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3sat: Für "nano" ist "Zeit": dreiteilige Reihe zum November-BDW-Thema / Von Dienstag, 26., bis Donnerstag, 28. November 2002, jeweils 18.30 Uhr

21.10.2002 – 14:34

Mainz (ots)

"Keine Zeit" - beliebte Phrase einer hektischen Welt. Doch die
Zeit ist doch einfach da. Für jeden. Gleich schnell. Sie geht voran
... Oder etwa nicht? Das 3sat-Zukunftsmagazin "nano" erkundet in der
dreiteiligen Reihe "Zeit" drei wissenschaftliche Aspekte der Zeit.
Ohne Zeit wäre alles nichts. Aber Zeit kann manchmal auch Qual
bedeuten - beim Warten. Manchmal hat man sogar das Gefühl, man
bekomme die Zeit geklaut. Geht denn das? Physikalisch sicher nicht,
hier ist die Soziologie gefragt. Aber auch wenn jeder seine Zeit für
sich behalten kann - sie ist nicht für jeden gleich lang. Des
Menschen Zeit ist relativ. Jeder Mensch hat ein subjektives
Zeitempfinden. Und was ist, wenn die Zeit just in diesem Moment in
einer zeitverkehrten Insel einfach mal rückwärts läuft? Niemand würde
je bis ans Ende dieses Textes gelangen ...
Wenn die Zeit rückwärts läuft - Dienstag, 26. November:
Unermüdlich scheint die Zeit von der Vergangenheit in die Zukunft zu
fließen. Doch dieser stetige, scheinbar auch ohne sein
Wahrgenommenwerden existierende Fluss der Zeit ist vielleicht nur
eine Illusion - jedenfalls ist er aber ein Problem. Denn die
fundamentalen Naturgesetze sind, so sagen die Wissenschaftler,
zeitsymmetrisch: Sie enthalten oder bevorzugen also keine Richtung,
der Weg von der Vergangenheit in die Zukunft ist nicht zwingend.
Vermutlich steckt der Ursprung des Zeitpfeils bereits im Urknall, und
das Universum läuft seitdem wie eine Uhr ab - doch wie wurde sie
aufgezogen? Manche Forscher nehmen an, dass sich die Zeit sogar
einmal umkehren wird. Und vielleicht lauern "zeitverkehrte Inseln"
bereits in unserer Nähe. Die kühnste These der Kosmologen: Wenn das
Universum kollabiert, könnte sich der Pfeil der Zeit umdrehen! "Alles
auf Anfang", sagen Regisseure am Set ...
Der Puls der Zeit - Mittwoch, 27. November: Wie es in der Musik
verschiedene Geschwindigkeiten gibt, so gibt es sie auch im
menschlichen Leben. Diese Lebensgeschwindigkeit, der Takt, in dem
Menschen ihre Arbeit und Freizeit bewältigen, ist von Mensch zu
Mensch verschieden. Während der eine das innere Gaspedal
gewohnheitsmäßig bis zum Anschlag durchtritt, hat der andere die
Langsamkeit für sich entdeckt. Und wie jeder Mensch sein eigenes
Tempo lebt, so ist auch jeder Kulturkreis anders "getaktet". Nicht
nur unter mediterraner Sonne gehen die Uhren anders, auch die
österreichischen und norddeutschen gehen beispielsweise nicht im
Gleichtakt. Wissenschaftler aus aller Welt versuchen nun, eine
"Landkarte der Zeit" zu erstellen. Mit dabei: Verhaltensforscher aus
Österreich.
Das Warten - Donnerstag, 28. November: Warten ist schrecklich.
Jeder kennt das: Wenn man auf etwas wartet, dann will und will die
Zeit einfach nicht vergehen. Die Gedanken kreisen nur darum, dass man
endlich "dran" ist oder dass "es" endlich passiert. Noch schlimmer
ist es, wenn man warten MUSS, also durch äußere Umstände oder andere
Menschen dazu gezwungen wird. Frust und Aggressionen brechen sich
Bahn: auf den Urheber des Wartens, die Gesellschaft im Allgemeinen,
auf den zunehmenden Werteverfall im Besonderen (Disziplin!) und vor
allem auf die blöden Cellofanhüllen, die sich immer so schlecht von
der Zigarettenschachteln fuddel lassen - Fragen nach dem Sinn des
Ganzen werden gestellt, während man wartet.
Die Situation des Wartens offenbart Machtgefüge in Gesellschaften:
Die einen warten, die anderen lassen warten. Zum Beispiel auf Ämtern,
beim Arzt, vor der Diskothek - vor allem eben in solchen so genannten
"machtstrukturierten Räumen". Das Perfide daran: Es bildet sich keine
Gemeinschaft der Wartenden, obwohl doch viele zur selben Zeit
gemeinsam das Gleiche tun. Warten isoliert. Ein Magdeburger Professor
hat die "Soziologie des Wartens" zwei Jahre lang untersucht und die
Ergebnisse in einer Studie zusammengefasst. Fazit: Alle tun es, weil
sie müssen, aber alle hassen es und versuchen, es möglichst zu
vermeiden. Dennoch: Das Warten wird es auch in Zukunft und trotz
aller ausgefeilter Ämter-Logistik und Organisation immer geben.
Das Thema wurde in redaktioneller Zusammenarbeit mit "Bild der
Wissenschaft" (BDW) recherchiert. BDW berichtet in seiner
Dezember-Ausgabe.
Am 26. und 27.11. moderiert Stefan Schulze-Hausmann und am 28.11.
Ingolf Baur.
Redaktionshinweis: Die weiteren Themen dieser "nano"-Ausgabe
erhalten Sie jeweils am Vortag über News Aktuell oder bei der Presse
und Öffentlichkeitsarbeit 3sat.

Rückfragen bitte an:

3sat Presse und Öffentlichkeitsarbeit, Tel. (06131)706479

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