POL-PPTR: Das Polizeipräsidium Trier stellt die Polizeiliche Kriminalstatistik für das Jahr 2023 vor
Trier (ots)
Die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) des Polizeipräsidiums Trier gibt einen Überblick über die im Kalenderjahr 2023 polizeilich registrierten Straftaten zu ausgewählten Delikten und Kriminalitätsschwerpunkten.
Die im Polizeipräsidium Trier im Kalenderjahr 2023 erfassten Straftaten sind gegenüber dem Vorjahr um 3.534 auf nunmehr 39.525 Fälle gestiegen. Diese Gesamtzahl beinhaltet jedoch 6.795 Verstöße gegen das Aufenthalts-, Asyl- und Freizügigkeitsgesetz. Die Besonderheit an diesen Straftaten ist, dass sie ausschließlich von Asylbegehrenden im Zusammenhang mit ihrer Einreise, ihrem Aufenthalt und ihrer Registrierung in Deutschland begangen werden können und als sogenannte "Formalverstöße" gezählt werden. Mit mehreren Aufnahmeeinrichtungen für Asylbegehrende (AfA) ist das Polizeipräsidium Trier hier stark betroffen.
Ohne diese formalen Delikte, die es in anderen Polizeipräsidien in dieser Ausprägung nicht gibt, liegt die Zahl der Straftaten bei 32.730 gegenüber 31.415 im Jahr 2022 - ein Anstieg von 1.315 Fällen und 4,2 %. Damit liegt die Kriminalitätsentwicklung etwa im Bereich der Vor-Corona-Jahre, die ja ein ganz eigenes Kriminalitätslagebild generierten.
Anja Rakowski, Behördenleiterin des Polizeipräsidiums Trier, benennt eine der Hauptursachen für die Zunahme von Straftaten: "Die voranschreitende Entwicklung der Digitalisierung stellt die Gesellschaft vor immer neue Herausforderungen. Sie wirkt sich ebenso auf geänderte Kriminalitätsphänomene und auf die Häufigkeit von Straftaten aus, denn sie senkt die Schwelle und eröffnet auch Kriminellen neue Möglichkeiten."
Als Messgröße dafür, wie sicher die Menschen in einem Polizeibezirk leben und wie hoch ihr Risiko ist, Opfer einer Straftat zu werden, dient die sogenannte Häufigkeitszahl. Sie beschreibt die Anzahl der Straftaten je 100.000 Einwohner und liegt im Polizeipräsidium Trier mit 5.085 erneut weit unter dem Landesdurchschnitt von 5.834. Im Zuge der Ermittlungen konnten die Ermittler zudem 66,8 % der Straftaten klären und dabei 21.835 Tatverdächtige ermitteln.
"Die Wahrscheinlichkeit, in der Region Trier Opfer einer Straftat zu werden, ist landesweit die geringste. Zudem klärten meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter 66,8 % aller registrierten Straftaten auf und erreichten damit wiederholt einen Spitzenwert," konstatiert Anja Rakowski und stellt fest, dass die Menschen im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Trier in einer der sichersten Regionen in Rheinland-Pfalz leben.
Ausgewählte Deliktsbereiche:
Das Jahr 2023 weist im Deliktsfeld der Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung einen Fünf-Jahres-Höchststand auf. Dieser resultiert in erster Linie aus der Zunahme von Fällen der Verbreitung pornografischer Schriften. Die Steigerung der Fallzahlen beruht im Wesentlichen auf einer Zunahme von gemeldeten Verdachtsfällen der US-amerikanischen Organisation "National Center for Missing and Exploited Children" (NCMEC) an das BKA.
Auffällig ist, dass es sich bei 45 % der Tatverdächtigen bei der Verbreitung von sogenannter Kinderpornografie um Kinder und Jugendliche handelt. Ein Erklärungsansatz ist die vermehrte Nutzung von Sozialen Medien und Messenger-Diensten durch Minderjährige, denen die Rechtslage nicht ausreichend bekannt oder bewusst ist. Jugendtypische und gruppendynamische Prozesse beim Weiterleiten, Empfangen und Speichern von kinderpornografischen Fotos und Videos, z. B. in Klassenchats oder Peergruppen, verwirklichen eine Straftat. Um die Zahl der Straftaten zu reduzieren und junge Menschen für die Gefahren unkontrollierter Nutzung der Sozialen Medien zu sensibilisieren, hat die Kriminalpolizei ein Kooperationskonzept mit Schulen konzipiert und setzt dieses sukzessive um.
Die sogenannten Rohheitsdelikte, zu denen Raub, Körperverletzung und Bedrohung zählen, erfahren in 2023 ein Fünfjahreshoch. Mit 6.748 erfassten Straftaten stieg die Zahl zum Vorjahr um 4,7 %. Der Anstieg wird forciert sowohl von den Raubstraftaten (+ 43) als auch von den Körperverletzungen (+ 178) sowie den Bedrohungen (+ 118). Einen örtlichen Schwerpunkt hierbei bildet die Stadt Trier als Oberzentrum mit den entsprechenden Tatgelegenheitsstrukturen, insbesondere bezogen auf das wiederauflebende "Nacht- und Partyleben".
Die Diebstahlsdelikte steigen in nahezu allen Facetten. Der einfache, der schwere und der Ladendiebstahl weisen die höchsten Belastungszahlen seit fünf Jahren auf. Einfache Diebstähle stiegen von 5.444 auf 6.367 in 2023, schwere um 433 auf 2.456 Taten. Der Anstieg der Ladendiebstähle um 36,7 % auf 2027 Fälle fällt ebenfalls überwiegend in der Stadt Trier mit ihren entsprechenden Tatmöglichkeiten im Einzelhandel an.
Die versuchten und vollendeten Wohnungseinbrüche sind im Jahr 2023 deutlich um 30,1 % auf 402 angestiegen, liegen dennoch unterhalb der Fallzahl vor der Corona-Pandemie. An der Obermosel und im Grenzbereich nach Luxemburg ereignete sich eine Serie von Tageswohnungseinbrüchen. Der Anteil von im Versuchsstadium gescheiterten Wohnungseinbrüchen liegt bei hohen 48,3 %. Von maßgeblicher Bedeutung dürfte hier die nachhaltige Präventionsarbeit im Polizeipräsidium Trier sein, die Interessierte und Betroffene sowohl im Hinblick auf technische als auch auf verhaltensorientierte Schutzmaßnahmen berät. Hausbesitzer und Bauherren setzen verstärkt auf einbruchshemmende Schließmechaniken, Hausbewohner reflektieren zunehmend ihr Verhalten bei Abwesenheit und tragen so selbst zum Einbruchsschutz bei.
Ein nach wie vor aktuelles Thema ist die Sprengung von Geldausgabeautomaten (GAA). An diesem bundesweiten Phänomen ist das Polizeipräsidium Trier mit zwölf Versuchen beteiligt, zwei mehr als in 2022. Die Tätergruppierungen stammen überwiegend aus dem benachbarten Ausland und verhalten sich, sowohl bei der Tatausführung als auch während der Fluchtphase, äußerst rücksichtslos. In neun Fällen kam es zu vollendeten Sprengungen bei denen die Täter in fünf Fällen Diebesgut erlangten. Der dabei entstandene Sachschaden liegt bei über einer Million Euro und übersteigt die erlangte Beute um mehr als das Doppelte. Neben den polizeilichen Bekämpfungsstrategien führen auch verstärkte Sicherheitsmaßnahmen der Geldinstitute dazu, dass diese Taten erschwert werden.
Weiterhin belastet das Phänomen des Call-Center-Betrugs (CCB) das Sicherheitsgefühl insbesondere älterer Menschen. Die Maschen "Falscher Polizeibeamter", "Enkeltrick und Schockanruf", "Gewinnversprechen" oder "Falsche Amtsperson/Handwerker" reißen kaum ab und finden immer weitere Varianten, um Menschen um ihr Erspartes zu bringen. Zwar ging die Zahl der registrierten Versuche auf den niedrigsten Stand seit 2020 zurück. Dennoch konnten die psychologisch versiert und sprachlich gewandt agierenden Täter 140 Menschen zur Übergabe von Geld oder Wertgegenständen bewegen. Dabei erbeuteten sie fast 1.400.000 Euro. Gemeinsam mit anderen Akteuren wird die Polizei nicht müde, auf allen möglichen Wegen über die unterschiedlichen Maschen aufzuklären, potentielle Opfer zu warnen und Angehörige, Banken und Taxiunternehmen zu sensibilisieren. "Weder Polizeibedienstete, noch Mitarbeiter der Staatsanwaltschaften und der Gerichte oder Bankmitarbeitende fordern telefonisch zur Angabe von Vermögenswerten oder gar zur Übergabe von Geld und Wertgegenständen vor der Haustür oder an öffentlichen Orten auf," erklärt Anja Rakowski. "Wer das tut, führt Böses im Schilde und ist in der Regel ein Betrüger."
Nahezu unverändert zeigt sich die Rauschgiftkriminalität mit 2871 Verstößen, die sich überwiegend um den verbotenen Umgang mit Cannabisprodukten dreht. Auch hier weist die Stadt Trier eine hohe Belastung auf. Spannend wird die Entwicklung nach der beabsichtigten Teillegalisierung im Laufe dieses Jahres.
Im Juni 2023 wurde im Polizeipräsidium Trier zur Bekämpfung von Straftaten im öffentlichen Raum eine Ermittlungsgruppe eingerichtet, die verstärkt Kontrollen an kriminogenen Örtlichkeiten im Stadtgebiet Trier (insb. Palastgarten) durchführte und diese fortführt. Ziel der Konzeption ist, die Straftaten zu verhindern, Täter zu ermitteln, die Orte sicher zu machen und so das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung zu stärken.
Weitere Ergebnisse und Einzelheiten finden Sie auf unserer Internetseite unter https://s.rlp.de/Iwini
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