Journalisten müssen über Redaktionsgrenzen hinaus kooperien
Sonia
Mikich und Hans Leyendecker im ZEIT-Gespräch
Hamburg (ots)
Sonia Mikich, Leiterin des ARD-Politmagazins Monitor und der investigative Journalist Hans Leyendecker, Süddeutsche Zeitung, sprechen in der neuen Ausgabe der Wochenzeitung DIE ZEIT über Situation des deutschen Journalismus:
Leyendecker: "Das Problem, das ich mit der Art Journalismus bei Monitor immer hatte, ist die Weltordnung, die er (Klaus Bednarz) immer in allem sieht ... Für mich muss Journalismus ergebnisoffen sein. Sonst wäre ich selbst ein Gemeindeprediger."
Mikich: "Es wäre zu eng, die Haltung von Monitor parteipolitisch links zu sehen. Wir wollen ein kritisches Magazin sein ... eine Haltung zeigen. Wir werden Bereiche beleuchten, die vielleicht rechtens, aber nicht unbedingt richtig sind ... Je mehr Fragen wir stellen, umso mehr diskutieren die Leute, das ist aufklärerisch."
Leyendecker: "Wir müssen unberechenbar sein und die eigenen Werte infrage stellen ... Aufklärung allein ist schon ganz gut - aber das reicht nicht."
Mikich: "Mich interesieren neue soziale Bewegungen. Das Fernsehen hat zum Beispiel die Antiglobalisierungsdiskussion völlig ignoriert ... Vielleicht gelingt es Monitor, mit dem Bilderdiktat fantasievoller umzugehen. Dieser Bilderzwang macht Fernsehen verdammt schwierig."
Leyendecker: "Die Medien müssten untereinander stärker kooperieren. Wenn man merkt, dass eine Geschichte von anderen angefressen wird und nicht mehr machbar ist. Das wird kollegial hier und da gemacht, nur nicht systematisiert. Daran krankt der Journalismus. Ein anderes Problem ist die zunehmende Abhängigkeit der Verlage von Anzeigenkunden - und die Rückwirkung auf Redaktionen. Immer mehr Konzerne bestrafen kritische Artikel mit Anzeigenstopps."
Mikich: "Wir brauchen mehr Journalisten von der Sorte eines Jeremy Paxman in England, der Politikern unbeirrbar 14-mal dieselbe Frage stellt, wenn sie ihm nicht antworten. Das will ich auch bei uns sehen. Ich weiß nicht, ob ich persönlich die guten Nerven dazu häte. Aber es ist mein Ziel."
Das komplette ZEIT-Interview (DIE ZEIT Nr. 3, EVT 10.01.2002) zu dieser Meldung stellen wir Ihnen gerne zur Verfügung.
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