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Börsen-Zeitung: HVB wählt falsches Timing, Kommentar zu Spekulationen einer Fusion von HypoVereinsbank und Unicredito von Michael Flämig

27.05.2005 – 19:34

Frankfurt (ots)

HypoVereinsbank (HVB) und Unicredito sind wieder
einmal als mögliche Partner im Gespräch. Die Kapitalmärkte
spekulieren schon auf eine kräftige Übernahmeprämie für die
HVB-Aktie. Eine Fusion ist schließlich strategisch sinnvoll. Im
Wachstumsmarkt Osteuropa könnte die klare Spitzenposition erobert
werden. Außerdem würden mit Süddeutschland und Norditalien zwei
vernetzte Regionen, die zu den wirtschaftsstärksten Europas gehören,
von einer Bank bedient. Die Aktienmärkte schießen aber mit der
Kurssteigerung von 10% in einem Monat weit über das Ziel hinaus. Denn
ein Abschluss ist zwar mittelfristig durchaus denkbar, aber aktuell
definitiv nicht in Sicht.
So zweifelhaft das Timing der Kapitalmärkte ist, so falsch ist
jenes der HypoVereinsbank. Vorstandssprecher Dieter Rampl hat die
öffentliche Diskussion Ende April in einem Interview angestoßen mit
der Bemerkung, die HVB sehe in Unicredito einen attraktiven Partner
und sich nicht in der Position, einen solchen Partner zu übernehmen.
Eine derartige Äußerung ist dann sinnlos, wenn man effizient
Verhandlungen führen will. Das A&O erfolgreicher Fusionsgespräche ist
die Geheimhaltung. Es bleiben, wenn man rational argumentiert, zwei
Interpretationsmöglichkeiten. Erstens: Mit der öffentlichen
Selbstverpflichtung sollte eine Option festgeklopft werden, die
intern umstritten ist. Dies spräche nicht für die Souveränität der
operativen Spitze. Zweitens könnte die Absicht sein, den Aktienkurs
nach oben zu treiben. Dies wäre eine Irreführung. Leider gehört sie
zur HVB-Tradition. Vor der Kapitalerhöhung 2004 habe die Bank
kurssteigernde Fusionsspekulationen geschürt, klagten institutionelle
Investoren jüngst auf der Hauptversammlung.
Das HVB-Timing ist auch in weiterer Hinsicht falsch. Kaum sind
interne Lasten und die Abwärtsrisiken weitgehend beseitigt, bietet
sich die Bank als Juniorpartner an. Mit welchem Pfund will sie
gegenüber einem doppelt so wertvollen Institut wuchern? Ein vom
Handelsergebnis abhängiges Ergebnisziel und ein schwaches
Heimatgeschäft sind wahrlich keine Trümpfe. Das Osteuropageschäft
würde kaum unter Obhut der Münchner bleiben.
Die HVB ist also aktuell nicht in der Lage, sich so teuer wie
möglich zu verkaufen. Dafür müssen erst Erfolge erarbeitet werden.
Konsolidierung ist kein Wert an sich. Diese muss Wert für die HVB-
Aktionäre schaffen

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