"Deutschland sollte großzügiger sein!"
UN-Hochkommissar Ruud
Lubbers kritisiert die Bundesregierung
Hamburg (ots)
Der Chef des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR, Ruud Lubbers, kritisiert die Bundesregierung. In der neuen Ausgabe der ZEIT klagt Lubbers über die wachsende Spendenmüdigkeit für seine Organisation, die für Afghanistan-Flüchtlinge große Anstrengungen unternimmt. Allein in diesem Jahr fehlten im UNHCR-Budget noch 100 Millionen Dollar. Wörtlich sagt Lubbers: "Die Norweger zahlen uns fünf Dollar pro eigenem Einwohner, die Amerikaner einen, die Deutschen aber nur 50 Cents. Deutschland sollte großzügiger sein und verstehen, dass ihm seine Größe auch eine besondere Verantwortung verleiht. Es sollte in humanitären Fragen eine gewichtige Rolle spielen - und stolz auf diese Rolle sein."
Der UN-Hochkommissar plädiert auch dafür, dass der Westen eine begrenzte Zahl von Afghanistan-Flüchtlingen aufnimmt. "Einige Tausend, vielleicht auch einige Zehntausend", sagt Lubbers, "das wäre auf jeden Fall hilfreich und zudem sympathisch. Ich denke dabei vor allem an spezielle Gruppen, an Kinder, an Frauen mit einer bestimmten Bildung und Menschen, die wirklich gegen das Taliban-Regime gekämpft haben."
Zu lange habe die restliche Welt Pakistan und Iran mit den afghanischen Flüchtlingen allein gelassen. "Niemand war bereit, einen Teil der Lasten zu übernehmen, und sich um eine politische Lösung zu bemühen. Dieser Vorwurf trifft auch die islamischen Staaten, sie haben gründlich versagt." Die politische Lösung aber, so Lubbers weiter, müsse "bald Vorrang erhalten. Je schneller Amerikaner und Briten die Region in und um Afghanistan herum verlassen, je eher sie es den islamischen Ländern, der UN und den Hilfsorganisationen überlassen, dort für stabile Verhältnisse zu sorgen, desto weniger droht die Gefahr eines Flächenbrandes."
Das komplette ZEIT-Interview (DIE ZEIT Nr. 43, EVT 18.10.2001) zu dieser Meldung stellen wir Ihnen gerne zur Verfügung.
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