Liberale Muslime fordern: Schweigende Mehrheit soll sich bemerkbar machen
Hamburg (ots)
Seit den Anschlägen von Madrid am 11. März vergeht kein Tag ohne die Forderung an die Muslime in Deutschland, sich vom islamistischen Terrorismus zu distanzieren. Viele liberale Muslime in Deutschland wollen sich nicht länger von selbst ernannten Sprechern repräsentiert sehen.
"Wenn im Namen einer Religion schwerste Verbrechen ausgeübt werden", sagt Safter Cinar, Vorstand des Türkischen Bundes für religiöse Angelegenheiten, "gibt es durchaus die Pflicht, sich hiervon glaubhaft abzugrenzen. Die schweigende Mehrheit der Muslime in unserem Lande, die unsere Grundwerte schätzt und respektiert, muss sich bemerkbar machen."
Seyran Ates, Berliner Anwältin und Autorin sagt, es sei "überfällig, der Weltöffentlichkeit ein anderes Gesicht des Islams zu zeigen. Nach Mölln, Solingen, Hoyerswerda und Rostock waren Hunderttausende Deutsche auf der Straße, um sich zu distanzieren. Nach New York, Istanbul und Madrid gab es keine Demonstrationen von friedlichen Muslimen gegen diese Gräueltaten ... Wer für das Kopftuch auf die Straße geht, sollte auch für den Frieden demonstrieren können."
Die Kölner Bundestagsabgeordnete Lale Akgün, seit ein paar Wochen die neue Islambeauftragte der SPD: "Viele Ältere aus der Generation der Gastarbeiter äußern von sich aus spontan ihr Mitgefühl und distanzieren sich vom Terror. Diese Menschen empfinden die Behauptung religiöser Motive durch die Terroristen als Gotteslästerung."
Der Schriftsteller Feridun Zaimoglu: "Die moderaten Muslime, die ihren Weg in den Gesellschaften des Westens machen, wissen nicht erst seit Madrid, dass ihre Lebensweise den Terroristen ein Dorn im Auge ist. Niemand wird für ihre Sache das Wort ergreifen, wenn sie es nicht selber tun. Dass es weitere Gelegenheiten geben wird, zum politischen Islam Stellung zu nehmen, steht leider zu befürchten."
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