Cottbus (ots)

Die Lausitzer Rundschau, Cottbus, zu
Portugal/Europameisterschaft:

Ein Ball wird zum Türöffner: Die kommenden drei Wochen schaut
Europa gebannt nach Portugal. Ein kleines Land am Rand des Kontinents
rückt ins Rampenlicht mit allen seinen Reizen und auch
Schattenseiten. Eine freundliche, Fußball-verrückte EU-Nation, die
reich an Stränden, aber nach fast 20 Jahren Brüsseler
Milliardenzuschüssen immer noch arm in Sachen Wohlstand ist. Sogar
die ärmste in Süd- und Westeuropa. Warum? Weil zu viel Geld mit
Prestige-Projekten verpulvert und zu wenig in die Zukunft investiert
wurde. Die Fußball- EM gilt bei aller Freude - und mit Verlaub gesagt
- als Beleg dafür. Zehn nagelneue, völlig überdimensionierte Stadien,
die nach Ende des Turniers weit gehend leer stehen, sind zweifellos
nicht jene langfristige Entwicklungshilfe, die dieses schwächelnde
Land braucht. Die Portugiesen verfolgen den Liga-Fußball ohnehin
lieber im Fernsehen als von der teuren Tribüne aus. Zehn
Krankenhäuser hätten dem Staat mit rückständigem Gesundheitssystem
besser getan. Doch Jammern hilft jetzt nicht mehr. Nun muss das Beste
aus der weltweiten Werbung durch den Fußball gemacht werden, damit
Portugal nicht weiter in der EU-Liga absteigt. Ein Schub, der sich
mit Glück vor allem in wachsenden Touristenzahlen niederschlagen
wird. Doch das allein wird kaum reichen, um das Land der Korkeichen
aus der Krise zu holen. Mangels sonstiger Ressourcen muss das
Armenhaus der alten EU fast auf ein Wunder hoffen, damit es nicht
auch noch bald von der schnell wachsenden Konkurrenz aus Osteuropa
überrundet wird.

ots-Originaltext: Lausitzer Rundschau

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