Die Entwicklung des Arbeitsmarktes im Mai 2000 - Teil 2/9
Nürnberg (ots)
Die Arbeitslosigkeit hat sich weiter verringert. Saisonbereinigt errechnet sich für Mai ein Rückgang von 27.000; dies entspricht der durchschnittlichen Abnahme in den vorausgegangenen sechs Monaten (-28.000). Die beträchtlichen Differenzen zwischen den einzelnen Monatswerten (z.B. März: +11.000; Dezember: -73.000) hängen - ähnlich wie bei den saisonbereinigten Änderungen der Erwerbstätigkeit - mit den unterschiedlichen Witterungsverläufen in den letzten Wintern zusammen.
Nicht saisonbereinigt hat die Zahl der Arbeitslosen - vor allem aus jahreszeitlichen Gründen - stark abgenommen. Regelmäßig im Mai verringern Wiedereinstellungen in den Außengewerben und verwandten Sektoren sowie im Hotel- und Gaststättenbereich die Arbeitslosigkeit spürbar. Gegenüber April nahm sie um 198.000 auf 3.788.300 ab. Dieser Rückgang war aber größer als meist zu dieser Zeit, auch als im Mai 1999 (-147.200). Infolgedessen lag die Zahl der Arbeitslosen zuletzt mit -209.800 wieder wesentlich stärker unter dem Vorjahresniveau (April: -159.000; Februar: -187.800). Allerdings war zugleich die Entlastungswirkung arbeitsmarktpolitischer Maßnahmen (vgl. Bericht über die Entwicklung des Arbeitsmarktes im August 1999, in: Amtliche Nachrichten der Bundesanstalt für Arbeit (ANBA), 47. Jg. (1999) Nr. 9, September 1999, S. 857, 859) nur noch um rd. 80.000 kleiner als vor Jahresfrist (April: -100.000; Februar: -140.000); dies beruht aber allein auf der Entwicklung im Osten.
Die Arbeitslosenquote, berechnet auf der Basis aller zivilen Erwerbspersonen, belief sich im Mai auf 9,3 Prozent, auf der Grundlage der abhängigen zivilen Erwerbspersonen betrug sie 10,3 Prozent. Vor einem Jahr hatten sich Quoten von 10,2 Prozent bzw. 11,4 Prozent ergeben (der Rückgang der Arbeitslosenquote gegenüber Vorjahr beruht z.T. auf einer Neuberechnung der Bezugsbasis (Nenner), wie sie grundsätzlich jährlich vorgenommen wird. Vorjahresvergleiche und Vormonatsvergleiche, die hinter den April 2000 zurückgehen, sind also nur eingeschränkt möglich. Vgl. hierzu ausführlich: Amtliche Nachrichten der Bundesanstalt für Arbeit (ANBA), 48. Jg. (2000), Nr. 5, Mai 2000, S. 526 Anm. 2).
Ausbildungsstellenmarkt: trotz leichter Entspannung keine Entwarnung
Die positive Entwicklung am Ausbildungsstellenmarkt setzte sich fort. In den ersten acht Monaten des laufenden Berufsberatungsjahrs gab es bundesweit weiterhin mehr betriebliche Ausbildungsstellen und weniger Bewerber als im Vorjahreszeitraum.
Hinweise zum Verständnis der Berufsberatungsstatistik der Bundesanstalt für Arbeit
Die Berufsberatungsstatistik ist die einzige monatlich verfügbare Erhebung von Vorgängen auf beiden Seiten des Ausbildungsstellenmarktes. Die Daten liegen in tiefer berufsfachlicher und regionaler Gliederung vor und werden seit Jahren nahezu unverändert erhoben. Somit lassen sich lange Zeitreihen bilden, die Aufschluss über strukturelle Veränderungen am Ausbildungsstellenmarkt geben. Dabei ist jedoch zu beachten, dass die Daten aus Geschäftsvorfällen der Bundesanstalt für Arbeit gewonnen werden und die Inanspruchnahme der Dienste der Berufsberatung durch Betriebe und Jugendliche freiwillig ist.
Die Erfahrungen der Vergangenheit zeigen, dass die gemeldeten Ausbildungsstellen und gemeldeten Bewerber den Ausbildungsstellenmarkt, gemessen am Gesamtangebot (bis zum 30. September abgeschlossene Ausbildungsverträge zuzüglich der bei den Arbeitsämtern zum 30. September gemeldeten, noch unbesetzten Ausbildungsstellen) und an der Gesamtnachfrage (bis zum 30. September abgeschlossene Ausbildungsverträge zuzüglich der bei den Arbeitsämtern zum 30. September gemeldeten, noch nicht vermittelten Bewerber um Ausbildungsstellen) zwar i.d.R. zu mehr als 90% abbilden (Einschaltungsgrad), aber dennoch nicht vollständig. Denn ein nicht quantifizierbarer Teil der freiwilligen Inanspruchnahme durch Betriebe und Jugendliche richtet sich nach den jeweiligen Verhältnissen auf dem Ausbildungsstellenmarkt. Bei wachsendem Nachfrageüberhang schalten Ausbildungsbetriebe die Berufsberatung seltener und später, Jugendliche häufiger und früher ein. Bei einem Angebotsüberhang verhält es sich umgekehrt. Daher sind Schlüsse auf die absoluten Zahlen von Gesamtangebot und Gesamtnachfrage nicht möglich.
Aus der Entwicklung der rechnerischen Differenz zwischen gemeldeten noch nicht vermittelten Bewerbern und gemeldeten unbesetzten Stellen ("Lücke") lässt sich aber schließen, ob der Ausbildungsstellenmarkt insgesamt enger oder entspannter wird. Im Vergleich zum Vorjahr wachsende "Lücken" deuten recht zuverlässig auf einen enger werdenden, schrumpfenden "Lücken" auf einen sich entspannenden Ausbildungsstellenmarkt hin. Diese Vorausschätzungen können sich aber nur auf das relative Gefüge von Gesamtangebot und Gesamtnachfrage beziehen. Anhand des absoluten Umfangs der "Lücke" lässt sich auch abschätzen, wie viele Lehrstellen zum Ausgleich von Angebot und Nachfrage am Ende des Berichtsjahres (30. September) fehlen werden. Auch dabei kommt der Entwicklung der "Lücke" im Vergleich zum Vorjahr besondere Bedeutung zu.
Es folgt Teil 3
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