Frédéric Beigbeder in der ZEIT: Werbung ist Gift
Hamburg (ots)
Frédéric Beigbeder, 35, ehemaliger Texter der Werbeagentur Young & Rubicam in Paris, stellte in seinem Buch "Neununddreißigneunzig" die Werbebranche bloß - er verlor seinen Job. Im LEBEN der neuen Ausgabe der Wochenzeitung DIE ZEIT träumt er von einem Stromausfall, der bewusst macht, "in welcher Weise wir mit Slogans, Bildern, Logos belästigt werden. Der gewaltätige Druck auf unseren Geist würde vorübergehend entfallen."
Beigbeder: "Ich behaupte, dass Werbung Gift ist. Und ich weiß, was ich sage, denn ich kenne diese Branche von innen. Damals war ich Werbetexter, das heißt, eigentlich war ich eher eine Küchenschabe. Langsam wurde ich einer von denen, die in riesige Gebäude kriechen, Meetings abhalten und stundenlang diskutieren, wie man Wünsche erzeugt. Dabei habe ich kichernd genickt und meinen Beitrag geleistet. Und weil ich eine nette Küchenschabe war, bin ich befördert worden ... Jetzt gibt es keinen Grund mehr, Rücksicht zu nehmen. Ich bin pessimistisch, denn es ist leicht vorstellbar dass alles zu spät ist. Vielleicht wird der Mensch noch ein bisschen Spaß haben und dann verschwinden."
Frédéric Beigbeder glaubt nicht, daß wir auf Werbung verzichten müssen. "Zumindest dann nicht, wenn sie aufrichtig wäre und Informationen liefern würde. Werbung sollte zeigen, wie Dinge hergestellt werden. Also: Wir produzieren Schokolade, in dieser Fabrik bei Stuttgart. In diesem Lastwagen wird sie transportiert. Hier, in diesem Kessel, wird sie erhitzt. Und da sehen Sie Kurt, der für uns arbeitet. Wenn Sie unsere Schokolade nicht kaufen, müssen wir Kurt entlassen. Ungefähr so stelle ich es mir vor."
Diese PRESSE-Vorabmeldung aus der ZEIT Nr. 27/2001 mit Erstverkaufstag am Donnerstag, 28. Juni 2001, ist unter Quellen-Nennung DIE ZEIT zur Veröffentlichung frei. Der Wortlaut des ZEIT-Textes kann angefordert werden.
Für Rückfragen steht Ihnen Elke Bunse, ZEIT-Presse- und Öffentlichkeitsarbeit (Tel. 040/ 3280-217, Fax -558, e-mail:bunse@zeit.de) gern zur Verfügung.
Original-Content von: DIE ZEIT, übermittelt durch news aktuell