Zwischenbilanz ein halbes Jahr nach der Flut
Drei Bahn-Strecken noch bis zum Herbst gesperrt
Teilstück bei Nossen geht am 24. Februar in Betrieb
Dresden (ots)
Dresden war abgeschnitten, der Hauptbahnhof geflutet. Die Bahnverbindungen von und nach Leipzig, Chemnitz und Prag waren unterbrochen. Entlang von Weißeritz, Müglitz und Mulde klafften im Schienennetz große Lücken. Die Züge von München nach Berlin, die normalerweise über Leipzig fahren, mussten immer größer werdende Umwege nehmen. Das Bahnnetz in Mitteldeutschland war stark in Mitleidenschaft gezogen von der Flutkatastrophe, die heute vor einem halben Jahr begann. Zeitweilig 15 Strecken waren gesperrt. Die Wassermassen hinterließen bei der Bahn Schäden und Folgewirkungen in Höhe von insgesamt 1,055 Milliarden Euro. Die Bundesregierung hat 650 Millionen Euro für die Wiederherstellung der Infrastruktur zugesagt.
"Bis Ende 2003 werden wir auf allen wichtigen Strecken wieder fahren", verspricht Hans-Jürgen Lücking, Konzernbevollmächtigter der Deutschen Bahn AG für den Freistaat Sachsen. Zwischen Leipzig und Dresden rollt der Verkehr wieder seit dem 31. Oktober - bei Riesa über Interimsbrücken. Die Relation Dresden - Prag konnte am 18. September wieder befahren werden. Bis zum Herbst müssen noch drei Strecken gesperrt bleiben, Teilstücke gehen allerdings schon früher wieder in Betrieb auf den Schienenwegen zwischen Dresden und Chemnitz, zwischen Heidenau und Altenberg sowie zwischen Meißen und Leipzig.
Fernverkehrsstrecken
Auf der wichtigsten Verbindung in Sachsen - zwischen Leipzig und Dresden - fuhren vor den Zerstörungen täglich über 220 Züge. Das Hochwasser der Elbe hatte östlich von Riesa zwei Brücken zum Einsturz gebracht und einen Damm schwer beschädigt. Im März beginnen die Bauarbeiten für das zweite Gleis und die neuen Stahlbetonbrücken. Die Inbetriebnahme ist für den Herbst vorgesehen.
Am 18. November war der Baubeginn für den Abschnitt zwischen Dresden und Tharandt der Sachsenmagistrale. Gleichzeitig mit der Beseitigung der Schäden sollen die bislang nicht ausgebauten Abschnitte auf moderne Standards gebracht werden, so dass ab Fahrplanwechsel am 15. Dezember dieses Jahres Neigetechnik-Züge mit bis zu 160 km/h auf dieser Strecke fahren können. Bereits ab dem Spätsommer soll das Teilstück zwischen Klingenberg-Colmnitz und Tharandt wieder in Betrieb gehen. Die Bahnsteige der Bahnhöfe und Haltepunkte an der Strecke werden ebenfalls neu gebaut und modern ausgestattet.
Nach Beseitigung kleinerer Schäden und Wiederinbetriebnahme des Elektronischen Stellwerkes Pirna wird seit Mitte Oktober 2002 wieder das volle Programm im Nah- und Fernverkehr auf der Relation Berlin - Dresden - Prag gefahren. Allerdings ist die Geschwindigkeit auf 70 km/h begrenzt. Ab Ende dieses Jahres sollen umfangreiche Bauarbeiten starten, um die wichtige Personen- und Güterverkehrsmagistrale für Geschwindigkeiten von maximal 160 Stundenkilometer zu ertüchtigen.
Nahverkehrsstrecken
Die erste Wiederinbetriebnahme einer Bahnanlage nach dem Hochwasser konnte die Bahn Anfang September in Eilenburg vermelden. Per Hilfsbrücke über die Mulde konnte der Eisenbahnbetrieb zwischen Leipzig und Cottbus wieder aufgenommen werden. Auf den vier Strecken des Erzgebirgsnetzes konnte während der Hochwasserkatastrophe zeitweilig kein Zug mehr fahren. Die Bauarbeiten wurden am 4. November abgeschlossen. Die Verbindung zwischen Meißen und Leipzig wird im Frühherbst wieder durchgängig befahrbar sein; auf dem Streckenabschnitt zwischen Nossen und Roßwein können ab dem 24. Februar wieder die RegioSprinter fahren. Die Müglitztalbahn soll ebenfalls etappenweise wieder in Betrieb gehen. Zwischen Heidenau und Glashütte sollen die roten Triebwagen der DB Regio ab Mai rollen, weiter bis Altenberg soll es dann mit dem Fahrplanwechsel am 15. Dezember gehen.
Bahnhöfe
Die durch den Dresdner Hauptbahnhof strömenden Wassermassen, Schlamm und Geröll haben einen auf rund 42 Millionen Euro geschätzten Schaden an Bahnanlagen und Verkaufseinrichtungen hinterlassen. Planungen für einen Wiederaufbau der Infrastruktur, die auch moderne Verkaufsflächen und die künftige Unterbringung der Bahneinrichtungen beinhalten, laufen derzeit. Die Entkernung des Gebäudes - zum Teil bis in den Keller - ist im Gange. Insgesamt waren rund 200 Bahnhöfe betroffen, der Gesamtschaden summiert sich auf etwa 80 Millionen Euro.
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