BDU Bundesverband Deutscher Unternehmensberatungen
BDU: Schattenwirtschaft gefährdet Konjunktur
Verbandschef Redley
fordert von der Bundesregierung gezielte Maßnahmen - weitere Zunahme
der Schattenwirtschaft um mehrere 100 Milliarden Euro erwartet
Bonn (ots)
Der Präsident des Bundesverbandes Deutscher Unternehmensberater BDU e.V, Rémi Redley, sieht in der Zunahme der Schattenwirtschaft eine ernsthafte Bedrohung für die weitere konjunkturelle Entwicklung. Er erwartet, dass in den kommenden Jahren bis zu 500 Milliarden Euro jährlich an Steuer und Sozialversicherung vorbei erwirtschaftet werden. Schuld daran sei nicht nur die nach wie vor zu hohe Steuer- und Abgabenbelastung, sondern auch die unzulängliche personelle Besetzung der zuständigen Behörden und mangelnder Wille zur Durchsetzung bestehender Gesetze.
Gerade mittelständische Unternehmen gerieten zunehmend unter Konkurrenzdruck gegenüber Schwarzarbeitern, meint Redley unter Verweis auf eigene Beratungserfahrung. So würden in diesem Jahr nach Schätzungen von Wirtschaftsinstituten in Deutschland bis zu 330 Milliarden Euro am Staat vorbei erwirtschaftet, bis 2005 könnte dieser Betrag um weitere 100 Milliarden Euro in Deutschland steigen. "Mit Schwarzarbeit und anderen Formen der Schattenwirtschaft werden eben nicht nur neue Arbeitsplätze verhindert, sondern auch bestehende Jobs gefährdet", erklärt Redley mit Blick auf Kostenvorteile, die "Illegale" hätten. Der Verband schätzt, dass bei je zwei verhinderten illegalen Jobs ein reguläres Beschäftigungsverhältnis geschaffen werden könnte. "Und bedenkt man, dass 100.000 Schatten-Jobs, wären sie regulär, zu über 1 Milliarde Euro Sozialversicherungs- und Steuereinnahmen führen würden, erkennt man auch den haushaltspolitischen Schaden", so Redley.
Die SPD-geführte Bundesregierung unternehme, wie auch ihre Vorgängerregierung, immer noch zu wenig, gegen diese Entwicklung. Natürlich werde der Anreiz, in die Schattenwirtschaft abzuwandern geringer, wenn die Abgabenlast sinke. Sinnvoll seien auch Überlegungen des Wirtschaftsministeriums, private Handwerkerrechnungen für den Auftraggeber steuerlich absetzbar zu machen. Da immerhin ein Drittel aller Leistungen aus diesem Bereich an private Verbraucher gingen, sei dies ein wirksames Instrument gegen Schwarzarbeit. "Außer schönen Ankündigungen ist aber bislang nichts auf den Weg gebracht worden", kritisiert Redley.
Aber auch derartige steuerpolitische Veränderungen seien kein Allheilmittel, erklärt Redley, der sich damit bewusst in Widerspruch zu Teilen der Wirtschaft setzt. "Denn obwohl die Abgabenquote seit Beginn der achtziger Jahre von 42,8 Prozent auf 40,5 im Jahre 1990 Prozent gesenkt wurde, wuchs die Schwarzarbeit im gleichen Zeitraum um ein Drittel." Zudem schätzten Experten den Einfluss der Abgabenbelastung nur auf etwa 50 bis 60 Prozent.
Neben einer drastischen Vereinfachung des Steuersystems und einer Senkung der Steuersätze sei es notwendig, das Unrechtsbewusstseins der Bevölkerung zu schärfen. Mehr Aufklärung über negative Folgen, aber auch ein schärferer Vollzug bestehender Gesetze sei nunmehr geboten. Dies gehe nur über eine personelle Verstärkung der Kontroll- und Verfolgungsbehörden in Bund, Ländern und Gemeinden. "Schwarzarbeit und Steuerbetrug sind kein Kavaliersdelikt, es gibt auch kein moralisches Recht, dies zu tun", meint Redley. Hier müsse der Grundsatz gelten, der auch bei Ladendiebstahl und Graffiti immer öffentlichkeitswirksam gefordert werde - Null Toleranz bei Rechtsbruch.
Rein arbeitsmarktpolitische Maßnahmen wie das 630-Mark-Gesetz oder die Regeln zur Scheinselbständigkeit seien dagegen kontraproduktiv, denn sie führten nur zu noch mehr Bürokratisierung und daher zur fallender Akzeptanz regulärer Jobs.
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