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ors0045: Joschka Fischer: Diese Republik kann sich ein Abgleiten in die Zustände von Bananenrepubliken nicht erlauben

25.07.2000 – 16:03

Berlin (ors) -

Mit Bundesaußenminister Joschka Fischer startet am Samstag, 29.
Juli 2000 um 17.30 Uhr in den SAT.1-Nachrichten eine Interview-Reihe
mit bundesdeutschen Spitzenpolitikern. SAT.1-Chefredakteur Jörg Howe
und der Leiter der Parlamentsredaktion Hans Schregelmann im Gespräch
mit Regierung und Opposition. Vorab ein paar O-Töne aus diesem
Interview.
Frage: Sie sind als Klartextredner bekannt. Ist ihre deutliche
Sprache in ihrem Amt  auf der Strecke geblieben?
OTON (ors00451) Fischer 44 sec.
Das fällt unter die Rubrik Kompromisse. Denn in der Aussenpolitik
reden sie nicht für sich, auch nicht für eine Partei. Sie reden nicht
nur für ein Publikum, das sie ein- und zuordnet, sondern Sie sprechen
dort für ein Land, für eine Regierung eines der wichtigsten
Industrieländer ist. Da werden Sie sehr ernst genommen. Sehr schnell
gerät manches  in einen falschen Hals. Das hat dann negative
Konsequenzen, die weit übers Persönliche hinausgehen. Aber umgekehrt
vermisse ich als Parlamentarier und Debattenredner mit Leib und Seele
das klartextreden etwas.
Frage: Das Verfahren gegen Helmut Kohl wird wohl gegen eine
Geldbuße eingestellt. Ist das mit dem Blick auf das Ausland besser
für Deutschlands Image?
OTON (ors00452) Fischer 57 sec.
Diese Republik, finde ich, kann sich ein solches Abgleiten, egal
aus welchen Motiven, in die Zustände von Bananenrepubliken nicht
erlauben. Deswegen bedarf es der rückhaltlosen Aufklärung und ich
sehe hier keinen Widerspruch zwischen der historischen Rolle Kohls
und der äußerst bedenklichen Rolle, die er in all diesen Fragen
gespielt hat. Mich schockiert es umgekehrt aufgrund seiner
historischen Persönlichkeit, die er ist. Und eigentlich muss ich
Ihnen ganz ehrlich sagen, weil wir ihn alle, auch die Opposition, als
Kanzler der Einheit begriffen, akzeptiert, ein Stück weit auch
verehrt haben. Ich empfinde das auch im Grunde genommen als
verächtlichen Umgang von ihm mit Deutschland und unserer Verfassung,
dass er sein Ehrenwort  da höher veranschlagt. Im Grunde genommen
missachtet er uns alle und das nehme ich ihm besonder übel.
Frage: Haben Sie vor dem Hintergrund der Geiselnahme auf Jolo 
Angst, dass immer mehr deutsche Staatsbürger in aller Welt Opfer von
Geiselnahmen werden?
OTON (ors00453) Fischer 33 sec.
Es ist jetzt ein weiterer Landsmann von uns in Kaschmir Zeuge
eines Verbrechens geworden und verschwunden. Wir sind tief besorgt
darum. Ich schließe diese Geiselnahmen auch für die Zukunft nicht
aus. Umso mehr  werden wir die Erfahrungen, die wir gemacht haben,
sehr sorgfältig auswerten. (...)Aber, es ist jetzt zu früh,
irgendwelche Schlussfolgerungen öffentlich mitzuteilen.
Diese O-Töne von Joschka Fischer sind nur frei zur
Veröffentlichung bei Nennung der Quelle: SAT.1-Nachrichten.
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