Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM)
Kirchhof
Tietmeyer: "90 Prozent könnten sich ihre Steuererklärung
sparen"
24.10.2002 – 13:00
Köln (ots)
Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft fordert umfassende Vereinfachung des Steuerrechts
Die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft hat die Bundesregierung zu einer umfassenden Vereinfachung des Steuerrechts aufgefordert. Das bisherige Steuersystem sei "wachstumsfeindlich und gleichheitswidrig", erklärte der frühere Bundesverfassungsrichter und Botschafter der Initiative, Prof. Dr. Paul Kirchhof: "Weniger Steuerrecht ist für alle gerechter. Statt mit 100 verschiedenen Steuergesetzen könnten wir mit einem einzigen auskommen", konstatierte er. "Dann bräuchten mehr als 90 Prozent der Bürger keine eigene Steuererklärung mehr abzugeben, und es gäbe neue Spielräume zur Senkung der Steuersätze."
Kirchhof forderte die Beschränkung auf eine Einkunftsart in der Einkommensteuer statt der bisherigen sieben, einen umfassenden Abbau von Subventionen und Ausnahmetatbeständen sowie eine angemessene Förderung von Ehe und Familie. Die angespannte Haushaltslage lasse er nicht als Argument gegen eine solche Steuerreform gelten: "Gerade weil die Lage der deutschen Wirtschaft und der öffentlichen Haushalte so schlecht ist, erscheint eine durchgreifende Vereinfachung des Steuersystems so vordringlich. Sie könnte ein Signal der Verschlankung für die öffentlichen Bürokratien und ein Signal des Aufbruchs für die Wirtschaft sein."
Der ehemalige Bundesbankpräsident Prof. Dr. Hans Tietmeyer, Kuratoriumsvorsitzender der Initiative, lehnte die von der Bundesregierung angekündigten Steuererhöhungen ab. "Subventionsabbau ist richtig, darf aber nicht als Scheinargument für Steuererhöhungen missbraucht werden", kritisierte Tietmeyer. Der Abbau von Ausnahmetatbeständen müsse immer in ein Konzept der Steuersatzsenkung eingebettet werden. Sonst verkomme er zum "bloßen Abkassieren der Bürger".
Der eigentliche Grund für die Finanzmisere seien Art und Umfang der Staatsausgaben: "Der Staat hat sich auf Kosten seiner Bürger immer weiter ausgedehnt", so Tietmeyer, "beinahe jeder zweite Euro wandert heute durch seine Hände. Hinzu kommt, dass der Staat übermäßig reguliert. Das ist fast eine Bankrotterklärung in Sachen Marktwirtschaft." Der Staat müsse deshalb wieder stärker auf die Verantwortung des Einzelnen setzen und ihm mehr Freiraum gewähren.
In einem solchen Umsteuern des öffentlichen Sektors liege auch der Schlüssel für eine nachhaltige Finanzpolitik. Die gleichzeitige Erhöhung der Steuern und der Neuverschuldung ohne eine zukunftsweisende Perspektive sei hingegen der falsche Weg - auch in der aktuellen Konjunkturlage. "Wir müssen entschlossen unsere Strukturprobleme angehen, statt das Geld der zukünftigen Generationen in ein krankes System zu pumpen", sagte Tietmeyer.
Der frühere Bundesbankpräsident warnte vor der "Missachtung konsequenter Stabilitätspolitik, für die wir an den Finanzmärkten noch lange mit verlorenem Vertrauen bezahlen müssten". Er halte es deshalb für unverzichtbar, "das Weichreden der Stabilitätskriterien einzustellen und alles zu tun, um möglichst schnell zur strikten Einhaltung der Drei-Prozent-Grenze zurückzukehren". Wer mit einer schwachen Währung zur Stärkung der Konjunktur liebäugele, werde erleben, dass dies in eine wirtschaftspolitische Sackgasse führe: "Stabilität ist in Europa nicht mehr teilbar - weder zwischen Ländern noch zwischen Währung und Wirtschaft."
Die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft präsentierte auf der Pressekonferenz ein Anzeigenmotiv, das sie gemeinsam mit dem Bund der Steuerzahler in Tageszeitungen schaltet. Das Motiv zeigt, dass in Zukunft eine Steuererklärung nicht mehr Zeit in Anspruch nehmen soll als das Aufbacken ein Tiefkühlpizza - 20 Minuten. Das sei kein unrealistisches Ziel, folge man den Empfehlungen von Kirchhof, der ein durchgerechnetes, aufkommensneutrales Einkommensteuermodell vorgelegt hat.
Die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft ist eine überparteiliche Reformbewegung von Bürgern, Unternehmen und Verbänden, die sich für marktwirtschaftliche Reformen einsetzt. Dem Kuratorium der Initiative gehören neben Hans Tietmeyer als Vorsitzendem auch der neue Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit, Wolfgang Clement, und der bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber an. Bisher haben sich unter vielen anderen Roman Herzog, Florian Gerster, Peter Glotz, Lothar Späth, Oswald Metzger, Erwin Staudt und Roland Berger für die Initiative engagiert. Das Themenspektrum reicht von der Deregulierung des Arbeitsmarktes über die Reform des Sozialstaates bis zu einer wettbewerbsorientierten Bildungspolitik. Die wichtigste politische Aufgabe in Deutschland sieht die Initiative darin, durch Reformen mehr Dynamik und Arbeitsplätze zu schaffen.
Kontakt:
Dieter Rath, Tel. (0221) 4981-400 oder (0171) 5488666
Die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft ist eine überparteiliche
Reformbewegung von Bürgern, Unternehmen und Verbänden für mehr
Wettbewerb und Arbeitsplätze in Deutschland.
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