POL-PDPS: Veröffentlichung der Kriminalstatistik 2022
Polizeidirektion Pirmasens (ots)
Die Kriminalitätsentwicklung im Bereich der Polizeidirektion Pirmasens kann, wie auch schon in den Jahren zuvor, in diesem Jahr trotz steigender Tendenz, als positiv bewertet werden. Im landesweiten Vergleich stehen die gestiegenen Fallzahlen im Verhältnis bei vergleichsweise überdurchschnittlichen Aufklärungsquoten.
Im vergangenen Jahr wurden 9212 Straftaten und damit 11,5 Prozent mehr als im Vorjahr (8258 Fälle) registriert. 2020 wurden 8595 Straftaten, im Jahr 2014 sogar noch 9666, registriert.
Diese Entwicklung schlägt sich bei der Häufigkeitszahl nieder, welche die Zahl der Straftaten pro 100.000 Einwohner darstellt. Lag diese im Vorjahr für den PD-Bereich noch bei 4930, stieg der Wert auf 5504 Fälle (Präsidium Westpfalz: 6430) pro 100.000 Einwohner, was ein Plus von gut 11 % bedeutet.
Die Stadt Pirmasens liegt bei 9050 und die Stadt Zweibrücken bei 7896 Fällen. Vergleichbare Mittelzentren: Neustadt/Weinstr.: 7173, Frankenthal: 7555, Speyer: 14111, Germers-heim: 10224, Landau 9056 und die Stadt Kaiserslautern: 11225). Nach wie vor ist unser Landkreis Südwestpfalz hervorzuheben. Mit einer Häufigkeitsziffer von 3169 ist unser Landkreis einer der sichersten in ganz Deutschland (LK Kusel: 6034, LK Bad Dürkheim: 5298, LK Südliche Weinstraße: 4570 und LK Germersheim:5599).
Mit einer Aufklärungsquote von 74,6 % nimmt unsere Direktion einen absoluten Spitzenplatz in Rheinland-Pfalz ein. Der hervorragende Wert des Vorjahres konnte noch einmal um fast 1 Prozent gesteigert werden. Zum Vergleich: Die Aufklärungsquote des Polizeipräsidiums Westpfalz liegt bei schon sehr guten 69,9%, die des gesamten Landes Rheinland-Pfalz bei 64,5 %.
Im Jahr 2022 musste die Kriminalpolizei in 6 Fällen wegen eines Tötungsdeliktes Ermittlungen aufnehmen. Vier Fälle (versuchter Totschlag, 2 Fälle Verdacht der Körperverletzung mit Todesfolge und Verdacht der fahrlässigen Tötung) ereigneten sich in Zweibrücken und Umgebung. Ein versuchter Totschlag fiel in den Dienstbezirk von Waldfischbach-Burgalben. Ein Verdacht der Fahrlässigen Tötung ereignete sich im Dienstbezirk der PI Dahn.
Die Zahl der Sexualstraftaten blieb mit 247 Fällen exakt gleich. Diese Stagnation auf hohem Niveau lässt sich durch die hohe Anzahl von Verfahren, die durch das US-amerikanischen National Center For Missing & Exploited Children (NCMEC) gemeldet werden, erklären. NCMEC führt eine ständige zielgerichtete Internetauswertung durch und übermittelt die festgestellten Fälle weltweit. Alleine die "Verbreitung pornografischer Schriften" macht mit 113 Fällen gut die Hälfte der Sexualstraftaten aus.
Nach einem hohen Anstieg im Jahr 2019 sind die Körperverletzungsdelikte in der Öffentlichkeit, die in 2020 und 2021 im zweistelligen Prozentbereich rückläufig waren, nun wieder auf vorpandemischem Niveau: 2019: 146, 2020: 128, 2021:114, 2022: 142.
Körperverletzungen insgesamt wurden 1030 begangen. Nach den 937 Fällen im Vorjahr bedeutet das ein Steigerung um 9,9%. 2020 schlugen, trotz Pandemie, noch 1075 Körperverletzungen zu Buche.
Die Zahl der Wohnungseinbrüche ging um weitere 10 auf 100 Fälle zurück. Das ist der niedrigste Wert in der Zehnjahresbetrachtung und nochmals ein Rückgang von knapp 10 % gegenüber dem Vorjahr. Im Vergleich zu 2015, dem Jahr mit dem Höchststand an Wohnungseinbrüchen im Direktionsbereich (288), beträgt der Fallzahlenrückgang sogar über 65 %. In knapp der Hälfte aller Fälle blieb es beim Versuch. Der weitere Rückgang bei den Wohnungseinbrüchen ist sehr erfreulich, da hier der allgemeine Trend zur Steigerung der Fallzahlen nach Corona gebrochen wird.
Bei den einfachen Diebstählen sind, dem allgemeinen Trend folgend, steigende Fallzahlen zu verzeichnen. Der Mittelwert der letzten 10 Jahre liegt bei 1645 Diebstählen. So wurden z.B. im Jahr 2011 noch 2146 einfache Diebstähle begangen und damit ein gutes Drittel mehr als aktuell mit 1406. Gegenüber dem Vorjahr steigerte sich die Zahl deutlich um 253 Diebstähle, was immerhin einem Plus von 22% entspricht. Bemerkenswert ist, dass sich der letztjährige Rückgang auf Pirmasens und Zweibrücken zurückführen ließ, nunmehr die Steigerung ausschließlich auf die beiden Städte zurückzuführen ist: Pirmasens: 690 zu 457 und Zweibrücken: 398 zu 344, während im Landkreis Südwestpfalz sogar 32 Fälle weniger registriert wurden (323 zu 355). Fast die Hälfte aller Diebstähle (48,4 %) konnten aufgeklärt werden.
Bei den schweren Diebstählen lag die Fallzahl im Jahr 2016 noch bei 1240 Fällen. Nach 697 Fällen in 2020 und 501 Fällen in 2021 fielen 2022 wieder 605 Fälle an. Dieses Plus von 104 Fällen ergibt einen prozentualen Anstieg von über 20% innerhalb eines Jahres. Der 10-Jahres-Mittelwert liegt immerhin bei 906 Fällen. Knapp ein Drittel aller schweren Diebstähle (31,1%) wurden aufgeklärt.
Bei den Vermögens- und Fälschungsdelikten ist ein Anstieg von 1183 auf 1350 Fälle festzustellen (10-Jahres-Mittel: 1392). 1120 Fälle und damit 83% wurden aufgeklärt. In nahezu der Hälfte der Betrügereien (484 Fälle) wurde das Internet genutzt. Noch höher ist der Anteil der Internetnutzung bei dem Betrugstatbestand "Waren- und Warenkreditbetrug". Bei 461 (Vorjahr 469) Taten wurden in 312 Fällen Internetplattformen genutzt. Die "Call-Center-Betrüge" (CCB) gewinnen immer mehr an Bedeutung. Hat die Kriminalpolizei 2020 noch 93 solcher Betrugsdelikte bearbeitet, waren es 2021 schon 193. 2022 blieb die Steigerung moderat. Es wurden 199 Fälle erfasst.
Eine Besonderheit stellen die "WhatsApp-Betrüge" dar. Sie können erst ab Mitte Februar 2022 verlässlich recherchiert werden. Ab diesem Zeitpunkt wurden 113 Fälle beanzeigt. Hochgerechnet auf das ganze Jahr 2022 käme man auf 130 Fälle. In einer SMS oder einer WhatsApp-Nachricht wird ein Handyverlust des Kindes vorgetäuscht. Das Kind muss aber dringend eine höhere Überweisung tätigen, die nun von den Eltern übernommen werden soll. Leider führt diese Masche, trotz intensivster Präventionsarbeit der Polizei und ständiger Präsenz in den Medien, immer noch viel zu häufig zum Erfolg. Die Dunkelziffer nicht erfasster Fälle dürfte, wie bei "CCB", die aktenkundigen Fälle um ein Vielfaches übersteigen.
Der Anstieg bei den Drogendelikten ist mit 14,1 % weiterhin signifikant, nachdem schon im Vorjahr ein plus von 17,1 % registriert wurde. Mit 1327 Rauschgiftdelikten wurden 164 Delikte mehr als im Vorjahr registriert. Fast alle Fälle konnten aufgeklärt werden (96,8 %). Im Rauschgift-Bereich spricht man von der sogenannten "Hol-Kriminalität". Demnach ist die Steigerung der deliktischen Zahlen einerseits auf aktive Ermittlungen der Kriminalbeamten zurückzuführen. 2021 ermittelte die Kripo in 527 Fällen, gegenüber 633 Fällen im letzten Jahr, was einem Plus von über 20 % entspricht. Andererseits sind zusätzliche Fallzahlen der Verkehrsüberwachung zuzurechnen. Vermehrt werden drogenbeeinflusste Fahrzeugführer erkannt und in vielen Fällen werden Drogen sogar mitgeführt oder Rauschgiftdelikte in Folgeermittlungen festgestellt. Ungeachtet dessen ist auch von einer Ausweitung des Konsumentenkreises auszugehen. Im Jahr 2022 waren 4 Rauschgifttote zu beklagen, nachdem 2021 10 Menschen den Drogentod starben. Eine Mischung aus mehreren toxischen Substanzen, wie verschiedenen Rauschgiften in Kombination mit Tabletten und Alkohol, ist oft die Ursache.
Die vielfach erwartete deutliche Zunahme der häuslichen Gewalt aufgrund der Pandemielage war, wie schon in den Vorjahren, im Direktionsbereich nicht zu verzeichnen. Die Zahl der Fälle von "Gewalt in engen sozialen Beziehungen" (Gewalt in der Partnerschaft), sank von 341 Fällen in 2021 auf nunmehr 287. Die Gewalt drückt sich in 2 von 3 Fällen (67,6 % der Fälle) in Körperverletzungsdelikten gegenüber dem meist weiblichen Opfer aus. In jedem 4. Fall (27,2 %) werden Straftaten gegen die persönliche Freiheit begangen. Die zunehmende Professionalisierung in diesem Bereich aller beteiligten Institutionen könnte nunmehr Früchte tragen. Polizei, Interventionsstelle, Täterarbeit "Contra Gewalt", Frauenzuflucht, Frauennotruf, Jugendämter, um die wichtigsten zu nennen, arbeiten verlustfrei zusammen. In regelmäßigen Fallkonferenzen werden Problemfälle aus allen Warten betrachtet, ein gemeinsames Unterstützungs- und Präventionspaket geschnürt, die Betreuung und Beratung optimiert. Auch die Aktionen der wiederbelebten Lenkungsgruppe des Regionalen Rundes Tisches tragen zu der positiven Entwicklung bei.
Nachdem 2021 noch 99 Gewaltdelikte gegen die Polizei begangen wurden, kam es 2022 zu 108 solcher Übergriffe. In 80 Fällen (Vorjahr:62) kam es zu "echten" Widerstandsdelikten oder gar zu aktiven tätlichen Angriffen, bei denen insgesamt 27 (Vorjahr: 23) Polizisten verletzt wurden. Hier sprechen die Zahlen für sich.
Der Leiter der Polizeidirektion Pirmasens, Polizeidirektor Stefan Bauer, bedankt sich in diesem Zusammenhang nicht nur bei seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für die trotz der gestiegenen Herausforderungen geleistete engagierte Arbeit, sondern auch bei der Bevölkerung für die stetige Unterstützung bei der Aufklärung von Straftaten und für das weiterhin ungebrochene Vertrauen in die Polizei.
pdps
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