Neue schwarze Kassen der Müllbranche in der Schweiz
Hamburg (ots)
Zum ersten Mal spricht ein Insider über die Machenschaften der Müllindustrie. Der Maschinenbauingenieur und "Entsorgungsspezialist" Hans Reimer hat in der neuen Ausgabe der Wochenzeitung DIE ZEIT den Preussag- und den ABB-Konzern schwer belastet. Der Preussag Konzern habe "in Genf eine Clearingstelle zur Umverteilung von Schwarzgeldern unterhalten, überwiegend für Auslandsobjekte", sagt Reimer, der mit seinem inzwischen verkauften Unternehmen Göpfert, Reimer & Partner die Hälfte der deutschen Müllverbrennungsanlagen mitgeplant hat. Über diese Clearingstelle seien "im Jahr so ungefähr 20 Millionen Mark" bewegt worden. Auch der ABB-Konzern habe in Zürich und Luzern ähnliche Einrichtungen gehabt, über die "ebenfalls hohe zweistellige Millionenbeträge abgewickelt wurden". ABB gehört zu den führenden Unternehmen beim Bau von Müllverbrennungsanlagen.
Nach Angaben von Hans Reimer gehören direkte und indirekte Korruption zum täglichen Geschäft der Abfallindustrie. "In der Müllbranche", sagt er, "wurde dafür ein neuer Begriff geprägt: Beatmung." Alle Volksparteien und die Freien Wählervereinigungen in Baden Württemberg "sind für Beatmung empfänglich". Oft seien es eher geringe Fälle von Korruption gewesen. "So wurde zum Beispiel für einen wichtigen Kommunalpolitiker, der gerade sein Haus baute, die Heizungsinstallation abgezweigt, oder er bekam den Beton für die Fundamente geliefert." Den Kölner Müllskandal, bei dem 29 Millionen Mark Bestechungsgelder geflossen sein sollen, hält auch Reimer für die "Spitze des Eisbergs".
Gegen den 69jährigen Maschinenbauingenieur Hans Reimer läuft zur Zeit in Hamburg ein Strafverfahren wegen Steuerhinterziehung im Zusammenhang mit dem Bau mehrerer Müllverbrennungsanlagen. Das Bundeskriminalamt nennt ihn den "Schreiber der Müllbranche".
Das komplette ZEIT-Interview (DIE ZEIT Nr. 12, EVT 14.03.2002) zu dieser Meldung stellen wir Ihnen gerne zur Verfügung.
Für Rückfragen melden Sie sich bitte bei Elke Bunse oder Verena Schröder, ZEIT-Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, (Tel.: 040/ 3280-217, -303, Fax: 040/3280-558, e-mail: bunse@zeit.de, schroeder@zeit.de).
Original-Content von: DIE ZEIT, übermittelt durch news aktuell