Hessische Hochschule für öffentliches Management und Sicherheit (HöMS)
HöMS: "Diversity, Diskriminierung und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit im Kontext polizeilicher Ausbildung und Praxis"
Wiesbaden (ots)
Presseinformation
An die Vertreterinnen und Vertreter der Medien
Hessische Hochschule für öffentliches Management und Sicherheit (HöMS) veranstaltet Hochschultag zum Thema: "Diversity, Diskriminierung und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit im Kontext polizeilicher Ausbildung und Praxis"
Frankfurt. Rassismus zeigt auch Wirkung bei der Polizei, so wie in allen Bereichen der deutschen Gesellschaft. Es ist nicht leicht, darüber zu sprechen, da die meisten Menschen nicht rassistisch sein möchten und sich vor dem Begriff scheuen. Dass Fragen über Diversität auch polizeilich relevant sind, machen etwa die Auseinandersetzungen über "Racial" bzw. "Ethnic Profiling" oder institutionellen Rassismus innerhalb der Polizei deutlich.
Die Hessische Hochschule für öffentliches Management und Sicherheit (HöMS) führte in Kooperation mit dem Amt für multikulturelle Angelegenheiten Frankfurt (AmKA), dem Polizeipräsidium Frankfurt und der Heinrich-Mörtl-Stiftung am 6. Dezember 2022 im stadtRAUMfrankfurt einen Hochschultag durch und machte genau das zum Thema.
Die Veranstaltung wurde nach zwei Jahren coronabedingter Online-Phase wieder in Präsenz ausgerichtet. Cornelia Rotter, Leiterin der Hochschuldidaktik der HöMS und Azfar Khan, Leiter der Koordinierungsstelle Antirassismus des AmKA, übernahmen zusammen die Leitung der Hochschultags. Ihre Kooperation zeigte sich in der gemeinsamen Planung, Organisation und Durchführung der Veranstaltung, die durch die Heinrich-Mörtl-Stiftung in Zusammenarbeit mit Werner D'Inka gefördert wurde.
Diversity, Diskriminierung und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit sind aktuell als Themenbereiche für hessische Polizeibehörden sehr präsent, wie auch der Abschlussbericht der Expertenkommission "Verantwortung der Polizei in einer pluralistischen Gesellschaft" zeigt.
Bereits bei der Eröffnung des Hochschultages wurde deutlich: "Wir sprechen nicht darüber, ob es Rassismus gibt, sondern thematisieren diesen. Diversity in unserer Gesellschaft ist eine Tatsache. Die Haltung dazu muss sich ändern", so Azfar Khan vom Amt für multikulturelle Angelegenheiten Frankfurt.
Im ersten Teil der Veranstaltung befasste sich der Vortrag der Keynotespeakerin Tupoka Ogette, Trainerin und Beraterin für Rassismuskritik und Antirassismus, mit ihrer Haltung zum Thema "Exit Racism", dem sich eine Diskussionsrunde anschloss.
Dabei wurde sie sehr deutlich, wie tief Rassismus verankert ist. "Wir sind alle in verschiedener Weise davon betroffen, nur "weiße" Menschen können sich aussuchen, ob sie sich damit beschäftigen."
Tupoka Ogette führte Studierende des Fachbereich Polizei, Praxisausbilderinnen und -ausbilder des Polizeipräsidiums Frankfurt, Lehrende und Interessierte aus der Hochschule und der Zivilgesellschaft in eine Denkweise ein, die dem Rassismus kritisch gegenübersteht und begleitete sie bei ihrer Auseinandersetzung mit diesem Thema.
Im zweiten Teil den Workshops, wurden die Teilnehmenden auf eine rassismuskritische Reise mitgenommen, in deren Verlauf sie nicht nur konkretes Wissen über Rassismus und dessen Wirkungsweisen, sondern auch Unterstützung in der emotionalen Auseinandersetzung mit dem Thema erhalten haben.
Die Workshops wurden von qualifizierten Leiterinnen und Leitern betreut, die als Team aus dem Bereich Lehre und Polizeipraxis zusammengesetzt waren.
Ziele sollten unter anderem die Sensibilisierung für Alltagsrassismen, das Kennenlernen von wirksamen Mechanismen und die Auseinandersetzung mit dem eigenen Einfluss und der eigenen Rolle (Selbstreflexion) sein.
Zum Abschluss des Hochschultages fand eine Podiumsdiskussion mit folgenden Teilnehmerinnen und Teilnehmern statt: Siraad Wiedenroth, Bundesvorstand der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland e.V, Dr. Nargess Eskandari-Grünberg, Bürgermeisterin der Stadt Frankfurt, Dr. Walter Seubert, Präsident der HöMS, und Stefan Müller, Präsident des Polizeipräsidiums Frankfurt, statt. Moderiert wurde diese von Werner D'Inka von der Heinrich-Mörtl-Stiftung.
Die Vertreterinnen und Vertreter dieser Institutionen und Behörden konnten hierbei aus unterschiedlichen Perspektiven Stellung zum Thema des Hochschultages beziehen.
"Diversität innerhalb der Polizei ist nicht das Mittel, um die Strukturen zu verändern. Vielmehr müsste die Einstellung der Einzelnen gegenüber der Diversität geändert werden", betonte Siraad Rosina Wiedenroth, Geschäftsführung bei der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland e.V., zu Beginn der Diskussion.
Auf Nachfrage von Werner D' Inka, ob die Polizei in ihrem Verhalten ein Spiegel der Gesellschaft sei, wurde durch den Polizeipräsidenten Stefan Müller ein klares Statement gesetzt: "Wir dürfen kein Spiegelbild der Gesellschaft sein. Unsere Arbeit ist mit Grundrechtseingriffen verbunden. Deshalb gelten für uns höhere Ansprüche."
Die Rolle der Hessischen Hochschule für öffentliches Management und Sicherheit bei der Ausbildung der zukünftigen Polizeibeamtinnen und Polizeibeamten wurde eindeutig vom Präsidenten der HöMS hervorgehoben: "Die HöMS soll für die Studierenden ein Bollwerk für Menschenrechte und Menschenwürde sein. Durch konsequente Schwerpunktsetzung im Bereich der Polizeiausbildung in den Themen der gesellschaftlichen Pluralität, der Demokratiebildung und Interkulturellen Kompetenz sowie zur Forschung und Sensibilisierung gegen Rechtsextremismus soll der Kompetenzerwerb gestärkt, weiterentwickelt und in der Praxis Anwendung finden. Weiterhin wurde die Koordinierungsstelle Vielfalt und politische Bildung in der polizeifachlichen Fortbildung eingerichtet, um dadurch die Qualifizierung der zukünftigen Nachwuchs- und Führungskräfte weiterhin zu verbessern. Besondere Bedeutung habe zudem die Möglichkeit der (Selbst-) Reflexion auch im Studium und im polizeilichen Alltag", so Dr. Seubert.
Die Erwartungen und Wünsche an die Hessische - und insbesondere an die Frankfurter Polizei - wurden durch die Bürgermeisterin der Stadt Frankfurt am Main, Dr. Nargess Eskandari-Grünberg, deutlich kommuniziert: "Die Frankfurter Polizei muss das verloren gegangene Vertrauen in Teilen der Bevölkerung wiederherstellen. Dazu braucht es unabhängige Kontrollmechanismen und eine stetige Auseinandersetzung mit Rassismus und eigenen Vorurteilen. Der Hochschultag ist ein erster wichtiger Schritt zu dieser Auseinandersetzung und ich freue mich deshalb sehr über die zielgerichtete und kollegiale Kooperation der HöMS mit dem Amt für multikulturelle Angelegenheiten, dem Polizeipräsidium Frankfurt und der Heinrich-Mörtel-Stiftung. Denn gerade staatliche Institutionen sind in der Verantwortung, Rassismus entgegenzuwirken."
Der diesjährige Hochschultag diente dem intensiven Austausch mit der Zivilgesellschaft gemeinsam mit Studierenden, Lehrenden und Angehörigen der HöMS, Praxisausbilderinnen und -ausbildern sowie Führungskräften des ersten Führungsamts aus dem Polizeipräsidium Frankfurt.
Die Veranstaltung bot für alle Beteiligten und Teilnehmenden die ideale Plattform, um über aktuelle Problemstellungen zu diskutieren, den Austausch mit Kolleginnen und Kollegen aus anderen Bereichen zu suchen und sich mit diesen zu vernetzen.
Als Mensch und auch in der Rolle der Polizeibeamtin oder des Polizeibeamten ist es unverzichtbar, sich mit der eigenen Haltung und den eigenen Vorurteilen auseinanderzusetzen und regelmäßig einen Perspektivwechsel vorzunehmen. Das hat der Hochschultag des Fachbereiches Polizei nochmal deutlich gemacht. Die HöMS und die hessische Polizei sind auf einem guten Weg, allerdings bleibt noch viel zu tun.
Rückfragen bitte an:
Hessische Hochschule für öffentliches Management und Sicherheit
(HöMS)
Matthias Frontczak
E-Mail: pressestelle@hoems.hessen.de
https://hoems.hessen.de/
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