Pensionierte hessische LKA-Chefin spricht sich für Rassismus-Studie in der Polizei aus
Hamburg (ots)
Die pensionierte Präsidentin des hessischen Landeskriminalamts (LKA) Sabine Thurau spricht sich für eine wissenschaftliche Studie zur Verbreitung von Rassismus, Rechtsextremismus und Frauenfeindlichkeit in der Polizei aus. "Eine solche Studie kann nicht nur für die Gesellschaft, sondern auch für die Polizei selbst sehr hilfreich, ja sogar überlebenswichtig sein", sagt Thurau im Interview mit der Wochenzeitung DIE ZEIT. "Es wäre gut für unsere Organisation, wenn sie einmal extern wissenschaftlich beleuchtet würde." Sie erachte die Polizei noch immer als "sehr gut funktionierende Organisation", aber beobachte auch "eine zutiefst besorgniserregende, kritische Entwicklung".
"Wenn es den Verdacht gibt, dass es hier um ein grundsätzliches Problem im System geht, dann gibt es gar keine andere Lösung, als zu forschen", sagt Thurau. "Wichtig ist, dass man nicht vorschnell sagt: Das sind nur vier, fünf Fälle, und deshalb müssen wir uns die Gesamtorganisation gar nicht anschauen. Wie grundsätzlich das Problem ist, werden wir erst am Ende beantworten können." Zu ihrer Zeit in Hessen habe sie zwar "kein systemisches rechtsextremistisches Netzwerk" erlebt, aber es habe auch in anderen Bundesländern Vorfälle gegeben.
Eine solche Untersuchung müsse allerdings "gut konzipiert und mit viel Fingerspitzengefühl vorbereitet werden", mahnt die 66-Jährige, die bis Ende März das hessische LKA leitete. "Die Polizei leistet in aller Regel hervorragende Arbeit. Man muss aufpassen, dass dort nicht der Eindruck entsteht, es stünde eine Mehrheit im Verdacht, sich extremistisch zu verhalten."
Unter der Führung Thuraus hatte das LKA unter anderem nach dem Urheber rassistischer und frauenverachtender Drohschreiben eines "NSU 2.0" gefahndet. Bei der Suche nach dem Täter waren in der hessischen Polizei illegale Datenabfragen und rechtsextreme Chatgruppen aufgedeckt worden. Im Mai wurde ein arbeitsloser Berliner festgenommen. Ein Beweis dafür, dass der mutmaßliche Drohschreiber Komplizen in Uniform hatte, fehlt bislang.
Pressekontakt:
Den kompletten Text zu dieser Meldung senden wir Ihnen für
Zitierungen gerne zu. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an DIE
ZEIT Unternehmenskommunikation und Veranstaltungen (Tel.:
040/3280-237, E-Mail: presse@zeit.de).
Original-Content von: DIE ZEIT, übermittelt durch news aktuell