Polizeipräsidium Mittelhessen - Pressestelle Gießen
POL-GI: Falscher Polizeibeamte am Telefon - Wieder erbeuten Betrüger ein Vermögen
Gießen (ots)
Mittelhessen/Herborn
Bereits seit Anfang Juli berichtet die Polizei Mittelhessen über eine Vielzahl von Anrufen angeblicher Polizeibeamter. Wellenartig riefen diese Betrüger in allen Landkreisen des Polizeipräsidiums an und leider waren sie trotz aller Warnungen und Hinweisen auf allen möglichen medialen Kanälen auch erfolgreich und erbeuteten Vermögen im Wert von mehreren Hunderttausend Euro.
Jetzt bearbeitet die Kripo einen weiteren Fall aus Herbornseelbach. Die Betrüger erschlichen sich gekonnt das Vertrauen ihres Opfers und bedrängten es letztlich über insgesamt 13 Tage. Sie erbeuteten ein Vermögen in sechsstelliger Höhe! Selbst als der Senior am 23. Juli bei der Polizei Herborn erschien, um sich bei der (dort nicht existenten) Kriminalpolizei nach den Rückgabemodalitäten seines zur Sicherung übergebenen Vermögens zu erkundigen, war ihm noch nicht bewusst, dass er gemeinen Betrügen auf den Leim gegangen war.
Die Übergabe war am Mittwochnachmittag, 15. Juli, in der Adlerstraße. Das Opfer übergab eine Kunstledertasche mit dem zuvor in Gold umgetauschten Vermögen. Der Abholer war zwischen 30 und 35 Jahre alt, zwischen 1,65 und 1,70 Meter groß und von untersetzter Statur mit korpulentem Oberkörper. Er hatte blonde, eher kurze Haare und trug saloppe Alltagskleidung bestehend aus einer Art Pullover und einer eher dunklen Hose.
Die Kripo sucht Zeugen dieser Übergabe. Wer hat das Treffen gesehen? Wem ist der beschriebene Mann aufgefallen? Hat er z.B. scheinbar wartend in einem Fahrzeug gesessen, wenn ja was für eins, oder hielt er sich beobachtend und wartend in der Adlerstraße oder Umgebung auf?
Hinweise dazu bitte an die Kripo in Dillenburg, Tel. 02771/9070!
Die Betrüger gehen immer perfider und dreister vor. Der erste Anruf mit der bekannten, typischen Story über die nach einer Festnahme gefundene Notiz mit den Daten des Opfers, ereilte den Senioren bereits am 02. Juli. Das geäußerte Misstrauen des Seniors beseitigte der verständnisvolle Anrufer mit dem Angebot eines Rückrufs über die 110. Nach diesem Rückruf fühlte sich der Senior sicher und glaubte an die Echtheit des Anrufers. Tatsächlich dürfte es den Betrügern jedoch gelungen sein, die Leitung des Seniors so zu manipulieren, dass dessen Anruf nie wirklich bei der Polizei auflief. Im weiteren Verlauf der Anzeigenaufnahme erläuterte der Senior das abgestufte Vorgehen der Betrüger. Dabei stellte sich heraus, dass diese es verstehen, die polizeilichen Präventionshinweise für sich nach dem Motto ... damit sie sicher sind, nicht mit Betrügern zu sprechen, telefonieren sie doch bitte mit der Polizei .... auszunutzen. Mit dem Opfer sprechen sogar weitere falsche Beamte der Kripo und anderer Behörden wie der Justiz. Zusätzlich verändern die Betrüger ihr Vorgehen und passen es an. Um z.B. nicht durch sensible Bankangestellte um den Erfolg gebracht zu werden, schieben die Täter einen Zwischenschritt ein. Sie fordern oder empfehlen das Umwandeln von Vermögenswerten z.B. in Gold und das Deponieren in Bankschließfächern, weil das Geld angeblich auf dem Konto nicht mehr sicher sei. Hier wissen die Täter, dass ein Abholen aus diesen Schließfächern aufgrund der Diskretion eben ohne Bankangestellte erfolgt. Um ihr Opfer zu veranlassen, das Vermögen abzuholen und zu übergeben, erfinden die Betrüger, zu denen ja mittlerweile durch das Vorausgegangene ein gewisses Vertrauensverhältnis besteht, wieder eine neue Story. Angeblich hat die Polizei unseriöse Machenschaft der Bank oder zumindest eines Mitarbeiters entdeckt und das Geld sei jetzt auch im Schließfach nicht mehr sicher und solle zur Sicherheit übergeben werden.
Aus gegebenem Anlass hier nochmal Hinweise der Polizei
- Lassen Sie sich am Telefon nicht unter Druck setzen! - Seien Sie wachsam, misstrauisch und besprechen sich mit einer Vertrauensperson, bevor Sie überhaupt an eine Abhebung von Bargeld oder Überweisung oder das Umwandeln z.B. in Gold denken oder das daheim gelagerte Vermögen an Fremde aushändigen! - Geben Sie niemals vertrauliche Informationen preis. Behörden und seriöse Unternehmen agieren nicht in dieser Form und fragen niemals am Telefon nach sensiblen Daten oder nach Art und Umfang von Vermögen - Rufen Sie zurück - Verwenden Sie dabei aber niemals Rufnummern, die man Ihnen mitteilt oder die sie auf dem Display sehen (die könnten gefälscht sein), sondern immer nur die selbst herausgesuchten Telefonnummern. Vergewissern Sie sich, dass Sie ein Freizeichen haben! Wählen Sie bewusst neu! Benutzen Sie nicht die Rückruftaste! Hilfreich ist auch die Verwendung eines ganz anderen Telefons, z.B. das Telefon des Nachbarn! - Wählen Sie die Notrufnummer 110 oder noch besser die Festnetznummer der zuständigen Polizei, die Sie im Telefonbuch oder über das Internet ermitteln können. - Grundsätzlich liegt Ihr Vermögen bei einem Geldinstitut sicher. Für Girokonten gibt es in der Regel eine sogenannte Einlagensicherung bis zu einer bestimmten Höhe und außerdem eine Versicherung gegen unberechtigte Verfügungen. Eine Versicherung der Schließfächer ist oftmals auch vom Wert des Inhalts abhängig und wäre in jedem Einzelfall extra abzuklären.
Hinweise und Tipps zu den Vorgehensweisen und zum Schutz vor Betrügern am Telefon wie z.B. zu den Betrugsphänomenen Anrufe falscher Polizeibeamter, Enkeltrick oder Schockanrufe finden Sie im Internet unter www.polizei-beratung.de oder auf der Präventionsseite unter www.polizei.hessen.de/Prävention
Geben Sie diese Hinweise mit der Bitte um Weiterverbreitung weiter. Informieren Sie Freunde, Bekannte, Verwandte. "Informieren und instruieren Sie potentielle Opfer, meist ältere Menschen, wie sie sich bei einem solchen Anruf verhalten sollen!"
Rückfragen bitte an:
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