Pipilotti Rist gestaltet das Feuilleton der ZEIT
Hamburg (ots)
Die Künstlerin Pipilotti Rist, 52, hat in der aktuellen Ausgabe der Wochenzeitung DIE ZEIT das ganze Feuilleton gestaltet. Von der Redaktion eingeladen, die insgesamt 12 Seiten ganz nach eigenen Vorstellungen zu bearbeiten, hat die Schweizerin die gesamte Strecke in einen Starschnitt verwandelt. Er zeigt die Künstlerin selbst in Lebensgröße als sogenannte "Fix-it-Frau", eine frei im Raum schwebende Universalhandwerkerin mit dem richtigen Werkzeug für alle Lebenslagen. "Diese Frau kommt zu den Lesern nach Hause und flickt ihnen die kaputten Steckdosen und die ganzen schlechten Verkabelungen hinter dem Sofa", sagt die vor allem für ihre Videoinstallationen gerühmte Künstlerin. Aber auch die zwischenmenschlichen Schwingungen soll die fröhliche Figur auf Vordermann bringen: "Sie würde erst einmal die Wellenlängen der Partner messen und dann dafür sorgen, dass ihre Sinuskurven wieder parallel schwingen."
Mehrere Tage lang setzte Rist das in ihrem Zürcher Atelier entwickelte Konzept mit den ZEIT-Redakteuren in der Redaktion um. Jeder Leser, der eine Schere zur Hand nimmt, kann sich nun seine ganz persönliche Version des Kunstwerks zusammenbasteln. Rist geht es darum, dass der Leser sich seiner eigenen Größe bewusst wird, wenn er in der Zeitung "plötzlich ein Stück Hand oder einen Fuß in normaler Größe sieht. Die Medien bringen ja die Größen ständig durcheinander, indem sie die ganze Welt hinter das Display eines Handys quetschen. (...) Die Wahrnehmung hat mit dem ursprünglichen Abstand absolut nichts mehr zu tun. Daher interessiert mich, dass der Leser beim Öffnen der Zeitung auf sich selbst und auf seine eigene Maßstäblichkeit, auf seine physische Größe zurückgeworfen wird."
Wer aus zwei ZEIT-Ausgaben Vorder- und Rückseiten zusammensetzt, erkennt auch noch ein Portrait von Jean-Paul Belmondo, dem die Künstlerin gleichsam auf der Nase herumtanzt. Was das bedeutet? "Die Leute wollen immer den Sinn und Zweck der Kunst ergründen. Aber Kunst hat keinen zielgerichteten Grund", sagt Rist. "Ich bin schon dafür, dass man das Wort 'Kunst' und die 'Aufgabe' der Kunst auch strapaziert. Wenn ich mit extrem kunstfeindlichen Menschen spreche, dann sage ich: 'Dein Anzug ist ja auch schon eine große kulturelle Leistung! Sonst würdest du in einem Kartoffelsack herumliegen.'"
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