Chef der US-Raketenabwehr: Atomexplosion im All nicht ausgeschlossen
Hamburg (ots)
Die amerikanische Regierung sieht in der Errichtung eines Raketenabwehrsystems in Ostmitteleuropa keine Verletzung des Zwei-plus-vier-Vertrages. Der Einigungsvertrag enthalte keine Verpflichtung, östlich der ehemaligen DDR keine Truppen der Nato zu stationieren, sagt der Chef der Eurasien-Abteilung des amerikanischen Außenministeriums, Dan Fried, der ZEIT.
"Die Nato hat aber 1997 einseitig erklärt: keine substanziellen und permanenten Kampftruppen unter heutigen Bedingungen. Eine Brigade wäre wohl okay, eine Division nicht. Zehn Raketen ohne Sprengkopf und ein paar Hundert Beschützer bleiben unterhalb der Schwelle", sagt Fried mit Blick auf die geplante Raketenbasis in Polen.
Damit widerspricht die US-Regierung dem russischen Präsidenten Wladimir Putin. Dieser hatte auf der Münchner Sicherheitskonferenz im Februar gesagt, der Westen habe die Versprechen gebrochen, die er Russland nach der deutschen Wiedervereinigung gegeben habe.
Zudem stellt der Direktor der amerikanischen Raketenabwehr, Generalleutnant Henry Obering, klar, dass die amerikanischen Abfangraketen russische Interkontinentalraketen nicht zerstören könnten. "Die können sie nicht erwischen", sagt Obering der ZEIT. Technisch betrachtet, könne Russland sogar von dem System profitieren: "Abgedeckt werden Frankreich, Deutschland, Italien, alle Länder, die geschützt werden müssen; dazu sogar Westrussland."
Auf die Frage nach möglichen Trümmern, die nach dem Abschuss einer Atomrakete auf Europa niedergehen könnten, sagt Obering: "Nach unseren Berechnungen liegt das Verletzungsrisiko bei eins zu zweieinhalb Millionen. Trotzdem: Besser Müll als eine Atombombe aus dem All." Allerdings sei nicht auszuschließen, dass ein getroffener Sprengkopf im Weltraum explodiere: "Wir wissen nicht, ob der Sprengkopf detoniert, wollen natürlich auch keine Experimente wagen und ihn deshalb so hoch wie möglich im All treffen."
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