POL-LG: Polizeiliche Kriminalstatistik 2021 für die Polizeidirektion Lüneburg
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Lüneburg (ots)
- Gesamt-Fallzahl gesunken - Landesweit zweithöchste Aufklärungsquote - Gewalt gegen Polizeibeamte/-innen weiterhin auf hohem Niveau - Wohnungseinbruchdiebstähle und Rohheitsdelikte weiter rückläufig
Die Polizei im Nordosten Niedersachsens konnte die Aufklärungsquote aller erfassten Straftaten im Zuständigkeitsbereich der Polizeidirektion (PD) Lüneburg (Landkreise Celle, Harburg, Heidekreis, Lüneburg, Lüchow-Dannenberg, Rotenburg, Stade und Uelzen) mit 65,83% konstant halten (2020: 66,82%). Die Aufklärungsquote ist damit niedersachsenweit die zweithöchste (Landesdurchschnitt liegt bei 64,07%).
Polizeipräsident Thomas Ring:
"Die Bürgerinnen und Bürger in unserer Region können sich auf ihre Polizei verlassen! Die zweithöchste Aufklärungsquote innerhalb Niedersachsens verdanken wir der hervorragenden Arbeit aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Polizeidirektion Lüneburg."
Gesamt-Fallzahl
Die Gesamtzahl der im Zuständigkeitsbereich der PD Lüneburg erfassten Straftaten ist für das Berichtsjahr 2021 gesunken. Die Zahl verringert sich um 5,52% von 74.076 (2020) auf 69.986 (2021). Grund für die Abnahme ist unter anderem der zahlenmäßig stärkste Rückgang im Bereich der Vermögens- und Fälschungsdelikte.
Tatverdächtige
Zu den in 2021 bekannt gewordenen 69.986 Straftaten konnten insgesamt 31.456 Tatverdächtige (2020: 32.346) ermittelt werden. Altersmäßig verteilt sich diese Zahl auf 24.794 Erwachsene (2020: 25.152), 2.797 Heranwachsende (2020: 3.120), 2.796 Jugendliche (2020: 2.994) und 1.069 Kinder (2020: 1.080). 23.806 Tatverdächtige (2020: 24.415) haben die deutsche Staatsangehörigkeit. 7.650 nichtdeutsche Staatsangehörige (2020: 7.931) wurden als Tatverdächtige registriert.
Weniger jugendliche Straftäter
Die Zahl der Tatverdächtigen im Kindes- und Jugendalter ist deutlich auf 3.865 (2020: 4.074) gesunken. Die größten Fallzahlen sind in den für Kinder- und Jugenddelinquenz typischen Bereichen Körperverletzung, einfacher Diebstahl und Sachbeschädigung zu verzeichnen.
Vermögens- und Fälschungsdelikte zurückgegangen
Mit 2.111 Taten weniger als im Vorjahr verzeichnet die PD Lüneburg bei den Vermögens- und Fälschungsdelikten den größten Rückgang. (2020: 13.803; 2021: 11.692). Die unter dieser Hauptgruppe erfassten Betrugsdelikte (Leistungs-, Waren- bzw. Warenkreditbetrug) verzeichnen allein einen Rückgang von 2.058 Fällen. Diese Entwicklung hat mehrere Gründe: Im Jahr 2020 konnten zwei umfangreiche Verfahren abgeschlossen werden, die es im Jahr 2021 in diesem Umfang nicht gegeben hat. Zudem haben im Frühjahr 2020, als es den ersten coronabedingten Lockdown gab, viele Bürgerinnen und Bürger vermehrt online eingekauft, was indirekt die Entstehung von sogenannten Fakeshops gefördert hat. Durch gute Präventionsarbeit konnten die Menschen in der Region Lüneburg im zweiten Jahr der Corona-Pandemie sensibilisiert werden.
Diebstahlsdelikte/Wohnungseinbruchdiebstahl zurückgegangen
Die zahlenmäßig größte Deliktsgruppe, die Diebstahlsdelikte, sanken um 1.041 Fälle auf 20.014 (2020: 21.055) Straftaten. Die Zahl der Wohnungseinbruchdiebstähle ist dabei weiterhin deutlich rückläufig. In 2021 wurden 904 Fälle, davon 408 Versuchstaten, registriert. Im Vergleich zum Jahr 2020 (1.385, davon 581 Versuchstaten) ist das ein Rückgang um 481 Fälle (2020: 1.385). Die Aufklärungsquote liegt in diesem sehr ermittlungsintensiven Deliktsfeld bei 24,89% (2020: 28,74%).
"Auch in diesem Jahr ist die Zahl der Einbruchsdelikte im Vergleich zum Vorjahr rückläufig, dabei die Zahl der Versuchstaten vergleichsweise hoch. Natürlich trägt dieser Umstand in Teilen der anhaltenden weltweiten Pandemie Rechnung. Ich bin jedoch überzeugt, dass der erneute Rückgang dieser im hohen Maße sozialschädlichen Kriminalität mit einem hohen Anteil an Versuchstaten vor allem der professionellen und akribischen Einsatz-, Ermittlungs-, und Präventionsarbeit innerhalb unserer Direktion zu verdanken ist. Auch im kommenden Jahr wird der Kriminalitätsbekämpfung in diesem Deliktsbereich besondere Bedeutung zugemessen.", so Polizeipräsident Thomas Ring.
Cybercrime/Internetkriminalität
4.949 Fälle von Cybercrime registrierte die Polizeidirektion Lüneburg in 2021, was einem Rückgang von fast 20 Prozent gegenüber der Vorjahreszahl entspricht (2020: 6.160 Fälle). Die Gründe hierfür sind ebenfalls den Ausführungen im Bereich der Vermögens- und Fälschungsdelikte zu entnehmen, mit der Besonderheit, dass diese Taten im Internet begangen wurden. Die Aufklärungsquote sank um 3,9 Prozentpunkte auf 84,64 Prozent (2020: 88,54%). Die im Zusammenhang mit der Nutzung des Internets verbundenen Fälle des Waren(kredit)betruges sinken von 2.279 auf 1.626 Straftaten. Es ist davon auszugehen, dass ein Großteil der Versuchstaten nicht angezeigt wird (lediglich 244 Versuchstaten), da dem "Geschädigten" kein finanzieller Schaden entstanden ist. Somit gehen wir in diesem Deliktsbereich von einer hohen Dunkelziffer aus. Eine weitere Abnahme verzeichnen wir bei der Verbreitung von Kinderpornographie über das Internet an Jugendliche unter 18 Jahren von 250 (2020) auf 51 Delikte (siehe auch Erläuterung Sexualdelikte).
Polizeipräsident Thomas Ring:
"Wir haben unsere Kapazitäten im Bereich der Cybercrime-Bekämpfung verstärkt. Mit modernster Technik und der gezielten Aus- und Fortbildung unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter setzen wir die konsequente Strafverfolgung im digitalen Raum durch. Prävention ist hier ein wichtiger Themenkomplex. Gerade vor dem Hintergrund aktueller Entwicklungen ist der eigene sensible Umgang aller Bürgerinnen und Bürger mit Daten im Internet ausschlaggebend. Ich kann es nicht oft genug sagen: Halten Sie Ihren Virenschutz stets aktuell! Benutzen Sie sichere Passwörter und führen Sie in regelmäßigen Abständen Backups durch! Wichtig ist außerdem, bei E-Mails von unbekannten Absendern skeptisch zu bleiben, auch wenn diese auf den ersten Blick vertrauenserweckend scheinen. Fragen Sie ruhig einmal mehr in Ihrem Umfeld nach Unterstützung, wenn Sie sich unsicher sind!"
Sexualdelikte
Bei den Sexualdelikten verzeichnen wir im Gesamtbereich der PD Lüneburg einen leichten Anstieg um 3,39 Prozent auf 1.768 (2020: 1.710) Taten. Eine starke Abnahme ergeben sich beim Tatbestand der Verbreitung pornografischer Schriften (Erzeugnisse). Hier gab es bei der Bezugsgruppe an Personen unter 18 Jahren eine Abnahme von 268 (2020) auf 63 Fälle. Grund für den Rückgang ist der Abschluss eines umfangreichen Verfahrens aus dem Jahr 2020. Hier versendete ein Täter über 200 pornografischen Schriften per Messenger-Dienst an meist Minderjährige - ein vergleichbares Verfahren gab es 2021 nicht.
Rohheitsdelikte
Die Zahl der Rohheitsdelikte sank im Vergleich zum Vorjahr um 509 auf 11.805 (2020: 12.314) Fälle. Gleichzeitig liegt die Aufklärungsquote bei 92,18% (2020: 91,94%). Zu den Rohheitsdelikten werden z. B. Raub, Körperverletzung und Straftaten gegen die persönliche Freiheit gezählt. Den größten Anteil stellen dabei weiterhin die Körperverletzungsdelikte dar, die um 12,51% auf 7.220 (2020: 8.252) Fälle sanken. Die erhebliche Reduzierung der Kontaktmöglichkeiten im öffentlichen Raum hat auch für einen deutlichen Rückgang derartiger Straftaten gesorgt.
Dazu Polizeipräsident Thomas Ring:
"Auch in diesem Jahr hat die Reduzierung sozialer Kontakte in logischer Konsequenz zu einem Rückgang von Rohheitsdelikten geführt. Dieser Trend sollte nicht nur ein polizeiliches, sondern auch ein gesamtgesellschaftliches Anliegen sein."
Häusliche Gewalt
Die Entwicklung der häuslichen Gewalt wird vor dem Hintergrund der deutlich reduzierten Kontaktmöglichkeiten außerhalb des eigenen häuslichen Umfeldes von der Polizeidirektion Lüneburg besonders beobachtet. Eine Vergleichbarkeit zum Vorjahr ist hier leider nicht gegeben. Im Zuge der bundesweiten Vereinheitlichung der Definition für das Thema "Häusliche Gewalt" mit dem Ziel der lebensnäheren Darstellung dieses Kriminalitätsfeldes hat sich die Auswertungsgrundlage verändert. Demnach wurden für das Jahr 2021 insgesamt 3.217 Fälle von häuslicher Gewalt verzeichnet. Hier ist besonders hervorzuheben, dass die deutliche Mehrzahl der Taten (2.128) im Kontext von Partnerschaften begangen worden. In 794 Fällen waren Opfer und Täter bereits getrennt (ehemalige Partnerschaften). In den sogenannten familiären Beziehungen (Eltern, Kinder, Großeltern, Geschwister, etc.) wurden im Bereich der Polizeidirektion 1.089 Taten häuslicher Gewalt registriert.
Polizeipräsident Thomas Ring:
"Bei der häuslichen Gewalt handelt es sich um einen besonders sensiblen Bereich der Kriminalität. Die Dunkelziffer in diesem Deliktsfeld ist vermutlich sehr hoch. Die Opfer sind oft stark eingeschüchtert, sie fürchten Repressionen und haben Angst, die Täterin oder den Täter bei der Polizei anzuzeigen. Gerade deshalb legen wir hier einen Fokus darauf, Opfer häuslicher Gewalt durch gezielte Präventionsarbeit zu stärken und die Täterinnen und Täter zur Verantwortung zu ziehen. In der Polizeidirektion Lüneburg arbeiten Präventionsteams stetig daran, diese Ziele zu erreichen. Unter anderem bietet die Polizeiinspektion Lüneburg/Lüchow-Dannenberg/Uelzen Veranstaltungen zum Thema "Wie schützen sich Frauen?" an. Weiterhin ist in diesem Deliktsfeld die Mithilfe aus der Bevölkerung ein wichtiger Bestandteil. Egal ob in Ihrem persönlichen Umfeld oder in der Nachbarschaft: Melden Sie Verdachtsfälle häuslicher Gewalt Ihrer zuständigen Polizeidienststelle - in akuten Fällen natürlich über den Notruf! Oder ermutigen Sie Opfer, selbst zur Polizei zu gehen. Häusliche Gewalt kennt kein Geschlecht, kein Alter und keine Gesellschaftsschicht - jede/r kann betroffen sein. Bitte schauen Sie nicht weg!"
Gewalt gegen Polizeibeamte/-innen auf gleichbleibend hohem Niveau
Bei der Erfassung der Straftaten "Gewalt gegen Polizeibeamte" hat es eine Erfassungsänderung gegeben, die eine aussagekräftige Vergleichbarkeit zu den Vorjahren nicht zulässt. Festzustellen ist jedoch, dass die Angriffe auf Polizeibeamte mit 531 auf einem hohen Niveau verharren.
Dazu Polizeipräsident Ring:
"Angriffe auf Polizeibeamtinnen und Polizeibeamte sind Angriffe auf die Demokratie. Die Kolleginnen und Kollegen sind für unser aller Sicherheit im Einsatz, daher müssen diese Straftaten weiter konsequent verfolgt werden. Zur Beweissicherung und auch zum Schutz haben wir uns im vergangenen Jahr dazu entschieden flächendeckend Bodycams zu beschaffen."
Fazit von Polizeipräsident Thomas Ring
"Neben der coronabedingt reduzierten Mobilität konnte auch durch die unermüdliche Kriminalitätsbekämpfung sowie die fortlaufende Präventionsarbeit im vergangenen Jahr erneut ein Rückgang der Straftaten in unserer Region erzielt werden. Ich möchte mich hierfür bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Polizeidirektion Lüneburg bedanken. Trotz der anhaltenden pandemischen Situation und der einhergehenden Belastungen haben sie hierzu entscheidend beigetragen. Es wird auch weiterhin unser Anspruch sein, all unseren Bürgerinnen und Bürgern als kompetenter Ansprechpartner zur Seite zu stehen."
Rückfragen bitte an:
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Tarek Gibbah
Auf der Hude 2
21339 Lüneburg
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