92 Prozent der Deutschen würden Mehrkosten für Medikamente aus heimischer Produktion in Kauf nehmen
Stuttgart (ots)
- Repräsentative Umfrage im Auftrag der Robert Bosch Stiftung zeigt grundsätzliches Vertrauen der Deutschen in die Gesundheitspolitik vor dem Hintergrund der Corona-Krise.
- In einzelnen Bereichen sieht die große Mehrheit der Bürger jedoch Reformbedarf. Sehr wichtig sind ihnen eine bezahlbare Gesundheitsversorgung, bessere Arbeitsbedingungen für Pflegepersonal sowie der gleiche Zugang aller zu einer hochwertigen medizinischen Versorgung.
- Über erste Reformvorschläge diskutiert Bundesgesundheitsminister Jens Spahn mit Bürgern der Initiative Neustart!
Die überwältigende Mehrheit (92 Prozent) der Bundesbürger ist der Meinung, dass bestimmte Medikamente und Schutzmaterialien künftig verstärkt in Deutschland oder Europa produziert werden sollten, auch wenn die Preise dadurch steigen. Das grundsätzliche Vertrauen in das deutsche Gesundheitssystem wird durch die Angst vor Lieferengpässen aber kaum erschüttert. So haben zwei Drittel der Deutschen (69 Prozent) großes (55 Prozent) oder sogar sehr großes Vertrauen (14 Prozent) darin, dass die Politik auch in Zukunft eine qualitativ hochwertige und bezahlbare medizinische Versorgung für alle Bürger sicherstellt. Das zeigen die Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage im Auftrag der Robert Bosch Stiftung GmbH. Dazu hat das Meinungsforschungsinstitut forsa vom 22. bis zum 28. Mai 2020 1.011 Personen ab 18 Jahren in Deutschland befragt.
Reformbedarf trotz bestandenem Corona-Stresstest
"Das deutsche Gesundheitssystem hat den Corona-Stresstest bisher gut gemeistert. Das weiß die Bevölkerung zu schätzen. Sie sieht aber durchaus, dass unser Gesundheitssystem an vielen Stellen unter Druck steht", sagt Dr. Bernadette Klapper, Leiterin des Bereichs Gesundheit der Robert Bosch Stiftung. So will zwar nur eine Minderheit (16 Prozent) das Gesundheitssystem von Grund auf verändert sehen, Reformbedarf in einigen Bereichen sieht aber die große Mehrheit der Bürger (69 Prozent). An erster Stelle stehen dabei eine bezahlbare Gesundheitsversorgung (76 Prozent), bessere Arbeitsbedingungen für Pflegepersonal (75 Prozent) sowie der gleiche Zugang aller Bürger zu einer hochwertigen medizinischen Versorgung (72 Prozent).
Mehr Gesundheitskompetenz an Kitas und Schulen gefordert
Unterschiede zeigen sich in den Altersgruppen. Investitionen in die Ausbildung von medizinischem Personal sehen vor allem Menschen unter 30 Jahren als sehr wichtig an, mehr Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung vor Pandemien hingegen die über 60-Jährigen. Beim Thema Prävention und Gesundheitskompetenz hingegen herrscht Einigkeit: 89 Prozent sind der Meinung, dass Grundkenntnisse zum Thema Gesundheit künftig als fester Bestandteil an Kitas und Schulen vermittelt werden sollten.
Jens Spahn diskutiert mit Bürgern über erste Reformideen
"Das starke Vertrauen der Bevölkerung in die Politik sollte Mut machen, große Baustellen und Reformen jetzt anzugehen. Nach der Krise müssen Themen wie die Weiterentwicklung der Pflegeberufe, die Stärkung der Versorgungsstrukturen in der Fläche und eine Überarbeitung der Sozialgesetzgebung ganz oben auf der Agenda stehen", so Klapper.
Gelegenheit zum Austausch bietet die Robert Bosch Stiftung mit ihrer Initiative „Neustart! Reformwerkstatt für unser Gesundheitswesen“. Im Rahmen der Veranstaltung Bürger im Dialog mit Jens Spahn – digital! diskutiert Bundesgesundheitsminister Jens Spahn mit Bürgerinnen und Bürgern über erste Reformideen, die 2019 bundesweit in Bürgerdialogen entwickelt wurden, u.a. in den Themenfeldern Prävention und Finanzierung. Die für Montag, 15. Juni, geplante Diskussion muss aus Termingründen kurzfristig verschoben werden. Der Dialog wird in den kommenden Wochen nachgeholt.
Die vollständigen Ergebnisse der forsa-Umfrage finden Sie unter www.bosch-stiftung.de/neustart-umfrage.
Über die Neustart!-Initiative
Mit der Initiative "Neustart! Reformwerkstatt für unser Gesundheitswesen" rückt die Robert Bosch Stiftung GmbH die Bedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger in den Mittelpunkt und macht sie zu aktiven Mitgestaltern: in bundesweiten Bürgerdialogen entwickeln sie ihre Vorstellungen für eine zukunftsfähige Gesundheitsversorgung. Aus den Ideen der Bürger entstehen in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern und Experten umsetzbare Reformvorschläge. Bisher erschienen sind Diskussionspapiere zu einer Positivvision unseres zukünftigen Gesundheitssystems und zu den Megatrends, die den Weg in die Zukunft beeinflussen. Außerdem ein Bürgerreport, der die Ergebnisse der ersten Welle von Bürgerdialogen bündelt. In den kommenden Monaten folgen weitere Veröffentlichungen, u.a. zu den Ableitungen aus der Corona-Krise, zu Änderungen in der Versorgungspraxis und zu neuen Ansätzen der Finanzierung. Die abschließenden Ergebnisse und Empfehlungen werden im Frühjahr 2021 im Vorfeld der Bundestagswahl vorliegen. Wissenschaftlicher Partner der Initiative ist die Hertie School mit der von der Robert Bosch Stiftung geförderten Stiftungsprofessur "Health Governance". Weitere Kooperationspartner sind der World Health Summit und die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Mehr Information zur Initiative unter: www.neustart-fuer-gesundheit.de
Über die Robert Bosch Stiftung
Die Robert Bosch Stiftung GmbH gehört zu den großen, unternehmensverbundenen Stiftungen in Europa. In ihrer gemeinnützigen Arbeit greift sie gesellschaftliche Themen frühzeitig auf und erarbeitet exemplarische Lösungen. Dazu entwickelt sie eigene Projekte und führt sie durch. Außerdem fördert sie Initiativen Dritter, die zu ihren Zielen passen.
Die Robert Bosch Stiftung ist auf den Gebieten Gesundheit, Wissenschaft, Bildung, Bürgergesellschaft sowie Internationale Verständigung und Kooperation tätig.
Die Robert Bosch Stiftung bekennt sich zu den Werten und dem Vorbild ihres Stifters, Robert Bosch, und setzt dessen philanthropisches Wirken fort. Mit mehr als 50 Jahren Erfahrung verfügt sie in ihren Fördergebieten über ein breites Wissen, die Qualifikation zur Entwicklung von Lösungen und ein umfangreiches Netzwerk von Partnern, Experten und Praktikern.
Die Robert Bosch Stiftung ist alleinige Trägerin des Robert-Bosch-Krankenhauses in Stuttgart und der zugehörigen Forschungseinrichtungen, Dr. Margarete Fischer-Bosch-Institut für Klinische Pharmakologie (IKP), Robert Bosch Centrum für Tumorerkrankungen (RBCT) und Institut für Geschichte der Medizin (IGM). Sie ist außerdem Gesellschafterin des UWC Robert Bosch Colleges in Freiburg, der Deutschen Schulakademie in Berlin und des International Alumni Center (iac) in Berlin. Die Robert Bosch Stiftung hält rund 92 Prozent der Geschäftsanteile an der Robert Bosch GmbH und finanziert sich aus den Dividenden, die sie aus dieser Beteiligung erhält. Seit ihrer Gründung 1964 hat die Robert Bosch Stiftung rund 1,8 Milliarden Euro für ihre gemeinnützige Arbeit ausgegeben.
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