Deutscher Filmpreis: Regisseure gegen Massenabstimmungsverfahren
Hamburg (ots)
Deutsche Regisseure kritisieren erstmals die Methoden der Vergabe des Deutschen Filmpreises, der am Freitag verliehen wird. Hans Weingartner (Die fetten Jahre sind vorbei), Mitglied der 2003 gegründeten Deutschen Filmakademie, die den Preis verleiht, wendet sich in der ZEIT gegen das "Massenabstimmungsverfahren, das es radikalen, künstlerisch innovativen Filmen extrem schwer macht". Er schlägt vor, der Akademie die Preismillionen zu entziehen und plädiert für ein Doppelsystem: "Die Lola als populärer Filmpreis nach dem Vorbild der Oscars. Und der mit öffentlichen Geldern verbundene Filmpreis als Förderpreis für den künstlerisch oder thematisch innovativen Film."
Noch weiter geht der Dokumentarfilmer Andres Veiel (Black Box BRD, Der Kick). Er hält nicht nur die Übergabe der Filmpreise für "überdenkenswert". Veiel wirft der Deutschen Filmakademie vor, als Vertretung der deutschen Filmbranche versagt zu haben. Sie habe die wichtigen politischen und filmpolitischen Debatten verpasst und es schlichtweg nicht geschafft, sich jenseits der Vergabe des Filmpreises öffentlich zu positionieren.
Fatih Akin (Gegen die Wand, Crossing the Bridge), der im vergangenen Jahr aus der Akademie ausgetreten ist, kritisiert im Vorfeld der Verleihung nicht nur, dass viele der einzeln und ohne Diskussion abstimmenden Mitglieder die Filme zu Hause auf zugeschickten DVDs sichten. "Ich glaube nicht", so Akin in der ZEIT, "dass jedes Mitglied aus der Akademie alle Filme aus der 'Kiste' qualifiziert genug bewerten kann. Beim besten Willen nicht."
Mit rund drei Millionen Euro ist der Deutsche Filmpreis der höchstdotierte Kulturpreis Deutschlands. Seit 2005 wird die staatliche Subvention nicht mehr von einem unabhängigen Gremium des Bundeskulturministeriums, sondern von der damals neu gegründeten Deutschen Filmakademie verteilt.
Den kompletten ZEIT-Text der ZEIT Nr. 19 vom 3. Mai 2007 senden wir Ihnen gerne zu.
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