Kardinal Kasper: Enorme Zunahme der Pilgerströme in Rom - Papst bei Audienzen eingeschränkt
Streitgespräch mit dem Philosophen Sloterdijk
Hamburg (ots)
Das wiedererstarkte Interesse an Religion zeigt sich in zunehmenden Besucherzahlen Roms. "Es gibt eine enorme Zunahme der Pilger- und der Touristenströme. An Sonntagen sind zwischen 50.000 und 60.000 Menschen auf dem Petersplatz, der Papst kann mittwochs seine Audienzen gar nicht mehr in der Audienzhalle halten", sagt Walter Kardinal Kasper in der ZEIT. In einem Streitgespräch mit Peter Sloterdijk debattieren der hochrangige Geistliche und der Philosoph über das Wiedererstarken der Religionen und den Konflikt zwischen Islam und Christentum.
Es zeige sich, so der Kardinal, "dass der Mensch von seinem Wesen her religiös ist und dass in ihm diese Frage brennt". Die Säkularisierung in Westeuropa in den letzten 300 Jahren sei "eine Sonderentwicklung, die wir sonst nirgends finden". Nun aber kämen "manche Fragen zurück, weil die Selbstbefreiung, die es seit der Aufklärung gibt, ihre Verheißungen nicht erfüllt und Enttäuschung hervorbringt", sagt Kardinal Kasper.
Sloterdijk widerspricht dem Geistlichen: "In meinen Augen ist diese relative Entchristianisierung Europas, die seit der Französischen Revolution stattgefunden hat, doch eine recht fundamentale Tatsache. Man sollte in ihr nicht nur eine Anomalie sehen." Die Religion liefere nicht mehr "das Interpretationsmodell für alle Lebensbereiche".
Kardinal Kasper räumt ein, dass es "ein Wesen und ein Unwesen der Religion" gibt. "Religion ist nie cool. Religion macht glühend. Natürlich kann das in Fanatismus umschlagen, aber es kann sich auch in Liebe, in den Einsatz für Gerechtigkeit, für Frieden und Freiheit in der Welt umsetzen und so unglaubliche Kräfte freisetzen."
Das komplette ZEIT-Interview der ZEIT Nr. 7 vom 8. Februar 2007 senden wir Ihnen gerne zu.
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