DIE ZEIT: Haaresbreite bis zum Klon - Fortpflanzungsmediziner Jan Tesarik behauptet, aus einer entkernten Eizelle, einer Köperzelle und einem Spermium einen Embryo erzeugt zu haben
Hamburg (ots)
In der Roger-Abdelmassih-Klinik im brasilianischen Sao Paulo lagern tiefgekühlt zwei ganz besondere menschliche Embryonen. Wie die Wochenzeitung DIE ZEIT in ihrer neuen Ausgabe berichtet, wurden sie mit einer Methode erzeugt, die nur noch um Haaresbreite von der Klontechnik entfernt ist.
Der Schöpfer der Embryonen, der spanische Mediziner Jan Tesarik, spritzte dabei - wie beim Klonen - das Erbgut einer Körperzelle in eine fremde Eizelle. Diese wurde zuvor "entkernt", das heisst, ihr eigenes Erbmaterial wurde entfernt. Damit allerdings kein Klon heranwachsen konnte, spritzte Tesarik zusätzlich noch den väterlichen Samen in das Ei. Nach einigen Stunden hatte die Eizelle das genetische Material aus den zwei fremden Zellen neu sortiert, stieß überschüssiges Erbgut ab und startete die Entwicklung zum Embryo. Allerdings wagten die Forscher vorerst nicht, sie gleich einzupflanzen - sie befürchten Missbildungen und erproben das Verfahren voraussichtlich noch bis zum Jahresende an Kühen. "Haben wir fünf oder zehn gesunde Tiere, können wir die ersten menschlichen Embryonen der Mutter einsetzen", sagt Tesarik.
Bei der Neuordnung des Erbmaterials könnten Fehler auftreten, warnt Davor Solter, Klonexperte am Freiburger Max-Planck-Insitut für Immunbiologie. Der Lübecker Mediziner und Vorkämpfer für die Präimplantationsdiagnostik, PID, Klaus Diedrich, findet das Vorpreschen der Spanier schlicht "unverantwortlich".
Diese PRESSE-Vorabmeldung aus der ZEIT Nr. 26/2001 mit Erstverkaufstag am Donnerstag, 21. Juni 2001, ist unter Quellen-Nennung DIE ZEIT zur Veröffentlichung frei. Der Wortlaut des ZEIT-Beitrags kann angefordert werden
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