Rabbiner Daniel Alter klagt über Judenfeindlichkeit
Hamburg (ots)
Der erste nach dem Holocaust in Deutschland ordinierte Rabbiner, Daniel Alter, 47, klagt in der ZEIT über eine neue Welle der Judenfeindlichkeit: "Im Sommer gab es einen Hype, auch durch die Euphorie bei der WM. Man konnte das Gefühl haben, in einem neuen Deutschland zu leben. Doch kurz darauf war alles wie vorher. In Berlin werden Menschen von Neonazis angegriffen. Ich wurde von Leuten auf der Straße zweimal 'Scheißjude' genannt. Und wenn der jüdische Fußballverein Makkabi auswärts spielt, werden die Spieler beschimpft."
Der Rabbiner wünscht sich die Zukunft der Juden in Deutschland wie in den USA oder England: "Da ist es normal, Jude zu sein. In Deutschland sind die Leute entweder total verkrampft oder feindselig. Als Fan von Eintracht Frankfurt bin ich früher oft im Stadion gewesen. Nach Fehlentscheidungen wurde der Schiedsrichter aus dem Fanblock zweimal angebrüllt mit 'Jude, Jude'. Keiner hat etwas unternommen. Seitdem gehe ich nicht mehr ins Stadion. Die Frage ist für mich nicht, ob es fünf oder acht Prozent Antisemiten in einer Gesellschaft gibt, sondern wie die Gesellschaft mit diesen fünf oder acht Prozent umgeht." Einen "deutsch-jüdischen Frühling gibt es nicht", sagt er.
Das komplette ZEIT-Interview der ZEIT Nr. 51 vom 14. Dezember 2006 senden wir Ihnen gerne zu.
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