreien einem entgegen: Ich bin großartig, wir haben weder Kosten noch Mühen gescheut, du wirst noch viel Spaß mit mir haben.' Und was man in den 70ern eigentlich überwunden zu haben glaubte, diese Strategie aus Opas Kino, den Leuten sinnlos Eimer von Gefühlen oder wahlweise guter Laune über'n Kopf zu gießen, das kam in den 90ern zurück."
Dominik Grafs neuer Film "Der Felsen" kommt im Herbst in die deutschen Kinos.
Diese PRESSE-Vorabmeldung aus der ZEIT Nr. 16/2001 mit Erstverkaufstag am Mittwoch, 11. April 2001, ist unter Quellen-Nennung DIE ZEIT zur Veröffentlichung frei. Der Wortlaut des ZEIT-Gespräches kann angefordert werden.
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