POL-PDMY: Verkehrsbericht der Polizeiinspektion Remagen für das Jahr 2018
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Remagen (ots)
Kernaussagen:
- Gesamtzahl nach vielen Jahren wieder über der Marke von 2.000 - Anstieg von gut 9% gegenüber 2017, vor allem aufgrund von "Blechschäden" - Langzeitbaustelle auf der B 9 macht sich bemerkbar - Kein tödlicher Unfall und die Zahl der Verletzten bewegt sich im Bereich des langjährigen Mittels - Zahl der Unfallfluchten auf Höchststand - positiv: Sehr gute Aufklärungsquote der Polizei - Unfälle mit jungen Fahrern und Senioren verdoppeln sich auf Fünf-Jahres-Sicht - Hauptunfallursachen: Ungenügender Abstand, Fehler beim Wenden oder Rückwärtsfahren und Vorfahrtsverletzungen - Umfangreiche Präventions- und Repressionsmaßnahmen der Polizei
Allgemeines und Eckdaten im Überblick
Der Zuständigkeitsbereich der Polizeiinspektion Remagen umfasst die Städte Remagen und Sinzig, Stadt und Verbandsgemeinde Bad Breisig sowie große Teile der VG Brohltal. Neben einer Vielzahl an innerörtlichen (Neben-)Straßen umfasst das betreffende Straßennetz ca. 60 km Bundesstraßen, mehr als 105 km Landesstraßen und ca. 60 km an Kreisstraßen. Auf diesem Straßennetz ereigneten sich in 2018 insgesamt 2.026 polizeilich aufgenommene Verkehrsunfälle (VU) die somit in die Verkehrsunfallstatistik einfließen. Das sind 171 bzw. 9,2% mehr als noch in 2017. In 1.786 (2017: 1.631) Fällen blieb es bei Sachschäden, bei 240 (224) VU wurden insgesamt 312 (289) Menschen verletzt. Damit heben sich die Remagener-Eckdaten negativ von den entsprechenden Vergleichsdaten des gesamten Landes Rheinland-Pfalz (RLP) ab. Landesweit ging die Gesamtzahl der polizeilich aufgenommenen Unfälle von 2017 zu 2018 um rund zwei Prozent zurück, während sich die Zahl der Verletzten in etwa auf Vorjahresniveau einpendelte.
Die B9 "ist Schuld"!?
In mehr als 99% der Fälle werden Unfälle von Menschen verursacht, selten spielen unvorhersehbare technische Mängel eine Rolle, eine Örtlichkeit für sich allein betrachtet im Grunde nie. Allerdings können sich gute oder weniger gute bauliche Gegebenheiten bzw. örtliche Verhältnisse sehr wohl maßgeblich auswirken - und zwar so oder so. Selbst ohne tiefgreifende Analyse liegt nahe, dass der Anstieg der Unfallzahlen zu einem erheblichen Teil der mehrmonatigen Großbaustelle auf der B 9 zuzurechnen ist: Während auf dem Streckenabschnitt zwischen der "Südeinfahrt Remagen" und den Zu- und Abfahrten aus dem Hochkreisel Sinzig in 2017 nur 25 VU bzw. nur deren 16 im Jahre 2016 gezählt wurden, waren das im Jahre 2018 genau 100. Vor allem das Einfädeln in den Baustellenbereich brachte eine Reihe von Vorfahrts- sowie Auffahrunfällen in den Zufahrtsästen mit sich. Neben dem Anstieg der Unfallzahlen im unmittelbaren Baustellenbereich bringen solche Langzeitbaustellen regelmäßig auch einen Anstieg der Unfallzahlen auf den Umleitungs- und Ausweichstrecken mit sich, da sich hier das Verkehrsaufkommen und die Verkehrsmischung ändert: Das führt bei einigen Autofahrern zu Verunsicherung und Fehlverhalten - und im Ergebnis zu mehr Unfällen. Dieses Phänomen ist be- und anerkannt, lässt sich im Unfalllagebild aber nicht so eindeutig bzw. punktgenau ablesen.
Zwei Tote im Straßenverkehr, aber kein tödlicher Unfall - Wie geht das?
Obwohl im Jahre 2018 auf den Straßen der Region zwei Menschen starben während sie hinter dem Lenkrad saßen, weist die Verkehrsunfallstatistik der PI Remagen für das abgelaufene Jahr keinen einzigen tödlichen Unfall aus. In beiden Fällen stellte sich im Rahmen der polizeilichen Ermittlungen sehr bald heraus, dass die betroffenen Fahrer bereits unmittelbar vor dem Unfallgeschehen ein akutes gesundheitliches Problem hatten was letztlich zum Kontrollverlust über das Fahrzeug und damit zum Unfall führte. Die bei dem jeweiligen Unfall erlittenen Verletzungen hätten nicht zum Tod der Beteiligten geführt. Das Unfallgeschehen war also Folge des Todes und nicht die Ursache, so dass diese Unfälle statistisch-nüchtern betrachtet nicht als tödliche Unfälle gewertet werden.
Unfallflucht - ein Massendelikt
Weder rechtlich noch tatsächlich so wirklich erklären lässt sich, dass die Zahl der Unfälle, bei denen sich mindestens einer der Beteiligten den erforderlichen Feststellungen bzw. seiner Verantwortung zu entziehen versucht, seit Jahren massiv ansteigt. Seit 2014 (341 VU) stieg die Zahl der Verkehrsunfälle mit Flucht bei der PI Remagen - abgesehen von einer kleinen Delle in 2017 - kontinuierlich an und hat im abgelaufenen Jahr mit 453 einen neuen traurigen Rekord erreicht. Anders ausgedrückt: Bei fast jedem vierten Unfall in 2018 versuchte ein Beteiligter Unfallflucht zu begehen! "Versuchte" ist ein gutes Stichwort, denn dem steht gegenüber, dass die Beamten der Polizei Remagen nahezu jeden zweiten Unfallflüchtigen (Aufklärungsquote: 48,1%) ausfindig machen konnten. Diese AQ ist bemerkenswert hoch, denn auf Landesebene bewegt sich dieser Wert regelmäßig zwischen 43 und 44%. Neben dem Werben um aufmerksames Zeugenverhalten hatten und haben es sich die Beamten der Polizei Remagen auf die Fahnen geschrieben, diesem unguten Trend mit verbessertem Qualitätsmanagement in der Sachbearbeitung entgegenzutreten, was erste Früchte zu tragen scheint.
Besondere Gruppen: Kinder - Junge Fahrer - Senioren
Auch wenn die Zahl der Kinderunfälle in 2018 von 13 auf 22 prozentual betrachtet sehr stark gestiegen ist, muss man hier relativierend festhalten, dass 2017 in dieser "Disziplin" ein außerordentlich positives Jahr war und ein Allzeittief markierte. Ansonsten bewegte sich die Zahl der Kinderunfälle seit 2011 in einer Bandbreite zwischen 22 und 33, so dass der Wert von 22 aus 2018 in einem deutlich helleren Licht erscheint. Übrigens verunglückten Kinder häufig als Mitfahrer (9-mal bei 22 VU) und waren nur in sieben Fällen der mutmaßliche Hauptverursacher, davon sechsmal als Fahrradfahrer. Den von vielen Eltern mit besonderer Aufmerksamkeit bedachten Schulweg darf man dagegen getrost als "sehr sicher" bezeichnen: Im vierten Jahr in Folge wurde bei der PI Remagen nur jeweils ein einziger Schulwegunfall registriert - so kann das gerne bleiben!
(Leider) Ganz anders stellt sich die Entwicklung bei den Jungen Fahrern (= 18-24-Jährige) und den Senioren (= über 65 Jahre) dar. Seit 2014 stieg die Zahl der VU mit Beteiligung Junger Fahrer von 226 auf 419 in 2018. Bei den Senioren ist der Anstieg sogar noch rasanter: 237 VU in 2014 stehen deren 483 im abgelaufenen Jahr gegenüber.
Zunächst zu den Senioren: Ein möglicher Erklärungsansatz für den Anstieg könnte darin liegen, dass Mobilität bis ins hohe Alter eine immer größere Rolle spielt. Ältere Menschen fahren mehr und länger Auto, als dies früher der Fall war - und wir werden insgesamt immer älter. Ohne tiefergehende Auswertung bzw. Analyse lassen sich diesen allgemeinen Aussagen nicht unmittelbar aus den harten Daten ableiten. Zumindest für den Bereich der PI Remagen statistisch belastbar ist dagegen die Aussage, dass die unfallbeteiligten Senioren zu rund 63 % als Hauptverursacher ausgemacht werden. Ebenfalls wenig überraschend: Jenseits des 75. Lebensjahres steigt diese Quote noch einmal deutlich an. Immerhin: Senioren sind häufiger in Bagatellunfälle verwickelt. Bei der Verteilung auf die Wochentage nimmt die Zahl der Senioren-VU kurioserweise von Montag (88 VU) bis Sonntag (41 VU) kontinuierlich ab. Senioren verunfallen überwiegend im Zeitfenster zwischen 10.00 und 18.00 Uhr.
Die Entwicklung bei den Jungen Fahren ist ähnlich, aber vielschichtiger. Auffällig ist hier, dass junge Menschen wohl häufiger in (folgen-)schwerere Unfälle verwickelt sind. Bei den insgesamt 419 Unfällen Junger Fahrer wurde in 71 Fällen (= 17%) mindestens ein Beteiligter verletzt. Bezogen auf die Gesamtzahl der Unfälle liegt diese Quote mit 11,8% (240 von 2.026) deutlich niedriger. Ferner wurden die Jungen Fahrer in 48 von den 71 VUP als Hauptverursacher statistisch erfasst - das entspricht einem Anteil von gut 67 % also gut zwei Dritteln. Hauptunfalltage sind der Samstag mit 62 und vor allem der Freitag mit 81 Unfällen. Bei den Zeiten dominiert das Fenster von 12.00 Uhr bis etwa Mitternacht. Auch das dürfte wenig überraschen. Die Zahlen liefern insoweit der in der Bevölkerung verbreiteten Einschätzung Nährboden, dass junge Menschen tendenziell riskanter auf unseren Straßen unterwegs sind.
Alkohol und Drogen
Die Zahl der Unfälle unter Alkohol- und/oder Drogeneinwirkung bewegt sich bei der PI Remagen seit vielen Jahren in einer Schwankungsbreite zwischen 30 und 40 VU. In 2018 wurde dieser Kanal mit 42 Unfällen leicht nach oben durchbrochen. Insbesondere der darin enthaltene Anteil der Drogenunfälle fiel mit zehn VU proportional betrachtet hoch aus. In den Vorjahren schwankte diese Zahl zwischen zwei in 2013 und sieben in 2017. Ob tatsächlich mehr drogenbeeinflusste Fahrer auf den Straßen der Region unterwegs sind oder ob die Polizei noch mehr Gespür bzw. ein schärferes Auge für dieses Phänomen entwickelt hat, lässt sich so ohne weiteres nicht aus dem Zahlenwerk ablesen - möglicherweise ein bisschen von beidem.
Hauptunfallursachen: Abstand, Wenden/Rückwärtsfahren und Vorfahrt
Es mag den ein oder anderen überraschen, dass "Geschwindigkeit" es seit vielen Jahren nicht unter die unrühmlichen TOP 3 der Hauptunfallursachen geschafft hat. Im Rahmen der Unfallstatistik wird zunächst nur die Hauptunfallursache gewertet, auch wenn bei vielen Unfällen mehrere Ursachen zusammen kommen bzw. -zusammenwirken. Die überwiegend hoch frequentierte B 9 bringt beispielsweise viele Stop-and-Go-Situationen mit sich, die immer wieder zu Auffahrunfällen führen - entweder aus Unaufmerksamkeit, in vielen Fällen aber auch aufgrund nicht angepasster Geschwindigkeit. Statistisch bleibt es in beiden Fällen ein Auffahrunfall, wie 727-mal im Jahre 2018. Fehler beim Wenden und Rückwärtsfahren liefern mit 433 VU die zweithäufigste Ursache und Missachtung der Vorfahrt folgt mit 163 Nennungen auf Platz 3, erst dann folgt Geschwindigkeit mit 130 Unfällen. Gerade die deutlich gestiegene Zahl der Vorfahrtsunfälle (2018: 163 VU; 2017: 124; 2016: 102) unterstützt die bereits eingangs geäußerte These, dass die Verhältnisse rund um die Großbaustelle auf der B 9 sich hier negativ auswirken.
Polizeiliche Präventions- und Überwachungsmaßnahmen
Was kann die Polizei tun, um positiv auf die Unfallentwicklung Einfluss zu nehmen? Hier sind neben einer qualitativ guten Unfallaufnahme und aussagekräftigen Analyse, die Mitwirkung in der Unfallkommission, Beratung im Rahmen von Ortsterminen und Verkehrsschauen, Jugendverkehrsschule und Verkehrserziehung sowie themenbezogene Einzelveranstaltungen z.B. in Berufsschulen, im Rahmen von Seniorentreffen, aber auch verkehrserzieherische Grundlagenarbeit mit Flüchtlingen zu nennen. So absolvierten in 2018 im Bereich der PI Remagen 535 Kinder die Jugendverkehrsschule und erwarben den "Fahrradführerschein". Bei zehn Präventionsveranstaltungen wurden fast alle Altersgruppen vom Kindergarten bis ins hohe Alter erreicht.
Allein mit Prävention funktioniert Verkehrssicherheitsarbeit aber (leider) auch nicht. Ein gewisses Maß an Repression und Kontrolldruck ist ebenfalls vonnöten. Losgelöst vom Unfallgeschehen weisen die Daten der PI Remagen für 2018 insgesamt 61 Fahrten unter Alkoholeinwirkung (= mit 0,5 %o und mehr) sowie 47 Fahrten unter Drogeneinwirkung aus. Ferner wurden 296 Strafanzeigen bearbeitet, denen Verkehrsdelikte wie Fahren ohne Fahrerlaubnis oder Versicherungsschutz, Nötigung oder Beleidigung im Straßenverkehr, Kennzeichenmissbrauch oder Urkundenfälschung bis hin zu Gefährlichen Eingriffen in den Straßenverkehr zu Grunde lagen. Darüber hinaus wurden 698 Bußgeldverfahren betrieben und 7.245 Verwarnungsgelder erhoben. In beiden Zahlen fließen zu rund 90% Verfahren ein, die aus dem Bereich der Geschwindigkeitsüberwachung mit Radarwagen, Radarpistole oder dem semistationären Radaranhänger resultieren. Schließlich wurden knapp 400 Mängelberichte ausgestellt, weil z.B. Fahrzeuge in einem nicht vorschriftengerechten Zustand waren oder erforderliche Dokumente oder Ausrüstungsgegenstände im Rahmen der Kontrolle nicht vorgelegt werden konnten.
Die Beamten der PI Remagen werden das Zahlenwerk auswerten und auch in Zukunft ihren Beitrag dazu leisten, durch gezielte Präventions- und Repressionsmaßnahmen für noch mehr Sicherheit auf den Straßen der Region zu sorgen.
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