Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA) Institut der deutschen Wirtschaft Köln e.V.

Lohnpolitik in der EU - Weniger diszipliniert

20.05.2003 – 13:43

Köln (ots)

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Seit dem Beginn der Europäischen Währungsunion sind die nominalen
Arbeitskosten der Produktivität in 14 von 15 EU-Ländern schneller
davongelaufen als vorher. Auch Deutschland bildet hier keine
rühmliche Ausnahme: Nachdem die Nominallöhne je Arbeitnehmer
hierzulande von 1995 bis 1998 im Jahresschnitt nur um 0,4
Prozentpunkte stärker gestiegen waren als der Pro-Kopf-Output,
enteilten sie in den Jahren 1999 bis 2002 durchschnittlich um knapp 1
Prozent. Das EU-weite Ende der Bescheidenheit rührt jedoch keineswegs
daher, dass die Teuerung gestiegen wäre und die Gewerkschaften
deswegen einen zu hohen Ausgleich verlangt hätten. Denn außer in
Irland, Griechenland, Spanien und Österreich haben in allen
EU-Ländern die Entgelte seit 1999 auch inflationsbereinigt kräftiger
zugelegt als die Arbeitsproduktivität. Befürchtungen, mit der
gemeinsamen Währung würde es zu einem Lohnsenkungswettlauf kommen,
haben sich damit als unbegründet erwiesen.
Dass sich die Lohnpolitik trotz der zuletzt schwächeren Disziplin
im Laufe der vergangenen zwei Jahrzehnte stärker am
Produktivitätsfortschritt ausgerichtet hat, liegt unter anderem an
den in mehreren Ländern geschlossenen Sozialpakten. Dort, wo die
Regierung die Zusage von Arbeitgebern und Arbeitnehmern bekam,
maßvolle Gehaltsabschlüsse zu tätigen, waren die Erfolge
unverkennbar. In den Niederlanden etwa sind die Arbeitskosten seit
dem Abkommen von Wassenaar (1982) im Jahresschnitt nur noch um 1,5
Prozentpunkte stärker gestiegen als die Produktivität. Von 1974 bis
1982 hatte die jährliche Differenz noch bei 6,6 Prozentpunkten
gelegen. Eine größere Lohnzurückhaltung infolge von Sozialabkommen
vermelden auch Irland, Finnland, Italien, Belgien und Portugal.
Hagen Lesch: Europäische Union und Lohnsenkungswettbewerb, 
   in: iw-trends 2/2003

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Dr. Hagen Lesch,
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