Gesellschaft für bedrohte Völker e.V. (GfbV)
Waldbrände in Schweden bedrohen Rentiere
Großfeuer vernichten Winterfutter von Rentieren Indigene Sami fürchten um Fortbestand ihrer Herden
--- Göttingen, den 29. Juli 2018 ---- Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat vor den massiven Folgen der Waldbrände in Schweden für den Rentier-Bestand gewarnt. "Viele indigene Sami sind verzweifelt, weil die Feuer einen Großteil des Winterfutters ihrer Rentiere vernichtet haben. Der heiße Sommer 2018 droht für die Sami zu einer Katastrophe zu werden. Denn wenn die Tiere kein Futter mehr finden, droht ihnen ein Massensterben. Dringend brauchen die Sami nun finanzielle Unterstützung, um Futter für ihre Herden zu kaufen", erklärte der GfbV-Direktor Ulrich Delius am Sonntag in Göttingen. Allein in der Provinz Norrbotten im Norden Schwedens, in der ein Großteil der Sami lebt, wurden 31 der landesweit 59 Waldbrände registriert. Durch die Brände wurden mehrere zehntausend Hektar Weideland zerstört, die von den Sami als Winterweiden für ihre Rentiere genutzt werden.
Traditionell werden die Tiere im Herbst aus dem kälteren Norden auf diese Weiden getrieben, um dort zu überwintern. Doch dieses Jahr fallen aufgrund der Schäden der Waldbrände viele Weideflächen weg, ohne dass es ausreichende Ausweichflächen gibt. Rund 250 Quadratkilometer Tundra und Wald sind in Norrbotten schon seit Anfang Juli 2018 zerstört worden. In Schweden halten 4.600 Sami-Hirten rund 250.000 Rentiere.
Nicht nur im Norden Schwedens zerstören die Waldbrände die Lebensgrundlage der Sami-Tierhalter. Auch im benachbarten Finnland und vor allem in Russland wüten zahlreiche Waldbrände. So sind auf der Kola-Halbinsel in Russland nach Angaben der russischen Behörden schon mehr als 40 Quadratkilometer Weideflächen bei sieben Großbränden zerstört worden.
Doch auch ohne Großbrände leiden die Rentiere extrem unter der großen Dürre. So hat es im Norden Schwedens seit dem Monat Mai nicht mehr intensiver geregnet und die Temperaturen sind ca. 10 Grad höher als normalerweise. "Viele Jungtiere sind dadurch geschwächt und werden ihren Muttertieren nicht auf die Winterweiden folgen können", warnte Delius.
Schwedens Sami leiden seit Jahren massiv unter den Folgen von Klimawandel, Rohstoffabbau oder anderen Großprojekten. So setzte sich erst im Juli 2018 der Auto-Konzern Porsche vor Gericht gegen ein Sami-Dorf durch, das den Bau einer Teststrecke verhindern wollte. Die Indigenen befürchten, daß die Rennstrecke den Lebensraum ihrer Rentiere zerstückeln wird.
Ulrich Delius ist zu erreichen unter Tel. 0160/95671403
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