Günter Grass will neue GRUPPE 47 gründen
Hamburg (ots)
Literaturnobelpreisträger Günter Grass plant regelmäßige Treffen mit jüngeren Schriftstellern nach dem Vorbild der Gruppe 47. "Ich habe vorgeschlagen, da wir in erster Linie Schriftsteller sind, über Literatur zu reden und auch vorzulesen, aus dem Manuskript, ein Werkstattgespräch zu machen... Sicher werden wir aber auch über Politik reden", sagt Grass in der ZEIT. Das erste Treffen findet in der kommenden Woche in Grass' Lübecker Büro statt. "Ich habe natürlich ein Interesse daran, dass das, was ich mit Autoren meiner Generation jahrzehntelang gemacht habe - sich politisch einzumischen -, nicht abbricht."
Grass sagt, er wolle den "Stafettenstab" des engagierten Schriftstellers an eine jüngere Generation übergeben: "Das Bedürfnis nach politischer Einmischung wird bleiben. Es wird sogar noch zunehmen in dem Maße wie die Parteien und auch die Regierung an Macht verlieren. Der Neoliberalismus produziert immer neue Ohnmachtsgesten des Staates. Das Jonglieren mit dem Begriff der Vollbeschäftigung halte ich zum Beispiel für kriminell. Und der shareholder ist eine sakrosankte Person. Da wird der Druck von der Straße weiter zunehmen."
Außerdem sollen die Treffen den Schriftstellern helfen, aus der "Verstreuung" über das ganze Land herauszukommen. Zum Vorbildcharakter der Gruppe 47 sagte Grass: "Wenn sich die Jüngeren weiterhin treffen sollten, kann ich vor allem eins zur Nachahmung empfehlen: Die Gruppe 47 ... war eine Vereinigung ohne feste Mitgliedschaft, ohne Vorstandswahlen, ohne Kassenwart. Es gab absolut nichts schriftlich Festgelegtes außer der Einladung auf einer Postkarte, von Hans Werner Richter unterschrieben. Die Grundlage der Gruppe war, was auch unser Treffen prägen soll: kollegiales Verhalten. Was ich nicht ausstehen kann, sind Genies."
Das komplette Interview der ZEIT Nr. 49 vom 1. Dezember 2005 senden wir Ihnen gerne zu.
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