Joan Didion: Kein Trost in der Religion
Hamburg (ots)
Die amerikanische Autorin Joan Didion verlor erst ihren Mann, dann die einzige Tochter. Anlässlich des Erscheinens ihres neuen Buches Das Jahr magischen Denkens, in dem sie von ihrer Trauer berichtet, spricht sie in der ZEIT über die Mühe, Schicksalsschläge zu überleben. Sie habe keinen Trost in der Religion gefunden: "Ich habe nie an einen persönlichen Gott geglaubt. An einen, der in unser Leben involviert ist. Also, ein solcher Gott hätte mich schon lange schwer enttäuscht." Geholfen habe ihr allein das Schreiben.
Trauer sei eine Art von Wahn, sie habe lange geglaubt, es läge an ihr, ihrem toten Mann einen Weg ins Leben zurück offen zu halten, dabei habe sie die Szene seines Sterbens immer wieder erlebt. "Ich war vollkommen darauf fokussiert, Szenen dieses Sterbens durchzuspielen. Ich war darauf konzentriert, wie man diese Szenen mit anderem Ausgang spielen könnte. Es geisterte als Endlosband in meinem Kopf herum." Die Schriftstellerin vergleicht dieses Erleben mit Folter: Allein das Schreiben habe ihr ermöglicht, das Endlosband anzuhalten.
Das Buch Das Jahr magischen Denkens hat sich in den Vereinigten Staaten 600.000-mal verkauft. Didion sei von der sehr jungen Leserschaft überrascht gewesen: "Ich bin zum Schluss gekommen, dass die jungen Leser das Buch weniger wegen des Todes als wegen des Themas Ehe lesen."
Joan Didion wurde weltweit bekannt durch scharfsinnige politische Essays und Reportagen wie "Das weiße Album" und "Überfall im Central Park" sowie mehrere Romane.
Das komplette ZEIT-Interview der ZEIT Nr. 38 vom 14. September 2006 senden wir Ihnen gerne zu.
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