Westfalenpost

Westfalenpost: Gesichert ist nur der Wandel - Zum jüngsten "Atlas der Arbeit"

07.05.2018 – 22:59

Hagen (ots)

Die Entwicklung ist zweifelsfrei nicht ganz neu: Der Niedriglohnsektor in Deutschland wächst, und er profitiert kaum vom Wirtschaftsaufschwung. Während tarifgebundene Fachkräfte sowieso schon ordentlich verdienen und sich zuletzt über passable Lohnsteigerungen freuen konnten, müssen Niedriglöhner seit vielen Jahren Reallohneinbußen hinnehmen. Und weil der Mindestlohn noch unterhalb der Niedriglohnschwelle liegt, schafft er hier allenfalls Linderung, aber keine Abhilfe. Dafür müsste er deutlich angehoben werden. Der Fachkräftemangel könnte die Zwei-Klassen-Arbeitsgesellschaft noch verfestigen - muss es aber nicht. Denn gesucht werden ja nicht mehr nur Ingenieure und (vergleichsweise mäßig bezahlte) Pflegekräfte, sondern inzwischen etwa auch Paketzusteller. Geändert hat sich an der bestehenden Lohnhierarchie dadurch aber wenig. Auch, weil wir als Verbraucher oft einfach nicht bereit sind, für bestimmte Dienstleistungen mehr Geld zu bezahlen. Die Digitalisierung wird den Wandel der Arbeit noch beschleunigen - und Einfluss auf die Löhne haben. Wenn Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit verschwimmen, wenn Überstunden anfallen, aber nicht bezahlt werden - welche Bedeutung hat dann noch ein Stundenlohn? So wie es jetzt aussieht, wird der Uber-Fahrer sich wohl in die Riege der atypisch Beschäftigten um Minijobber, Leiharbeiter und befristet Beschäftigten einreihen; autonomes Fahren könnte ihn später aber ganz überflüssig machen. Auch deshalb dürften am ehesten Bildung und Ausbildung vor prekärer Billig-Arbeit schützen, den Einzelnen wie die Gesellschaft als Ganzes. Da bleibt in Deutschland noch einiges zu tun.

Pressekontakt:

Westfalenpost
Redaktion

Telefon: 02331/9174160

Original-Content von: Westfalenpost, übermittelt durch news aktuell

Orte in dieser Meldung
Weitere Storys: Westfalenpost
Weitere Storys: Westfalenpost
  • 02.05.2018 – 21:29

    Westfalenpost: Joachim Karpa zum Masterplan Glasfaser Südwestfalen

    Hagen (ots) - Hätten Sie das gedacht? Weltweit liegt Schweden bei der durchschnittlichen Geschwindigkeit im Internet vor Rumänien und der Schweiz. Deutschland belegt abgeschlagen Platz 20. Offenbar sind die Menschen im schwedischen Lappland oder in den rumänischen Karpaten schneller im Netz unterwegs als in Südwestfalen. Böse formuliert. Die Region, die mit mehr als 150 Weltmarktführern glänzt, verfügt über eine ...

  • 30.04.2018 – 20:41

    Westfalenpost: Olaf Scholz und die Schwüre der anderen

    Hagen (ots) - Wenn das Kabinett den Entwurf seines Haushalts auf den Weg bringt, wird eine Erklärung dazu gelegt: der Protest der Minister für Entwicklungshilfe und Verteidigung. So weit, so protokollgerecht, so rollentreu. Ein vertrauter Streit - kein Großkonflikt. Was nicht ist, kann aber noch werden. Zu den heiligen Schwüren vor der Uno gehört es, mehr für humanitäre Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit ...

  • 30.04.2018 – 20:37

    Westfalenpost: Der Wert der Arbeit

    Hagen (ots) - Bislang hat noch jede technische Umwälzung mittelfristig mehr Arbeitsplätze geschaffen, als sie anfangs vernichtet hat. Weil dies für die digitale Revolution unsicher ist, wird die Idee des bedingungslosen Grundeinkommens, ursprünglich ein Projekt linker Utopisten, auch bei Konservativen und Wirtschaft diskutiert. Die Gewerkschaften sind schon aus Eigeninteresse dagegen; die Finanzierungsfrage lässt das Konzept allerdings ohnehin unrealistisch erscheinen. ...