Schwäbische Zeitung: Hausgemachte Probleme - Kommentar zu Befreiung von Netzentgelten
Ravensburg (ots)
Stahlwerke und Aluminiumhütten genießen in Deutschland das Privileg, sich von zweierlei Stromkostenfaktoren befreien zu lassen: Einmal vom Netzentgelt und zum anderen von der EEG-Umlage zur Förderung von Ökostrom. Die Netzentgeltbefreiung beschert kleineren Betrieben und privaten Haushalten Mehrkosten von 800 Millionen Euro auf ihren Stromrechnungen. Weitere geschätzte zwei Milliarden Euro zahlen sie für das, was die Schwerindustrie an EEG-Umlagen einspart.
Ob nun die EU feststellt, dass die deutschen Stromfresser durch die Netzentgeltbefreiung unerlaubt subventioniert werden, oder nicht - faktisch zahlen die Kleinunternehmer und Privathaushalte für die Industrie-Privilegien. Aber nicht nur die Sonderrechte treiben den Strompreis in die Höhe, sondern auch der garantierte Abnahmepreis für eingespeisten Ökostrom.
Nun ist Brüssel aufmerksam geworden und entwirrt hoffentlich auch das übrige Flickwerk der deutschen Energiegesetzgebung. Denn dass ein hoher Stromverbrauch immer zu Nachteilen im internationalen Wettbewerb führen muss, ist nicht automatisch richtig. Besser wäre es, wenn jedes Unternehmen erst nachweisen müsste, dass es im Vergleich zu internationalen Konkurrenten benachteiligt ist, wenn es nicht von den Umlagen befreit wäre.
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