Regisseur Calixto Bieito: Ich bin doch kein Opern-Zerstörer
Hamburg (ots)
Er ist einer der umstrittensten Regisseure unserer Zeit. Wegen seiner skandalumwitterten Inszenierungen haben allein in Hannover mehrere tausend Opernbesucher ihr Abonnement gekündigt. Vor der Premiere seiner neuesten Arbeit in Frankfurt wehrt sich der Katalane Calixto Bieito gegen die Vorwürfe: "Es ist vollkommen verrückt, wenn mir Leute vorwerfen, ich würde die Oper zerstören", sagt Bieito der ZEIT, "ich liebe die Oper über alles." Die Gewalt, die er auf der Bühne zeige, stecke in den Stücken selbst. "Es gibt Passagen bei Verdi, die sind der absolute Albtraum. Ich zeige sie dementsprechend - als den schlimmsten Horror, den man sich vorstellen kann. Sich in eine Verdi-Oper zu setzen und nur zu denken: wie nett ist doch diese Musik - das ist ignorant."
Die Gewalt sei in der Gesellschaft allgegenwärtig, sagt Bieito, der seinen Glauben an Gott an einer Jesuitenschule verlor, wo er misshandelt wurde. "Ich war drei Jahre alt, als ich in ihre Schule kam. Einmal schlug der Direktor meinen Kopf auf den Tisch, das Blut lief und lief. Diese Szene taucht in meinem Don Giovanni wieder auf." Bieito berichtet von sexuellen Misshandlungen durch die Geistlichen.
Auch wenn er überzeugt ist, mit seiner Arbeit ganz dicht beim Geist der Stücke zu sein, die er inszeniert, lassen ihn die heftigen Reaktionen des Publikums nicht gleichgültig. "Ich fürchte mich davor, vor den Vorhang zu treten. Aber man muss sich den Reaktionen stellen, sonst sagen die Sänger, dass Du eine feige Ratte bist."
Den kompletten ZEIT-Beitrag (DIE ZEIT Nr. 26, EVT 18. Juni 2003) dieser Meldung stellen wir Ihnen gerne zur Verfügung.
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