Wirtschaftswachstum im Jahr 2005 exportgetragen
Wiesbaden (ots)
Kurzfassung
Nach ersten Berechnungen des Statistischen Bundesamtes hat sich das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Jahr 2005 im Vergleich zum Vorjahr preisbereinigt um 0,9% erhöht. Damit hat sich die wirtschaftliche Belebung des Jahres 2004 (+ 1,6%) etwas abgeschwächt. Allerdings standen im Jahr 2005 weniger Arbeitstage zur Verfügung als im Vorjahr. Nach Ausschaltung dieses Kalendereffekts ergibt sich für das Jahr 2005 eine Wachstumsrate des Bruttoinlandsprodukts von 1,1%, die genauso hoch ist wie in 2004.
Bruttoinlandsprodukt, preisbereinigt, verkettet Veränderung gegenüber dem Vorjahr:
1995 1996 1997 1998 1999 2000 + 1,9% + 1,0% + 1,8% + 2,0% + 2,0% + 3,2%
2001 2002 2003 2004 2005 + 1,2% + 0,1% - 0,2% + 1,6% + 0,9%
Das Wirtschaftswachstum im Jahr 2005 wurde hauptsächlich getragen durch einen sehr dynamischen Außenhandel: Wie im Vorjahr sind die realen Exporte (+ 6,2%) stärker gewachsen als die Importe (+ 5,0%); die daraus resultierende Zunahme des Exportüberschusses (Außenbeitrag) führte zu einem positiven Wachstumsbeitrag von 0,7%- Punkten. Die inländische Verwendung des Bruttoinlandsprodukts trug wieder nur vergleichsweise wenig zum Wirtschaftswachstum bei (+ 0,2%- Punkte). Während die privaten Konsumausgaben auf dem Niveau des Jahres 2004 stagnierten (± 0,0%), gingen die staatlichen Konsumausgaben zurück ( 0,4%). Auch die Bruttoanlageinvestitionen waren wie schon im Jahr zuvor trotz gestiegener Ausrüstungsinvestitionen (+ 4,0%) leicht rückläufig ( 0,3%), da in Bauten wieder deutlich weniger investiert wurde als im Vorjahr ( 3,6%).
Der Staatssektor wies im Jahr 2005 nach noch vorläufigen Berechnungen ein Finanzierungsdefizit von 78,0 Milliarden Euro auf; bezogen auf das Bruttoinlandsprodukt in jeweiligen Preisen sind dies 3,5%. Dies ist der niedrigste Stand seit dem Jahr 2001. Der Referenzwert nach dem Maastrichtvertrag von 3% wurde allerdings wiederum überschritten.
Am 22. Februar 2006 wird das Statistische Bundesamt die Ergebnisse der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen für das vierte Quartal 2005 und die überarbeiteten Ergebnisse für das Jahr 2005 veröffentlichen.
Wirtschaftswachstum im Jahr 2005 exportgetragen
Langfassung
Nach ersten Berechnungen des Statistischen Bundesamtes hat sich das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Jahr 2005 im Vergleich zum Vorjahr preisbereinigt um 0,9% erhöht. Damit hat sich die wirtschaftliche Belebung des Jahres 2004 (+ 1,6%) etwas abgeschwächt.
Bruttoinlandsprodukt, preisbereinigt, verkettet Veränderung gegenüber dem Vorjahr:
1995 1996 1997 1998 1999 2000 + 1,9% + 1,0% + 1,8% + 2,0% + 2,0% + 3,2%
2001 2002 2003 2004 2005 + 1,2% + 0,1% - 0,2% + 1,6% + 0,9%
Allerdings standen im Jahr 2005 in Deutschland 1,3 Arbeitstage weniger zur Verfügung als im Vorjahr, woraus sich ein leicht negativer Kalendereffekt ergibt. In 2004 hatten dagegen deutlich mehr Arbeitstage für ein höheres unbereinigtes Wirtschaftswachstum gesorgt. Nach Ausschaltung dieser Kalendereffekte ergibt sich für das Jahr 2005 eine kalenderbereinigte Wachstumsrate des realen Bruttoinlandsprodukts von 1,1%, die genauso hoch ist wie im Jahr 2004.
Bruttoinlandsprodukt, preis- und kalenderbereinigt, verkettet Veränderung gegenüber dem Vorjahr:
1995 1996 1997 1998 1999 2000 + 1,9% + 1,0% + 1,9% + 1,8% + 1,9% + 3,5%
2001 2002 2003 2004 2005 + 1,4% + 0,1% - 0,2% + 1,1% + 1,1%
Die Wirtschaftsleistung wurde im Jahresdurchschnitt 2005 von 38,7 Millionen Erwerbstätigen erbracht, das waren 121 000 Personen weniger ( 0,3%) als ein Jahr zuvor. Die Zahl der Erwerbslosen (internationale Abgrenzung) sank im Jahr 2005 gegenüber dem Vorjahr um 37 000 ( 0,9%) auf knapp 3,9 Millionen Personen. Der Anteil der Erwerbslosen an der Gesamtzahl der Erwerbspersonen lag damit wie schon im Jahr 2004 bei 9,2%.
Die Arbeitsproduktivität, gemessen als preisbereinigtes Bruttoinlandsprodukt je Erwerbstätigen, stieg im Jahr 2005 um 1,2%. Je Erwerbstätigenstunde gerechnet erhöhte sie sich um 1,5%, da die Zahl der Arbeitsstunden je Erwerbstätigen vor allem auf Grund der anhaltenden Zunahme der Teilzeitbeschäftigung leicht zurückging.
Auf der Entstehungsseite des Bruttoinlandsprodukts (preisbereinigt) sorgten das Produzierende Gewerbe ohne Baugewerbe (+ 2,6%), Handel, Gastgewerbe und Verkehr (+ 1,5%) sowie Finanzierung, Vermietung und Unternehmensdienstleister (+ 1,5%) für positive Impulse im Jahr 2005. Dagegen setzte sich der Abwärtstrend im Baugewerbe noch weiter fort: Die Wirtschaftsleistung ging in diesem Bereich um 4,1% und damit im sechsten Jahr in Folge zurück. Auch in der Land- und Forstwirtschaft, Fischerei ( 3,6%) sowie bei den öffentlichen und privaten Dienstleistern ( 0,5%) war die Bruttowertschöpfung im Berichtsjahr rückläufig. Insgesamt erhöhte sich die preisbereinigte Bruttowertschöpfung aller Wirtschaftsbereiche um 1,1%.
Auf der Verwendungsseite des Bruttoinlandsprodukts war der dynamische Außenhandel nahezu allein für das Wirtschaftswachstum im Jahr 2005 verantwortlich: Die ungebrochene Nachfrage aus dem Ausland sorgte dafür, dass die Exporte mit real 6,2% kräftiger stiegen als die Importe (+ 5,0%). Der daraus resultierende preisbereinigte Exportüberschuss (Außenbeitrag) trug mit 0,7%-Punkten zum Wirtschaftswachstum bei. Im Jahr 2004 war der Wachstumsbeitrag des Exportüberschusses mit 1,1%-Punkten sogar noch etwas höher gewesen.
Positive Wachstumsimpulse aus dem Inland kamen im Jahr 2005 fast ausschließlich von den Ausrüstungsinvestitionen, die um 4,0% zulegten und damit das beste Ergebnis seit dem Jahr 2000 (+ 10,7%) erreichten. Auch in sonstige Anlagen (+ 1,8%) vor allem Computersoftware und Urheberrechte wurde mehr investiert als im Jahr 2004, während die Investitionen in Bauten ( 3,6%) wieder etwas stärker zurück gingen als in den beiden Vorjahren. Insgesamt wiesen die Bruttoanlageinvestitionen damit ähnlich wie im Vorjahr einen leichten Rückgang auf ( 0,3%). Da auch die staatlichen Konsumausgaben rückläufig waren ( 0,4%) und die privaten Konsumausgaben stagnierten (± 0,0%), nahm die inländische Verwendung insgesamt im Jahr 2005 nur vergleichsweise schwach zu (+ 0,2%).
In jeweiligen Preisen erhöhte sich das Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2005 auf 2 244 Milliarden Euro (+ 1,3%). Das Bruttonationaleinkommen stieg etwas stärker um 1,5% auf 2 249 Milliarden Euro, da die aus dem Ausland empfangenen Zinsen und Ausschüttungen deutlich zulegten. Das Volkseinkommen nahm im Jahr 2005 um 1,6% auf 1 685 Milliarden Euro zu. Im Vorjahr war der Anstieg mit 3,6% noch deutlich stärker gewesen. Bei etwa gleich bleibender Bevölkerungszahl ( 0,0%) erhöhte sich das Volkseinkommen je Einwohner ebenfalls um 1,6% auf rund 20 400 Euro. Die beiden Komponenten des Volkseinkommens, das Arbeitnehmerentgelt sowie die Unternehmens- und Vermögenseinkommen entwickelten sich sehr unterschiedlich: Während das Arbeitnehmerentgelt mit 1 129 Milliarden Euro erstmals seit der Wiedervereinigung unter dem Niveau des Vorjahres blieb ( 0,5%), legten die Unternehmens- und Vermögenseinkommen wiederum beachtlich auf 556 Milliarden Euro zu; mit 6,1% fiel die Zunahme aber geringer aus als in 2004 (+ 11,7%). Die Lohnquote (Anteil des Arbeitnehmerentgeltes am Volkseinkommen) lag im Jahr 2005 mit 67,0% nochmals deutlich unter der des Vorjahres (68,4%) und ist damit bereits seit dem Jahr 2000 (72,2%) rückläufig.
Die Bruttolöhne und -gehälter beliefen sich 2005 auf rund 909 Milliarden Euro, das waren 0,3% weniger als im Vorjahr. Die Nettolöhne und -gehälter nach Abzug der Lohnsteuer und der Sozialbeiträge der Arbeitnehmer lagen dagegen geringfügig über dem Vorjahresniveau (+ 0,1%), was vor allem auf die Einkommensteuerreform zurückzuführen ist. Der hieraus resultierende deutliche Rückgang der Lohnsteuer der Arbeitnehmer ( 2,7%) übertraf den leichten Anstieg der Sozialbeiträge (+ 0,7%) bei weitem.
Das verfügbare Einkommen der privaten Haushalte nahm im Jahr 2005 etwas weniger zu (+ 1,5%) als im Vorjahr und erreichte 1 469 Milliarden Euro. Die privaten Konsumausgaben erhöhten sich nahezu gleichermaßen (+ 1,4%). Von 1992 bis 2000 hatten die privaten Konsumausgaben in allen Jahren stärker zugenommen als das verfügbare Einkommen der privaten Haushalte. Seit dem Jahr 2001 hat sich dieses Verhältnis umgekehrt. Das Wirtschaftswachstum wird seither ersichtlich durch die Kaufzurückhaltung der privaten Haushalte gebremst. Die Sparquote erhöhte sich weiter von 10,5% im Jahr 2004 auf 10,6% im Berichtsjahr und erreichte damit den höchsten Stand seit 1995 (11,0%).
Der Staatssektor wies im Jahr 2005 nach noch vorläufigen Berechnungen ein Finanzierungsdefizit von 78,0 Milliarden Euro auf; bezogen auf das Bruttoinlandsprodukt in jeweiligen Preisen sind dies 3,5%. Dies ist der niedrigste Stand seit dem Jahr 2001. Der Referenzwert nach dem Maastrichtvertrag von 3% wurde allerdings wiederum überschritten.
Am 22. Februar 2006 wird das Statistische Bundesamt die Ergebnisse der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen für das vierte Quartal 2005 und die überarbeiteten Ergebnisse für das Jahr 2005 veröffentlichen.
Die im August 2005 veröffentlichten Ergebnisse für die Jahre 1991 bis 2004 wurden wie immer zum jetzigen Zeitpunkt nicht überarbeitet.
Diese und weitere Ergebnisse der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen können im Internet (http://www.destatis.de) abgerufen werden. Außerdem werden in der Fachserie 18 Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen, Reihe 1.1 Erste Ergebnisse der Inlandsproduktsberechnung (Bestellnummer 2180110) tiefer gegliederte Ergebnisse veröffentlicht. Diese und weitere Veröffentlichungen sind online im Statistik-Shop des Statistischen Bundesamtes unter http://www.destatis.de/shop kostenfrei erhältlich.
Weitere Auskünfte gibt: VGR-Infoteam, Telefon: +49(0)611 75-2626, E-Mail: bip-info@destatis.de
Bruttoinlandsprodukt, Bruttonationaleinkommen und Volkseinkommen
2001 2002 2003 2004 2005
Veränderung gegenüber dem Vorjahr in %
Verwendung des Bruttoinlandsprodukts
In jeweiligen Preisen Private Konsumausgaben 3,7 0,6 1,7 1,9 1,4 Konsumausgaben des Staates 2,1 3,0 0,8 - 0,6 0,5 Bruttoanlageinvestitionen - 4,4 - 7,1 - 2,2 0,1 - 0,2 Ausrüstungsinvestitionen - 5,3 - 9,3 - 3,2 1,7 3,0 Bauinvestitionen - 4,6 - 6,1 - 1,6 - 1,1 - 2,7 Sonstige Anlagen 4,1 - 1,5 - 0,2 1,6 1,4 Inländische Verwendung 0,7 - 1,1 1,4 1,5 1,2 Exporte 6,9 4,1 0,9 9,1 6,9 Importe 1,8 - 3,6 2,5 7,0 7,4 Bruttoinlandsprodukt(BIP) 2,5 1,5 0,9 2,4 1,3
Preisbereinigt, verkettet Private Konsumausgaben 1,9 - 0,5 0,1 0,6 0,0 Konsumausgaben des Staates 0,5 1,4 0,1 - 1,6 - 0,4 Bruttoanlageinvestitionen - 3,7 - 6,1 - 0,8 - 0,2 - 0,3 Ausrüstungsinvestitionen - 3,7 - 7,5 - 0,2 2,6 4,0 Bauinvestitionen - 4,6 - 5,8 - 1,6 - 2,3 - 3,6 Sonstige Anlagen 6,2 1,3 3,3 1,8 1,8 Inländische Verwendung - 0,5 - 1,9 0,6 0,6 0,2 Exporte 6,4 4,2 2,4 9,3 6,2 Importe 1,2 - 1,4 5,1 7,0 5,0 Bruttoinlandsprodukt(BIP) 1,2 0,1 - 0,2 1,6 0,9 Nachrichtlich: BIP je Erwerbstätigen (Produktivität) 0,8 0,6 0,8 1,3 1,2
Bruttonationaleinkommen 2,4 1,4 1,2 3,2 1,5 Volkseinkommen 2,4 1,3 1,2 3,6 1,6 Arbeitnehmerentgelt 1,9 0,7 0,2 0,3 - 0,5 Unternehmens- und Vermögens- einkommen 3,7 2,8 3,6 11,7 6,1
Wachstumsbeiträge zum preisbereinigten BIP in %-Punkten
Private Konsumausgaben 1,1 - 0,3 0,1 0,3 0,0 Konsumausgaben des Staates 0,1 0,3 0,0 - 0,3 - 0,1 Bruttoanlageinvestitionen - 0,8 - 1,2 - 0,1 0,0 - 0,1 darunter: Ausrüstungs- investitionen - 0,3 - 0,6 0,0 0,2 0,3 Vorratsveränderungen u.ä. - 0,9 - 0,6 0,5 0,5 0,3 Außenbeitrag 1,7 1,9 - 0,7 1,1 0,7
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