Harry Rowohlt: Bei Harald Schmidt passiert "einfach nix"
Hamburg (ots)
Der Übersetzer Harry Rowohlt sieht den Grund für die Humorlosigkeit in Deutschland in der Geschichte: "Wenn man ohne Not seine Elite teils umbringt, teils vertreibt, braucht man sich nicht zu wundern. Deshalb ist es mir überhaupt gelungen, Kolumnist bei der ZEIT zu werden. Sonst wären da mindestens zwölf Juden gewesen an der Stelle. Später Nutznießer der Arisierung bin ich", sagt er in der ZEIT kurz vor seinem 60. Geburtstag am 27. März. Der deutsche Humor werde besser werden, wenn "die ganzen russischen Juden, die jetzt in Berlin sitzen, Deutsch können".
Ein Beispiel für die Probleme der Deutschen mit Humor ist für ihn die Literaturkritik: "Der normale Literaturkritiker reagiert stinkig, wenn er sich unterhalten fühlt. Wenn er nicht nach Strich und Faden dumm- und krummgelangweilt wird, kann er Texte nicht ernst nehmen." Aber auch über Harald Schmidt kann der Erfinder der legendären ZEIT-Kolumne Pooh's Corner nicht lachen: "Da passiert einfach nix. Und wenn mal was passiert, hab ich das vorher bei Jay Leno besser gesehen. Dafür hab ich zu viel zu tun, um anderen Leuten beim Nixtun zuzusehen. Wenn ich das täte, könnte ich nicht im mittleren Erzgebirgskreis auftreten, das würde mir die ersten vier Minuten lang verziehen werden, dann nicht mehr."
Rowohlt trinkt bei seinen Lesungen weniger als angenommen: "Und bei Lesungen, wenn Sie mal drauf achten, trinke ich erst lange nach der Pause den ersten Schnaps. Ich versuche das immer so zu timen, dass ich pünktlich zehn Minuten nach der Lesung knülle bin." Das Publikum habe "ein Anrecht darauf mitzuerleben, wie der Referent sich zugrunde richtet."
Das komplette Interview der ZEIT Nr. 13 vom 23. März 2005 senden wir Ihnen gerne zu.
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