Schriftsteller Meddeb: Der Papst darf sich nicht einschüchtern lassen
Hamburg (ots)
Abdelwahab Meddeb, einer der profiliertesten französischen Schriftsteller arabischer Herkunft, äußert sich in der ZEIT zu den Papst-Kritiken aus den islamischen Ländern: "Der Papst darf keinesfalls den Disput abmildern und sich einschüchtern lassen. Er hat sich bereits zu sehr entschuldigt. Ich bin sehr froh, dass er diese Probleme angesprochen hat. Es gibt eine wachsende Zahl von Muslimen, die diese Kritik bis zum Schluss aufnehmen will."
Der Islam habe viel zu lange versäumt, die gefährliche Dimension seines Glaubens offen zu diskutieren, sagt Meddeb. "Die protestierenden Massen zeigen, dass der offizielle Staatsislam gescheitert ist und die alte Mediatorenrolle der Geistlichen vor dem Bankrott steht. Sie haben Angst vor der Entzauberung der eigenen Mythologie und Glaubensgrundlage durch historische und wissenschaftliche Kritik. Deshalb schotten sie sich ab."
Die Türkei sei für den Schriftsteller das islamische Land, auf das er am ehesten bauen würde: "Die Aufnahme der Türken in die Europäische Union ist die essenzielle Bestätigung für die Festigkeit unserer Prinzipien, die nicht nur jüdisch-christlich sind, sondern ein gewaltiges historisches Konvergenzversprechen enthalten. Da bin ich mit dem Papst, der den EU-Beitritt der Türkei ablehnt, überhaupt nicht einverstanden."
Das komplette ZEIT-Interview der ZEIT Nr. 39 vom 21. September 2006 senden wir Ihnen gerne zu.
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