Todeskandidat Aghadscheri: Iranischer Klerus strebt totale Macht an
Hamburg (ots)
Der iranische Historiker Haschem Aghadscheri wurde am 6. November in seinem Heimatland zum Tode verurteilt, weil er in einer radikalen Rede die herrschende Geistlichkeit angegriffen hatte. Er habe sich, so seine Richter, der "Blasphemie" und der "Beleidigung des Propheten" schuldig gemacht. Seit Aghadscheris Verhaftung wird das Land von Studentenprotesten erschüttert.
DIE ZEIT veröffentlicht die Rede des Historikers. Im Iran, so Aghadscheri, hätten sich die religiösen Institutionen ohne alle Legitimation in Regierungsinstitutionen verwandelt. Der iranische Klerus halte seine Gläubigen in Unmündigkeit und strebe die totale Macht an: "Die religiösen Führer haben uns gelehrt, dass es ein Verbrechen sei, den Koran auf eigene Faust auszulegen". Zwischen Klerus und Volk bestehe ein Verhältnis wie zwischen Herr und Gefolge. Im Land herrsche geistige Sklaverei. Was dem Iran fehle, sei "ein islamischer Humanismus", ja, ein "iranischer Protestantismus": "Wir brauchen eine Religion, die die Rechte von jedermann respektiert - nicht eine Religion, die auf den Leuten herumtrampelt."
Aghadscheris Anwalt hat gegen das Todesurteil Berufung eingelegt. Der Ausgang des Prozesses gilt als entscheidend für die gesellschaftliche Entwicklung im Iran.
Den kompletten ZEIT-Beitrag (DIE ZEIT Nr. 52, EVT 18. Dezember 2002) dieser Meldung stellen wir Ihnen gerne zur Verfügung.
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