POL-COE: Kreis Coesfeld/ Vor 70 Jahren wurde die Kreispolizeibehörde Coesfeld neu gegründet - Behörde erinnert in Feierstunde an Neuorganisation der Polizei in NRW
Coesfeld (ots)
Die Kreispolizeibehörde Coesfeld ist in diesem Monat 70 Jahre alt geworden. In einer Feierstunde im Hof Schulze Frenking in Nottuln-Appelhülsen würdigten Vertreter aus Politik, Kommunen und Polizei dieses Jubiläum.
In seiner Begrüßung führte Landrat Dr. Christian Schulze Pellengahr in die Hintergründe des Jubiläums ein und stellte heraus, dass das Land im Jahre 1953 mit der Verabschiedung des "Polizeiorganisationsgesetzes" epochales Neuland betreten habe. Hinter diesem sperrigen Namen steckt die Struktur der heutigen NRW-Polizei. "Nach dem Ende der Verstrickung der Polizei in die Verbrechen des Nazi-Regimes, brauchte es einen Neuaufbau der polizeilichen Strukturen, sodass die Britische Besatzungsregierung konsequent anordnete, dass die Polizei in überwiegend kommunaler Verantwortung geführt werden soll. Dies änderte sich nach langer Diskussion dann erst 1953 mit der Überführung der kommunalen Polizei in die Trägerschaft des Landes."
Wie diese Neuorganisation gelang, erläuterte im weiteren Verlauf des Abends Polizeidirektor Thomas Eder in einem kurzweiligen Impulsvortrag. Er schlug einen historischen Bogen von 1794 bis in die Neuzeit. Dabei erläuterte er, dass die derzeitige Organisation nur zu verstehen sei, wenn man die Ursprünge und die Entwicklung der Polizei in Preußen betrachte. "Preußens Polizei bestand im Wesentlichen aus der militärisch geprägten Gendarmerie in den ländlichen Gebieten und der kommunalen Polizei in den Städten und Gemeinden. Der Landrat, der damals vom König ernannt wurde, hatte die Aufsicht über die Polizei inne."
Insbesondere der preußische Innenminister Carl Severing habe sich in den 1920er Jahren für eine demokratische und bürgerorientierte staatliche Polizei während der Weimarer Republik eingesetzt, die als `Freund und Helfer` wahrgenommen werden sollte, führt Eder aus. Severing gründete Polizeischulen, so auch in Münster. Wie Eder erläuterte, brach mit der Übernahme der Macht durch die Nationalsozialisten die positive Entwicklung jäh ab.
Als die Landtagsabgeordneten Anfang der 1950er Jahre über die Neuorganisation der Polizei debattierten, taten sie dies vor dem geschichtlichen Hintergrund. "Die Polizei sollte nie mehr zum Instrument der Unterdrückung werden und dem Vorbild der Severingschen Polizei folgen", so der Polizeidirektor. Nach einer zweijährigen Diskussion verständigten sich die Abgeordneten auf eine staatliche Polizei mit ziviler Führung. In den großen Städten wurden Polizeipräsidenten und in den Landkreisen die kommunalen Oberkreisdirektoren zu Behördenleitern bestimmt.
Nach Abschaffung der kommunalen Doppelspitze in Nordrhein-Westfalen im Jahr 1994 folgte der nun wieder hauptamtliche Landrat dem Oberkreisdirektor als Behördenleiter der Polizei.
Auf den Impulsvortrag folgte eine Podiumsdiskussion, die der Frage nachging, ob die historisch gewachsene Struktur noch den Ansprüchen an eine moderne Polizei genügt. Landrat Dr. Schulze Pellengahr stellte die enge Verknüpfung zwischen der staatlichen Polizei und der kommunalen Familie heraus, die bürgernahe Polizeiarbeit sehr begünstigt.
Der Sprecher der Bürgermeister im Landkreis, Wilhelm Sendermann, stimmte dem zu und berichtete über die gute Zusammenarbeit zwischen dem kommunalen Ordnungsdienst und der Polizei in Olfen. Stefan Querl, der Leiter des Geschichtsortes Villa ten Hompel in Münster, stellte heraus, dass die nordrhein-westfälische Polizei sich sehr bei der Aufarbeitung der Vergangenheit engagiere und viel unternehme, um negativen Entwicklungen vorzubeugen. Dietmar Panske, Landtagsabgeordneter im für die Polizei zuständigen Innenausschuss in Düsseldorf, unterstrich die Stärken der gegenwärtigen, bürgernahen Polizeistruktur. Er betonte, dass es gegenwärtig keine ernstzunehmenden politischen Initiativen gebe, die bewährte Organisation aufzugeben.
Untermalt wurde die Feierstunde durch ein Quartett des Landespolizeiorchesters unter der Leitung von Scott Lawton mit einem passenden Streifzug durch die Musikgeschichte der letzten 70 Jahre.
Rückfragen bitte an:
Polizei Coesfeld
Pressestelle
Telefon: 02541-14-290 bis -292
Fax: 02541-14-195
http://coesfeld.polizei.nrw
Original content of: Polizei Coesfeld, transmitted by news aktuell