Zeithistoriker Norbert Frei über die deutsche Erinnerungskultur: "Wenn heute junge Menschen 'Free Palestine from German guilt' skandieren, dann ist etwas falsch gelaufen in unserer Bildungsarbeit"
Hamburg (ots)
Der Zeithistoriker Norbert Frei stellt im Interview mit ZEIT Geschichte der deutschen Erinnerungskultur ein schlechtes Zeugnis aus: "Wenn heute junge Menschen in Berlin 'Free Palestine from German guilt' skandieren, dann ist doch offenkundig etwas falsch gelaufen in unserer historisch-politischen Bildungsarbeit. Und es stellt sich die Frage, was all die Debatten und gesellschaftlichen Auseinandersetzungen über unsere Vergangenheit eigentlich bewirkt haben."
Unter den Vorzeichen des Nahost-Krieges werde das Gedenken an Auschwitz und den Holocaust von linksaußen infrage gestellt, die größte Gefahr gehe aber von der AfD aus: "Tatsächlich bewirtschaften die Protagonisten und Sympathisanten der AfD das Ressentiment gegen die Erinnerungskultur erfolgreicher als alle anderen Rechten und Rechtsradikalen seit 1945."
Laut Frei müssen wir "als Gesellschaft jetzt alles daransetzen, um nicht auf den Rückweg zu geraten, den eine leider wachsende Minderheit einschlagen möchte." Er fordert, die Erinnerungskultur müsse über das bloße Gedenken und über emotionale Betroffenheit hinausgehen und stärker auf Vermittlung von Wissen und Urteilskraft setzen.
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