Dokumentation von Klaus Scherer: "Wir mussten ja weiterleben - ein Jahr mit den Tsunami-Opfern" Sendetermin: Montag, 12. Dezember, 20.15 Uhr, Das Erste
Hamburg (ots)
"Einen Moment lang dachte ich, ertrinken ist gar nicht so schlimm", erinnert sich Axel Hartung (71) an den Morgen des 26. Dezember 2004, als ihn die Wellen aus seinem Hotel rissen und unter Treibgut begruben, bis es um ihn dunkel wurde. Dann drehte sich ein Autowrack und schleuderte ihn wieder ans Licht. Er konnte sich an einem Baum festhalten. Danach dämmerte ihm, dass er seine Frau aus der Umklammerung verloren hatte. Monate später streut der Witwer aus dem Schwarzwald vor der Küste Phukets ihre Asche ins Meer, wie sie es sich einmal gewünscht hatte.
Insgesamt dreimal - Mitte Januar, im April und Oktober 2005 - hat Klaus Scherer, zuletzt ARD-Korrespondent im Fernen Osten, für seine Langzeit-Dokumentation "Wir mussten ja weiterleben" Überlebende der Flutkatastrophe besucht - im Schwarzwald, in Thailand und Indonesien. In Thailands Norden begleitete er den Fischer Lim - auch dessen Frau war in der Flut umgekommen. Die Szene, in der ein Helfer ihm nur noch deren Brille aus dem Wasser reichte, ging damals durch die Fernsehnachrichten. "Man darf nicht daran denken, sonst wird man verrückt", sagt er dem NDR Team.
Die bedrückendste Situation fand Scherers Team in der indonesischen Provinz Aceh vor. Die Familie, die es dort begleitete, lebte noch Monate lang in Zelten. Das versprochene Geld der Regierung blieb zum Teil bis heute aus. Kinder gingen nicht mehr in die Schule. Irgendwann kehrten die Opfer auf eigene Faust in die Trümmerregion zurück und bauten sich aus Treibgut neue Hütten. "Wir mussten ja weiterleben", sagen sie rückblickend. "Es ging hier jedem so. Wir waren zum Glück nicht allein."
In Gesprächen schildern die Überlebenden zuhause und an den Katastrophenorten ihren Alltag zwischen Trauer und Neuanfang. Scherer sah sich in Krankenhäusern um, die von Spendengeldern wieder aufgebaut wurden, sprach mit Ärztinnen, Soldaten und freigelassenen Rebellen. "Es ist bewundernswert", so der Grimme-Preisträger, "was alle diese Menschen ertragen, um ganz von vorne anzufangen. Mit oder ohne unsere Hilfe."
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11. Dezember 2005
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