Unterirdische Bauten können auch in Deutschland bei extremen Wetterereignissen zu Todesfallen werden
Hamburg (ots)
Bei extremen Wetterereignissen drohen unterirdische Bauten zu Todesfallen zu werden, auch in Deutschland. Professor Janos Bogardi vom Institut für Umwelt und menschliche Sicherheit (Institute for Environment and Human Security, EHS) der United Nations University (UNU) in Bonn, beobachtet eine "Zunahme extremer Wetterphänomene in den vergangenen drei Jahrzehnten". Die Grundlagen vieler Schutzbestimmungen hätten sich damit verändert, sagt Bogardi im ZEITWISSEN. Der Wasserbauingenieur nennt als Beispiel den Hochwasserschutz: Alle Schutzeinrichtungen in Deutschland seien so ausgelegt worden, dass sie einer Flut standhalten könnten, wie sie durchschnittlich nur einmal in 100 Jahren auftrete. Bogardi: "Fragt sich nur, von was für einer Flut die Rede ist. Zu der Zeit, aus der diese Vorschrift stammt, waren die zugrunde liegenden Messreihen noch stabil. Mittlerweile gibt es einen eindeutigen Trend nach oben."
Der UNU-Forscher befürchtet, U-Bahn-Röhren und unterirdische Bauten könnten bei einem Wassereinbruch zu Todesfallen werden. So ertranken in Japan in den letzten Jahren mehrere Menschen. Das Forschungsprojekt Versteckte Verletzbarkeit von Mega-Cities des EHS untersucht solche Bedrohungen. Der Trend, Städte aus Platznot unterirdisch auszubauen, und die Zunahme außergewöhnlicher Wetterereignisse würden jedoch auch für gewöhnliche Metropolen und Großstädte gelten, auch hierzulande, so Bogardi. Momentan leben bereits zehn Prozent der Erdbevölkerung in "Mega-Citys", Städten mit mehr als 8 Millionen Einwohnern. Gar die Hälfte aller Menschen wohnen in Großstädten oder städtischen Verdichtungsräumen. Bis 2025 werden es zwei Drittel sein. Heute schon sind 800 Millionen Menschen jährlich der Gefahr einer Flut ausgesetzt, schätzt die UNO.
Bogardi befürchtet als schlimmstes Szenario, dass Gebäude und ganze Blocks instabil werden und einstürzen könnten, sollten Untergeschosse und unterirdische Stockwerke vom Wasserdruck zerstört werden. ZEITWISSEN berichtet vom Beispiel der japanischen Hauptstadt Tokyo. Dort wird gerade das zwei Milliarden Euro teure unterirdische Kanalsystem G-Cans fertig gestellt, das im Notfall 200 Tonnen Wasser pro Sekunde aus dem Untergrund der Megastadt in den Pazifik pumpen muss, um Überflutungen unter Tokyo zu vermeiden.
Den kompletten Text des Magazins ZEITWISSEN Nr. 2 vom 16. März 2005 senden wir Ihnen gerne zu.
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