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Telepolis

Literarische Kurznachrichten: "SMS macht Liebe"
Telepolis präsentiert SMS-Roman

Hannover (ots)

Literatur auf dem Handy muss kein Widerspruch
sein: Wie winzige Textbrocken sich zu einem Roman verdichten, zeigt
Nils Röller in TELEPOLIS, dem Magazin der Netzkultur. Der
Medientheoretiker und Autor beschreibt in seinem vierteiligen
Kurzroman, wie Liebe mit SMS-Botschaften wachsen kann, und gibt
zugleich einen Ausblick auf das Überleben von Katastrophen.
"Man nehme das Klischee einer Abschiedsszene zwischen zwei
Liebenden, eine geheimnisvolle Botschaft, ein Handy sowie ein
Computer mit Internetanschluss", so beschreibt Nils Röller die
Ausgangssituation für sein Experiment mit den poetischen
Möglichkeiten von SMS.
Herausgekommen ist die Geschichte von Paula und Tan, die sich am
Frankfurter Flughafen trennen. Paula fliegt nach London, Tan nach São
Paulo. Wichtige SMS treffen ein. Im ersten Kapitel richtet sich Tan
im Flugzeug ein, spekuliert über einen Mailerdämon und versucht sich
mit seinen Sitznachbarn, einem Johnny-Cash-Typ und einem Seemann, zu
arrangieren. Im folgenden Kapitel wird die Wärmezeitmaschine
vorgestellt, eine Aktie zur Verbesserung der Welt. Das dritte Kapitel
trägt den Titel "Logbuch der Liebe" und ist eine Art Meditation. Mit
dem vierten Kapitel, das TELEPOLIS jetzt veröffentlicht, endet der
Flug, und die Gedanken müssen sich der Realität stellen.
"Die technische Vorgabe von 160 Zeichen führt zu einer Anordnung
des Textes, die an die Versform von Gedichten und Epen erinnert",
erklärt Nils Röller. "Die dadurch entstehenden ungewöhnlichen
Umbrüche stören zwar den Lesefluss, aber verbinden auch die einzelnen
Kurznachrichten untereinander. Die unterbrochene Komposition ist also
Prinzip und muss auch als solches präsent sein", so Röller weiter.
Als Inspirationsquelle nennt er August Stramm, der als einer der
Hauptvertreter des Frühexpressionismus gilt. Der ausgebildete
Telegraph Stramm arbeitete nach dem Minimax-Prinzip, das heißt, er
versuchte, bei einem Minimum an verwendeten Zeichen ein Maximum an
Aussage zu übermitteln. Genauso drückt Röller komplexe Ideen wie den
Aufbau des Medienzentrums in Cusco oder die Wärmezeitmaschine von
Joseph Beuys mit nur sehr wenigen Zeichen aus.
Zu lesen ist der SMS-Roman, mediengerecht dargestellt im
Handy-Display, unter www.heise.de/tp/deutsch/kunst/lit/3654/1.html
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Florian Rötzer
Redaktion TELEPOLIS
Telefon: 089/42 71 86-12
Fax: 089/42 71 86-10
E-Mail: fr@tp.heise.de

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