Stuttgarter Nachrichten

Stuttgarter Nachrichten: Botschafter Shimon Stein sieht Israel langfristig in der Nato - Verständnis für deutsche Patriotismus-Debatte

16.12.2004 – 15:06

Stuttgart (ots)

Stuttgart/Berlin – Der israelische Botschafter
in Deutschland, Shimon Stein, plädiert für einen langfristigen
Nato-Beitritt seines Landes. Den Stuttgarter Nachrichten (Freitag)
sagte er: „Israel ist hier auf gutem Weg, aber in naher Zukunft wird
es keinen Nato- Beitritt geben. Doch wenn die Bedingungen im Nahen
Osten passen, kann es zügig gehen.“ Stein: „Das soll auch im
Interesse der Nato sein, die im Kampf gegen Terrorismus und
Massenvernichtungswaffen Verantwortung übernommen hat.“ Zum Bemühen
der Bundesregierung um einen ständigen Sitz im Weltsicherheitsrat
sagte er: „Deutschland ist drittgrößter Beitragszahler der Uno und
strebt deshalb einen ständigen Sitz an.“ Das Vetorecht der USA nicht
geschwächt werden. „Die Amerikaner sind für uns der einzige wirklich
wichtige Verbündete.“
Die anstehende Entscheidung über mögliche
EU-Beitrittsverhandlungen mit der Türkei kommentierte Stein: „Israel
hat ein Interesse an der EU-Mitgliedschaft der Türkei; das ist für
uns von strategischer Bedeutung. Wie lang es dauert, und welchen
Status Ankara letztlich haben wird, soll aber der Club, soll die EU,
selbst entscheiden.“ Unabhängig von der Entscheidung sagt Stein die
Radikalisierung der islamistischen Terroristen voraus.
Stein äußerte zudem Verständnis für die Patriotismus-Debatte in
Deutschland: „Die Debatte findet in einem politischen Kontext statt,
der sich eben nicht nur um Patriotismus dreht, sondern um jene Krise,
in der sich die deutsche Gesellschaft befindet.“ Er verstehe auch,
dass sich die Deutschen Gedanken über eine Leitkultur machen, wenn
Ausländer integriert werden sollen. Die Tatsache, dass Deutschland
und Frankreich das Kopftuch verboten haben zeige, „dass die
europäischen Gesellschaften offenbar eine Gefahr für das säkulare
Europa sehen. Für mich zeigt sich vor allem eins: Die Europäer haben
geglaubt, dass mit der Erweiterung der EU auf 25 Staaten ihre
postnationale Epoche beginnt – das war ein Irrtum. Sie sind noch
immer in der nationalen Phase, sie wollen ihre nationale Identität
bewahren, während sie von europäischer Identität nur sehr vage
Vorstellungen haben.“
ots-Originaltext: Stuttgarter Nachrichten
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