POL-PPWP: Achtung! Neulinge im Straßenverkehr!
Westpfalz (ots)
Das neue Schuljahr beginnt - in manchen Orten in der Westpfalz sogar schon am Donnerstag!
...und mit dem Beginn des neuen Schuljahres sind auf den Straßen in wieder verstärkt "Neulinge" unterwegs - sowohl Schulneulinge als auch Straßenverkehrs-Neulinge. Zwar werden die meisten Schulanfänger noch von ihren Eltern begleitet - entweder zu Fuß oder im Auto - dennoch ist vieles anders als noch vor den Sommerferien im Kindergarten. Und meistens beginnen mit dem neuen Lebensabschnitt "Schule" für die Kinder auch die ersten "richtigen" Erfahrungen in Sachen Straßenverkehr.
Dabei sind die Gefahren auf dem Schulweg nicht zu unterschätzen, insbesondere weil Kinder keine "kleinen Erwachsenen" sind. Auch die cleversten Kids sind gefährdet, denn sie haben - wie alle in dieser Altersklasse - noch Defizite, über die wir Erwachsenen kaum nachdenken. Dazu gehören beispielsweise ein engerer Blickwinkel und eine niedrigere Blickhöhe, ebenso wie eine kürzere Konzentrationszeit und eine leichtere Ablenkbarkeit. Selbst nach dem ersten Schuljahr, also wenn sich schon die nächsten Schulanfänger auf den Weg machen, sind bei den Kindern, die dann in die zweite Klasse kommen, noch gewisse Defizite vorhanden, so dass man sagen kann: "An jedem Tag ist Schulanfang."
Leider kommt es immer wieder zu Unfällen mit Kindern im Straßenverkehr. Im Bereich des Polizeipräsidiums Westpfalz sank die Zahl der Verkehrsunfälle mit Kinderbeteiligung zwar leicht von 146 (im Jahr 2013) auf 139 (2014). Und auch die Zahl der eindeutig als Schulwegunfälle einzuordnenden Vorfälle ging von 5 auf 1 zurück, sie steigt in diesem Jahr aber leider wieder an (bislang wurden sechs registriert).
Die Zahl der Verletzungen bei Kindern verringerte sich von 155 auf 129, allerdings wurden im Gegensatz zu 2013, wo es keine Todesfälle gab, im vergangenen Jahr zwei Kinder bei Unfällen getötet, eines als Fußgänger und eines als Radfahrer. Bei den eindeutig als Schulwegunfällen registrierten Vorkommnissen wurden im vergangenen Jahr deutlich weniger Kinder verletzt - waren es 2013 noch 10 verletzte Kinder, weist die Statistik für 2014 nur noch ein verletztes Kind aus. In diesem Jahr stehen aber schon sieben verletzte Kinder in der Statistik.
Hinzu kommt: Das Besondere an den Unfällen mit Kinderbeteiligung ist, dass mehr als die Hälfte der Verletzungen bei den Kindern als Mitfahrer im Auto zustande kamen. (2013: 84 und 2014: 70)
Diese Tendenz setzt sich auch im laufenden Jahr fort: Bis zum 31. August 2015 wurden bereits 88 Unfälle mit Kinderbeteiligung gezählt. Dabei wurden 84 Kinder verletzt, davon 43 als Mitfahrer im Auto.
Die Polizei gibt deshalb gerade zum Schulstart zu bedenken: Die Kinder mit dem Auto zur Schule zu bringen, mag zwar gut gemeint sein, birgt jedoch Gefahrenpunkte. Erstens muss das Kind korrekt gesichert sein (in einem geeigneten und zugelassenen Rückhaltesystem), und zweitens kann es als Mitfahrer im Auto nicht das richtige Verhalten im Straßenverkehr üben und Sicherheit erlangen. Darüber hinaus werden durch die an- und abfahrenden "Eltern-Taxis" an Schulen die anderen Schulkinder gefährdet, da das haltende Auto für die "kleinen Fußgänger" mindestens ein Sichthindernis bildet oder sie sogar zum Ausweichen auf die Straße zwingt. Deshalb ist vor vielen Schulen ein Halteverbot für Fahrzeuge eingerichtet, das auch das Ein- und Aussteigen untersagt.
Übrigens: Der 22. September ist jedes Jahr der "Zu Fuß zur Schule"-Tag, nicht nur in Deutschland, sondern weltweit.
Dafür gibt es gute Gründe: Kinder, die zu Fuß zur Schule gehen, bringen Bewegung in ihr Leben - etwas, das heutzutage oft zu kurz kommt. Gleichzeitig lernen sie, sich sicher im Straßenverkehr zu bewegen - etwas, das man nur durch Übung erreichen kann.
Eltern tun ihrem Kind also Gutes, wenn sie mit ihm zusammen zu Fuß zur Schule laufen!
- Fangen Sie am besten früh damit an, den Schulweg zusammen mit Ihrem Kind abzugehen.
- Der kürzeste Weg muss nicht der sicherste Weg sein.
- Versuchen Sie Fußgängerampeln, -überwege und Überquerungshilfen in die Strecke einzubinden, sofern sie vorhanden sind. Lassen Sie Ihr Kind auch hier zunächst anhalten und selbst nach dem Verkehr schauen.
- Kinder sehen und empfinden anders. Gehen Sie daher auf Bedenken der Kinder ein und betrachten Sie die Welt mal aus der Hocke, also aus der Augenhöhe eines Kindes.
- Räumen Sie Ihrem Kind genügend Zeit für den Schulweg ein. Wer unter Zeitdruck steht, begeht eher Fehler.
- Haben Sie Geduld und trauen Sie Ihrem Kind immer etwas mehr zu! Lassen Sie sich von dem Kind mal zur Schule führen. So erfahren Sie, was das Kind sich gemerkt hat und wie sicher es schon ist. Später kann das Kind auch mal (zunächst unter Beobachtung) alleine zur Schule gehen.
- Gehen Sie auch Alternativstrecken mit dem Kind, damit es bei Veränderungen (zum Beispiel eine Baustelle) nicht überfordert ist.
- Besonders wichtig: Seien Sie selbst ein gutes Vorbild! Die Vorbildfunktion wird leider oft unterschätzt.
- Nicht nur auf dem Schulweg: Ihr Kind sollte gut gesehen werden, auch bei widrigen Sichtbedingungen. Helle Kleidung, leuchtende Farben und Reflektoren helfen, dass ein Fahrzeugführer das Kind bedeutend früher erkennen kann.
- Lassen Sie Ihr Kind nicht zu früh mit dem Fahrrad zur Schule fahren. Kinder unter 8 Jahren sind hierzu meist noch nicht in der Lage, Kinder unter 10 Jahren nur eingeschränkt, denn es müssen zum Teil komplexe Verkehrssituationen erkannt und verstanden werden.
Erst nach Abschluss der Radfahrausbildung im vierten Schuljahr kann man nach bestandener Prüfung von dem entsprechenden Verständnis ausgehen.
Ein letzter Tipp: Haben Sie Geduld mit Ihrem Kind! Kinder sind (zum Glück) verschieden - und jeder hat sein eigenes Tempo, um sich an Neues zu gewöhnen...
Rückfragen bitte an:
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