Polizeipräsidium Mittelhessen - Pressestelle Marburg-Biedenkopf
POL-MR: Betrüger am Telefon erfolgreich - Polizei sucht Zeugen und warnt!
Marburg-Biedenkopf (ots)
Mittelhessen
Nach den neuerlichen Ermittlungen gab es in Mittelhessen am Donnerstag, 28. März, mindestens zwei Anrufe durch Betrüger, einen in einem Ortsteil von Wettenberg, einen in Beltershausen. Der Betrugsversuch in Wettenberg scheiterte, der Betrug im Ebsdorfergrund war leider erfolgreich. Aufgrund der Ermittlungen geht die Kripo Marburg davon aus, dass der dort überrumpelte Senior den Machenschaften einer organisierten Bande zum Opfer fiel. Er büßte seine Rücklagen im Wert von 40.000 Euro ein. Die Fahndung nach dem Geldabholer, einem ca. 50 Jahre alten, kräftigen, leicht untersetzten, aber nicht dicken Mann mit leichter Glatze, bzw. wenigen, dunklen, kurzen Haaren blieb leider ohne Erfolg. Der mitteleuropäisch wirkende Mittäter sprach akzentfreies Deutsch. Er trug eine einfache, dunkle Windjacke zur dunklen Hose. Wem ist dieser beschriebene Mann am Donnerstag, 28. März, zwischen 14.30 und 17.30 Uhr in Beltershausen aufgefallen. Es ist höchst wahrscheinlich, dass dieser Mann sehr mobil war, also mit einem Auto unterwegs war. Wem ist an diesem Donnerstag ein ortsfremdes Auto, vermutlich ein Auto mit einem auswärtigen Kennzeichen, in Beltershausen aufgefallen. Sachdienliche Hinweise nimmt tagsüber das Kommissariat für Betrugsangelegenheiten bei der Kriminalpolizei Marburg, Tel. 06421/406-0 entgegen. Diese aktuellen Fälle nimmt die Polizei zum Anlass, erneut über die Vorgehensweise der Betrüger am Telefon aufzuklären. "Nur wer die Maschen und Geschichten kennt und wer es sich zum Grundsatz macht, niemals Geld oder Wertgegenstände an Fremde zu übergeben oder Geld an unbekannte Konten zu überweisen oder zu transferieren, der minimiert das Risiko, Opfer solcher Betrüger zu werden. Leider sind die Betrüger rhetorisch geschickt und hinsichtlich der Geschichten sehr einfallsreich. Sie wirken am Telefon eigentlich immer sehr vertrauenswürdig, haben bei Nachfragen stets eine passende Erklärung und schaffen es, sich sofort auf ihr Opfer einzustellen und ein gewisses Vertrauen aufzubauen. Außerdem bauen sie einen immensen Druck auf, in dem sie das geschilderte Szenario dramatisieren und ihrem Opfer durch dauerhafte Gespräche sozusagen gar keine Zeit zum Nachdenken, Recherchieren oder zur Rückversicherung lassen."
Alle Geschichten haben eines gemeinsam - sie enden mit der Bitte um Geld!
"Wenn ein unerwartetes Telefonat mit einem vermeintlichen Verwandten oder Bekannten mit der Bitte um Geld endet, spätestens dann ist äußerste Vorsicht geboten und es gilt der oberste Grundsatz: Niemals (!) Geld oder Wertgegenstände an fremde Personen weitergeben, kein Geld überweisen oder mittels Geldtransferdienste schicken." Letzten Donnerstag benutzten die mutmaßlich gleichen Betrüger in Wettenberg und im Ebsdorfergrund unterschiedliche Geschichten. In Wettenberg ging es der anrufenden, angeblichen Freundin aus Berlin um einen notariellen Vertrag zum Erwerb einer Immobilie. Damit der Immobilienverkauf nicht scheitert, wäre die Hinterlegung eines Geldbetrags beim Amtsgericht notwendig. Als der Angerufene darauf hinwies, nicht über so viel Geld zu verfügen, fragte die Anruferin explizit nach Wertsachen und sogar nach Gold. Letztendlich scheiterte der Betrugsversuch an der Skepsis des potentiellen Opfers, der die Betrugsmaschen, insbesondere den Enkeltrick und die sogenannten Schockanrufe kannte. Sein späterer Rückruf bei seiner Freundin brachte die Gewissheit, dass er hier Betrüger am Telefon und die richtige Reaktion gezeigt hatte. Im Ebsdorfergrund schilderte möglicherweise ein und dieselbe Anruferin, eine angebliche Notsituation. Die Frau, die sich, wie bei derartigen Anrufen regelmäßig üblich, nicht namentlich gemeldet hatte, berichtete über ein in Gang gesetztes Strafverfahren, zu dessen Abwendung es sehr zeitnah und dringend finanzieller Mittel bedürfe. Die Anruferin verhielt sich überaus geschickt und nie konkret. So konnte sie schließlich sämtliche Informationen, die der überrumpelte Senior unwissentlich weitergab, für ihre Zwecke nutzen. Durch den Anruf glaubte der Senior seinen Sohn tatsächlich in erheblicher Gefahr und wollte natürlich helfen. Jetzt zeigte sich, wie dreist die Betrüger tatsächlich vorgehen. Als der Rentner von sich aus 6000 Euro Bargeld anbot, witterten die Betrüger regelrecht, dass es mehr zu holen gibt, ordneten diese Summe als nicht ausreichend ein und bohrten mit weiteren Fragen zur Vermögenssituation, insbesondere nach dem Vorhandensein von Schmuck oder anderen Wertgegenständen, nach. Letztlich überzeugten sie ihr Opfer davon, alles in einen Umschlag zu packen, diesen mit der Adresse des Amtsgerichts Gießen (!) zu beschriften und "jemandem", der gleich vorbeikäme, zu übergeben. So setzte es der Senior dann tatsächlich um. Zwar beschlich den Senior bei der Übergabe des Umschlags ein ungutes Gefühl und er entschloss sich, den Abholer zu verfolgen, jedoch hinderte ihn ein just in diesem Augenblick erneut eingehender Anruf durch die Frau, die schon vorher am Telefon war. So entkam der Abholer unerkannt.
Die Beachtung der nachfolgenden Hinweise bewahren davor, Opfer von Betrug am Telefon zu werden. - Seien Sie misstrauisch, wenn sich Personen am Telefon nicht namentlich melden, sich aber als Verwandte oder Bekannte ausgeben - Vorsicht, wenn ein unerwarteter Anruf mit einer Bitte um Geld endet - Gehen Sie nicht auf Forderungen ein, prägen Sie sich jedoch Stimme und sprachliche Besonderheiten des Anrufers ein - Versichern Sie sich durch einen selbst getätigten Anruf unter der ihnen bekannten - Sprechen Sie auch mit Freunden und Bekannten über diese Betrugsmaschen und geben Sie die Verhaltenshinweise weiter.
Im Internet unter www.polizei.hessen.de oder unter www.polizei-beratung.de stehen wertvolle Informationen zu diesem und anderen Themen.
Martin Ahlich
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