Schwäbische Zeitung: Die Spielregeln ändern sich - Kommentar
Leutkirch (ots)
Wer schon einmal mit dem Dreamliner geflogen ist, kommt aus dem Schwärmen nicht mehr heraus. Die Kabinenluft ist angenehm feucht und frei von Öldämpfen. Die Fenster sind groß, die Triebwerke leise. Der Dreamliner ist das erste Flugzeug, das zu mehr als der Hälfte aus leichten Verbundwerkstoffen besteht, der komplette Rumpf ist aus Kohlenfaser gefertigt. Grund genug, diese Maschine für einen Superstar zu halten. Doch das Gegenteil ist der Fall. Der Dreamliner gibt seit Jahren Anlass zu Spott und Häme.
Alles begann mit einer Hängepartie. Technische Schwierigkeiten verzögerten die Fertigstellung. Wieder und wieder musste Boeing die Kunden vertrösten. Erstmals ausgeliefert wurde der Dreamliner im September 2011, dreieinhalb Jahre später als versprochen. Dieser Wortbruch wäre nicht weiter schlimm, Lieferverzögerungen sind in der Flugzeugindustrie eher die Regel als die Ausnahme. Auch Boeings einziger Konkurrent Airbus verkalkulierte sich mit dem Riesenflugzeug A380.
Doch gerade ändern sich die Spielregeln. Das amerikanisch-europäische Duopol Boeing und Airbus ist bald Geschichte. Ende des Jahrzehnts steigen die Russen und Chinesen in den Bau von Passagierjets ein. Sollte der Dreamliner seinen Ruf als Pannenflugzeug bis dahin nicht abschütteln, wird es ungemütlich für Boeing.
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