Terre des Hommes Deutschland e.V.
"Die bestehenden Alternativen verbessern!"
terre des hommes
kritisiert "Babyklappe" und "Anonyme Geburt"
Stellungnahme zur
bevorstehenden Bundestagsanhörung
22.05.2001 – 12:24
Osnabrück (ots)
Am 30.Mai werden der Innenausschuss, der Rechtsausschuss und der Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend des Deutschen Bundestages eine gemeinsame öffentliche Anhörung zum Thema »Anonyme Geburten« durchführen. Anläßlich dieser Veranstaltung hat sich das entwicklungspolitische Kinderhilfswerk terre des hommes in einer Stellungnahme kritisch zu Einrichtungen wie Babyklappen und zur »anonymen Geburt« geäußert. Nach Auffassung von terre des hommes widerspricht das Prinzip der Anonymität dem Recht des Kindes auf Kenntnis seiner Abstammung. Im »Haager Übereinkommen über den Schutz von Kindern und die Zusammenarbeit auf dem Gebiet der internationalen Adoption« sowie in einem Urteil des Bundesverfassungsgerichtes sei dieses Recht aber ausdrücklich hervorgehoben worden.
Babyklappen und auch die Möglichkeit der »anonymen Geburt« beraubten das Kind der Chance, später zu leiblichen Eltern und Geschwistern Kontakt aufzunehmen, so terre des hommes. Die Kritik stützt sich auf Erfahrungen aus der über 30-jährigen Adoptionsvermittlungsarbeit von terre des hommes. Bernd Wacker, Adoptionsexperte der Organisation, teilte dazu mit: »Jede erfahrene Fachkraft in der Adoptionsvermittlung weiß, wie sehr viele adoptierte Jugendliche und Erwachsene unter den traumatisierenden Wirkungen des ursprünglichen Abgegebenseins leiden und oft über Jahre hinaus bemüht sind, ihre Ursprungsfamilie zu finden und den Umständen, die zu ihrer Abgabe geführt haben, auf die Spur zu kommen«. Wacker wies darauf hin, dass die bestehenden gesetzlichen Möglichkeiten ausreichend seien, um der abgebenden Mutter Hilfe und Unterstützung zu bieten. Allerdings müssten diese Angebote bekannter gemacht werden, um auch die in Not geratenen Frauen zu erreichen. »Die Institutionalisierung der Babyklappe oder der anonymen Geburt als ordentliches Instrument der Kinder- und Jugendhilfe ist dazu nicht erforderlich und nicht geeignet«, so Wacker weiter.
Die Anonymität ist nach Auffassung von terre des hommes auch deshalb problematisch, weil die Gründe für die Abgabe eines Kindes unklar bleiben. Ob die Abgabe des Kindes tatsächlich dem freien Willen der Mutter entspreche oder von Ehepartnern, Familie oder anderen Personen erzwungen sei, könne nicht mehr festgestellt werden. Weiter kritisiert terre des hommes, dass es an klaren Richtlinien für die Einrichtung privat betriebener Babyklappen fehle. Dies beträfe ebenso die Frage nach der Ausbildung und Qualifikation des Personals. Auch für die Behauptung, durch Einrichtungen wie Babyklappen und »anonyme Geburt« würden Kindestötungen verhindert, fehle es an überzeugenden Beweisen. Vielmehr sei zu vermuten, dass Kindestötung eine Panikhandlung sei und durch Babyklappen und »anonyme Geburt« nicht verhindert werde.
verantwortlich: terre des hommes-Pressereferat
Wichtiger Hinweis: Die ausführliche Stellungnahme zum Thema »Babyklappe« und »Anonyme Geburt« senden wir Ihnen auf Wunsch gern per eMail zu. Schicken Sie dazu eine eMail an terre@t-online.de mit dem Betreff: »Babyklappe«. Sie finden die Stellungnahme auch auf unserer Homepage www.tdh.de zum Download.
Weitere Informationen: terre des hommes-Adoptionsexperte Bernd Wacker, Tel.: 02573/ 957601 und Michael Heuer, terre des hommes-Pressereferat, Tel: 0541/7101-145, eMail: info@tdh.de
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